Kommentar zum TötungsfallDer Ebertplatz ist weiterhin ein Brennpunkt
- Gewalt, Drogen, Dreck: Lange galt der Ebertplatz im Norden der Kölner Innenstadt als No-Go-Area. Doch im vergangenen Jahr ist viel passiert. Mit zahlreichen Maßnahmen wurde der Platz zurückerobert – zumindest teilweise.
- Nun wurde dort in der Nacht auf Sonntag ein Mensch getötet. Heißt das, die Maßnahmen sind fehlgeschlagen?
- Nein, kommentiert Tim Attenberger. Das Konzept der Stadt zur Belebung muss weitergeführt werden. Doch das reicht nicht.
Köln – Das vergangene Jahr hat bewiesen, dass sich die Situation am Ebertplatz deutlich verbessert hat. Die Anwohner haben sich diesen Ort weitgehend zurückerobert, seit der Brunnen wieder sprudelt, ein Café eröffnet hat, die defekten Rolltreppen zu Kunstwerken wurden und es Sonnendecks aus Holz gibt. Die Stadt hat den richtigen Weg eingeschlagen, um den Ebertplatz wieder mit positivem Leben zu erfüllen.
Der Erfolg darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Ebertplatz weiterhin ein krimineller Brennpunkt ist. Mehr als 700 Polizeieinsätze innerhalb eines halben Jahrs sprechen eine deutliche Sprache. Die Drogendealer haben den Ebertplatz trotz aller Bemühungen um eine Belebung nicht verlassen. Während sich die Anwohner sonnen, und die Kinder im Wasser des Brunnens spielen, ziehen sie sich in die dunklen Ecken zurück und gehen dort ihren illegalen Geschäften nach.
Tief in der Nacht – wenn die Anwohner schlafen – gehört ihnen der Platz wieder alleine. Die Polizei muss daher ganz besonders zu diesen Zeiten ihre Präsenz zeigen und dafür sorgen, dass die Videokameras zur Überwachung wie angekündigt bis Ende des Jahres einsatzbereit sind.
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Was nicht hilft, sind Schnellschüsse wie die Überlegung, das afrikanische Restaurant in der Passage zu schließen. Das kommt einer Vorverurteilung der Menschen gleich, die sich dort aufhalten. Denn es ist keineswegs so, dass dort ausschließlich Drogendealer verkehren.
Der Tod des jungen Somaliers ist auch kein Beleg dafür, dass das Konzept der Stadt für den Ebertplatz gescheitert ist. Der bisherige Weg gehört konsequent fortgesetzt, denn ohne die Anstrengungen seit 2017 wäre die Situation am Ebertplatz noch deutlich schlechter als sie es jetzt ist.