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Kölner Open-Air-Location vor AusStadt verhindert „Südbrücke“ – Clubszene entsetzt

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Open-Air-Bühne Südbrücke im Sommer 2021: Benefizkonzert für die Flutopfer. 

Köln – Es sollte eine neue Instanz für Kunst und Kultur in Köln sein. Ein generationenübergreifender Anlaufpunkt für Bürgerinnen und Bürger – mitten in der Stadt. Daran möchten die Betreiber der Open-Air-Location „Südbrücke“ an der Alfred-Schütte-Allee in Poll immer noch festhalten. Doch derzeit herrscht große Verunsicherung bei Linda Schulze und Boris Witschke.

Denn ihr Anfang Mai eingereichter Bauantrag für eine dreijährige Nutzung der Spielstätte wurde kürzlich von der Stadtverwaltung als nicht genehmigungsfähig deklariert. Steht das Projekt nun endgültig vor dem Aus? Eine offizielle Ablehnung sei noch nicht eingetroffen, sagt Geschäftsführerin Schulze, die Hoffnung auf eine Kompromisslösung weiterhin ungebrochen.

Hier lesen Sie den Kommentar.

Südbrücke-Betreiber ahnten nichts von einer Absage

„Es ist traurig. Warum muss es für alle so schwer sein? Wir haben auch schon verloren, weil wir vielen Veranstaltern bereits abgesagt haben“, sagt Boris Witschke. Dabei sei das Projekt schon im ersten Corona-Jahr der Stadt vorgestellt worden, man habe positive Signale erhalten. Schulze ergänzt: „Letztes Jahr wurde unser temporärer Antrag innerhalb von zwei Wochen genehmigt. Im Winter hatten wir eine Nutzung für ein Festival eingereicht, ihn aber wegen Corona selber wieder zurückgezogen. Da war noch keinen Rede davon, dass wir nicht genehmigungsfähig seien und wir waren im fortgeschrittenen Verfahren, das heißt, diese Bedenken gab es da noch nicht“, so Schulze.

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Das Gelände der Open-Air-Location Südbrücke

Dieser Aussage widerspricht eine Sprecherin auf Nachfrage des „Kölner-Stadt Anzeiger“: „Die Stadt Köln hat im zweiten Corona-Sommer versucht, die gebeutelte Branche zu unterstützen, corona-konforme Unterhaltung zu ermöglichen und aus der angespannten Gesamtsituation entschieden, ein Auge zuzudrücken. Es wurde mehrfach und unmissverständlich kommuniziert, dass dieses Entgegenkommen einmalig ist und nicht wiederholt werden kann.“

Breites Kulturangebot an der Südbrücke in Köln

Die Veranstalter hatten ein vielfältiges Kulturangebot geplant. Man wolle sich nicht ausschließlich auf Partys oder Konzerte fokussieren: Vielmehr sollte es Comedy, Street Food und auch Flohmärkte geben. Überhaupt hat die Südbrücke ein ganzheitlicheres Verständnis von ihrer Organisation. „Wir verstehen uns als Nachhaltigkeits-Start-Up“, so Witschke. Das Projekt umfasse neben Kultur auch Gemeinschaftsgärten.

Vor allem verfolge man auch den Ansatz der sozialen Nachhaltigkeit: „Wir haben zwei Festangestellte ohne festen Wohnsitz und einen Langzeitarbeitslosen, der vom Arbeitsamt gefördert wird.“ Man ermögliche diesen Menschen die gesellschaftliche Wiedereingliederung. Doch das geht dauerhaft nicht ohne Einnahmen. Ohne Genehmigung also keine Planungssicherheit. Das gefährde das gesamte Projekt, so Witschke.

Stadt Köln gibt verschiedene Gründe für Ablehnung der Südbrücke an

Doch welche Gründe führt die Stadt überhaupt an? Auf Anfrage sagt eine Sprecherin, dass es sich „bei diesem Baugebiet nach Baunutzungsverordnung um ein Industriegebiet handelt und in einem solchen die dort geplante Nutzung nicht erlaubt“ sei.

Der Betrieb einer Location wie der Poller Strandbar, die auf einem Teil des Geländes mehrere Jahre möglich war, bewertet die Stadt im baurechtlichen Sinne aus heutiger Sicht als „falsch“, weil der Artenschutz damals nicht gewahrt worden sei.

