Die Kinderzahlen sinken, aber die Stadt schafft es trotzdem nicht, für ausreichend Kita-Plätze zu sorgen. In Chorweiler ist der Mangel groß.
Kommentar zu Kita-PlätzenGravierender Mangel in Chorweiler – Stadt Köln muss dringend handeln
Die Entwicklung der Kinderzahlen in Köln spielt der Stadt eigentlich in die Karten. Seit Jahren schon sinkt die Anzahl der Kinder im Kita-Alter. Und seit Jahren schon will die Stadt den Ausbau der Betreuungsplätze vorantreiben. Das gelingt ihr auch nach und nach. Aber eben deutlich langsamer als geplant und von vielen Eltern gewünscht. Gerade einmal 187 weitere Kitaplätze sind im Vergleich zum Vorjahr geschaffen worden. Das ist zu wenig.
Bereits im März 2016, also vor fast siebeneinhalb Jahren, hatte der Rat eine Zielquote für die Versorgung von Kleinkindern beschlossen. Allmählich nähern sich die stadtweiten Zahlen diesen Quoten an. Erreicht werden sie aber auch im kommenden Kita-Jahr nicht, wie im aktuellen Statusbericht zum Ausbau der Kindertagesbetreuung nachzulesen ist.
Kitaplätze in Köln: Chorweiler wird abgehängt
Die stadtweiten Durchschnittswerte dürfen vor allem aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in einzelnen Stadtteilen und -bezirken gravierende Mängel bei der Kinderbetreuung gibt. Seit Jahren steht Chorweiler als einsames Schlusslicht am Ende des stadtweiten Rankings: Nicht einmal jedes dritte Kind unter drei Jahren erhält dort einen Betreuungsplatz. Bei den Drei- bis Sechsjährigen geht jedes fünfte Kind leer aus.
Auch in Mülheim sind die tatsächlichen Quoten weit von den angestrebten entfernt, während es gleichzeitig in der Innenstadt bestens um die Kinderbetreuung bestellt ist. Kitaplätze müssen dort entstehen, wo der Bedarf besonders hoch ist. Denn eine Familie aus Chorweiler wird wohl kaum ihr Kind in eine Kita in der Innenstadt bringen.
Insbesondere Stadtteile, die von sozialer Benachteiligung und Armut geprägt sind, brauchen verlässliche Orte der frühkindlichen Bildung. In Kitas wird der Grundstein für die spätere Lernbiografie gelegt. Kinder werden gefördert, lernen spielerisch die deutsche Sprache und erwerben weitere Kompetenzen für ein soziales Miteinander.
Ein wichtiger Stützpfeiler in der U3-Betreuung ist die Kindertagespflege: 13 Prozent der stadtweiten Betreuungsplätze werden von Tagespflegepersonen bereitgestellt. Die Stadt selbst begründet die schlechte Versorgungsquote einzelner Bezirke damit, dass es dort weniger Tagesmütter und -väter gibt. Darum sollte sie dringend dafür sorgen, dass sich die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung der Tageseltern verbessern. Zuletzt waren viele von ihnen mehrfach auf die Straße gegangen, weil sie um ihre Existenz fürchten.
„Wir machen weiterhin große Fortschritte dabei, unsere Versorgungsziele zu erreichen und arbeiten konsequent an dem gewünschten und benötigten Angebot für Kölner Familien“, wird Bildungsdezernent Robert Voigtsberger in der städtischen Bilanz des Kitajahres 2022/23 zitiert. In Chorweiler ist von diesen Fortschritten bisher nichts zu sehen. Die Stadt muss dringend handeln, um die Betreuungssituation dort zeitnah zu verbessern. Mit den aktuellen Zahlen kann und darf die Stadt sich nicht zufriedengeben.