Kommentar zum Aus der SüdbrückeIn Köln wird Alternativkultur lieber im Keim erstickt
Köln – Ausschreitungen am Aachener Weiher und ein ausgefallener Open-Air-Sommer im Jugendpark haben im vergangenen Pandemie-Jahr eine Debatte über mangelnde Freiluft-Flächen in Köln entfacht. Die „Südbrücke“ in Poll galt als Hoffnungsträger, sie schien die Lösung für die corona-gebeutelte Branche zu sein, die unter strengen Auflagen arbeiten musste – Baudezernent Markus Greitemann zeigte sich ebenso angetan wie die Veranstalter und das Kölner Publikum. Das hat Lust auf mehr gemacht. Endlich könnte ein dauerhafter Ort entstehen, an dem man abseits etablierter Stätten ein breites Kulturangebot erleben kann.
Südbrücke in Köln: Intransparente Kommunikation im Verfahren
Doch wieder einmal macht die Stadtverwaltung den Kulturschaffenden einen Strich durch die Rechnung. Die genannten Gründe – von Lärmbeschwerden über den Schutz einer Eidechsenart – können nicht wirklich überzeugen. Noch weniger die Kommunikation. Man habe den Betreibern von Anfang an klar gesagt, die temporäre Nutzung sei einmalig gewesen, berichtet die Stadt. Klubkomm und Betreiber sagen genau das Gegenteil: Es habe positive Signale von Verwaltung und Politik gegeben, keinerlei Anzeichen einer Absage. Transparenter Umgang ist das nicht.
Auch den jahrelangen Betrieb der Poller Strandbar auf einem Teil des heutigen Südbrücke-Geländes im Nachgang als „falsch“ zu bezeichnen, um eine verwehrte Genehmigung zu rechtfertigen, wirkt nicht gerade glaubwürdig. Man soll von den Eidechsen so lange nichts gewusst haben? Offenbar sollte die kurzfristige Spielerlaubnis 2021 die Gemüter beruhigen, um weitere öffentliche Diskussionen im Zaum zu halten, wohl wissend, dass eine dauerhafte Stätte hier nicht gewünscht ist.
Das könnte Sie auch interessieren:
Ziel, neue Open-Air-Fläche zu etablieren, nicht erreicht
Was ist aus dem Vorhaben geworden, eine neue Open-Air-Fläche zu generieren? Nach dem missglückten Vorstoß aus der Verwaltung, die Gleueler Wiese als Eventfläche zu prüfen, ist dieses Ziel wohl verfehlt. Die freie Kulturszene ist entsprechend ratlos und enttäuscht. Der Traum einer neuen, unkonventionellen Location ist wieder ein Stück weiter in die Ferne gerückt. Ein Blick in andere Kommunen wie Bonn mit seinen vielen Open-Air-Bühnen auf Grünflächen verstärkt den Eindruck: In Köln wird Alternativkultur lieber verhindert, statt ermöglicht.