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Kommentar zur Demo in KölnDer Polizeipräsident hat verbal aufgerüstet

Lesezeit 2 Minuten
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Polizeieinsatz bei der Demonstration in der Kölner Innenstadt gegen den türkischen Militäreinsatz in Nordsyrien.

  1. Kölns Polizeipräsident Uwe Jacob warnte im Vorfeld der Demo von Tausenden Gewalttätern.
  2. Die Veranstaltung in der Kölner Innenstadt blieb jedoch weitgehend friedlich.
  3. Jacob hat mit seinen Aussagen womöglich nicht nur Gewalttäter, sondern auch friedliche Menschen von einer Teilnahme abgehalten.

Köln – Es ist friedlich geblieben am Samstag in der Innenstadt, und das ist das Wichtigste. Mehrere Tausend Menschen haben gegen den Angriff der türkischen Armee in Nordsyrien protestiert, ohne dass es zu Ausschreitungen kam. Angesichts der hochexplosiven Lage im Grenzgebiet der beiden Staaten dürfte wohl nicht nur die Polizei einen ganz anderen Verlauf der Demo befürchtet haben, sondern auch nicht wenige Bürger.

Welchen Anteil die Strategie des Polizeipräsidenten Uwe Jacob an dem allgemeinen Aufatmen hat, wird sich nur schwer bemessen lassen. Mag sein, dass der von ihm angekündigte Großeinsatz der Polizei gewaltbereite Gruppen abgeschreckt hat, sich auf den Weg nach Köln zu machen. Ebenso denkbar ist, dass das von Jacob entworfene Szenario friedfertige Menschen davon abgehalten hat, sich an der Demonstration zu beteiligen oder überhaupt am Samstag in die Innenstadt zu fahren.

„Tausende Gewalttäter"

Am Tag vor der Kundgebung hatte Jacob von „Tausenden Gewalttätern“ gesprochen, die offenbar zu der Kundgebung kommen wollten. Sie reisten „gewaltbereit und bewaffnet“ an, und sie seien „hoch emotionalisiert“.

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Polizeipräsident Uwe Jacob Kurden Demo 211019

Polizeipräsident Uwe Jacob (M.) bei der Großdemonstration am Samstag in der Kölner Innenstadt.

Was er nicht sagte: Dass es sich bei den von ihm als Gewalttäter bezeichneten „jungen Menschen aus dem kurdischen und türkisch-nationalistischen Bereich“ allerdings nicht durchweg um verurteilte Straftäter handelte, sondern in der Mehrzahl wohl um Personen, denen die Sicherheitsbehörden Gewalt zutrauen. Seine Aussage fußte also auf einer Einschätzung der Sicherheitsbehörden.

Mit seiner Verallgemeinerung, trug der Polizeipräsident zur Panikmache bei. Auch für ihn gilt: Gerade in Anbetracht einer aufgeheizten Gefühlslage ist verbales Aufrüsten keine gute Strategie.