Eidechse auf dem Gelände der Open-Air-Bühne Südbrücke

Auf dem Gelände sei nämlich eine Zauneidechse zuhause. Für eine langfristige Umnutzung der Fläche müssten diese Populationen, so die Sprecherin, „auf eine andere, hergerichtete Fläche dauerhaft umgesiedelt werden.“ Die Veranstalter berichten, dass vergangenen Sommer ein Gutachter beauftragt worden sei. Die Eidechse sei daraufhin in einen abgezäunten Bereich auf dem Gelände selbst umgesiedelt worden. Am kommenden Montag werde ihnen Akteneinsicht gewährt, so Witschke, dann könnten sie selber prüfen, inwiefern die Maßnahmen gegriffen haben. Weiter heißt es von der Stadt, dass „die Fläche an ein Wohngebiet grenzt, demgegenüber die vorgegebenen Schallemissionswerte nicht eingehalten werden können (wurden)“.

Eine Statistik über Ordnungsamtseinsätze wegen Lärmbeschwerden werde allerdings nicht geführt. Die Veranstalter zeigen sich überrascht. „Einmal waren sie da. Sie sagten, es sei nicht zu laut. Wir haben keinen Bußgeldbescheid erhalten und uns ist auch nichts Weiteres bekannt“, so Schulze. Auf die Frage, ob die Ablehnung etwas mit benachbarten Großbauprojekten wie dem „Deutzer Hafen“ zu tun haben könnte, erwidert die Sprecherin: „Würde eine solche Nutzung dauerhaft etabliert (was nicht möglich ist), dann würde sie auch in diesem Punkt zu Konflikten führen.“

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Auf dem Gelände gibt es Gemeinschaftsgärten. Die Südbrücke UG versteht als nachhaltige Organisation. 

Die Klubkomm, der Verband der Kölner Clubs und Veranstalter, findet deutlichere Worte. Man sei „fassungslos“. „Verstärkt durch die Pandemie ist es der allgemeine Wunsch nicht nur der jungen Stadtbevölkerung, das Thema Open-Air in Köln zu stärken. Das Ergebnis nach zwei Jahren: Es gibt immer noch keine neue Fläche. Ein Gelände, das bespielbar ist, wird hier verhindert“, sagt Mankel Brinkmann, Vorsitzender der Klubkomm.

Kölner Klubkomm kritisiert Stadtverwaltung scharf

Die Südbrücke sei ein Vorzeigeprojekt. „Hier haben sich verschiedene Menschen aus der Kulturszene zusammengetan, sich Experten gesucht, um den Genehmigungsprozess zu begleiten. Wir sind nicht mehr bereit, das länger hinzunehmen“, so Brinkmann.

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Alle Gespräche im Rahmen einer extra gegründeten Task-Force mit Veranstaltern und Vertretern der Stadt, die positiven Absichtserklärungen von den Parteien, der Stadtspitze und den zuständigen Dezernenten seien somit hinfällig, sagt Jan van Weegen, ebenfalls Klubkomm-Vorstand. „Es scheitert zum wiederholten Mal an der Umsetzung, an der Bauaufsicht.“ Es würden „fadenscheinige“ Begründungen vorgeschoben. Ein ähnliches „Desaster“ habe sich vergangenes Jahr mit der Sommerbühne im Jugendpark zugetragen. Erfreulicherweise sei diese nun in Betrieb, allerdings auch nur, weil sehr erfahrene Akteure am Werk seien. „Normalerweise hätte auch das keine Aussichten gehabt“, so van Weegen.

Gespräche zwischen Verwaltung und Südbrücke geplant

Die Clubbetreiber würden der Südbrücke raten, den Rechtsweg einzuschlagen, falls die Stadt auf ihrem Nein beharrt und keinerlei Spielraum gewährt. Boris Witschke und Linda Schulze setzen indes weiter auf ein konstruktives Miteinander. Für kommenden Mittwoch ist nun zwischen Verwaltung und Betreibern ein Gespräch geplant.

Das hat die Stadt 2022 getan, um Open-Air zu unterstützen

Die Kulturverwaltung hat in Folge eines politischen Beschlusses 300.000 Euro für Open-Air-Aktivitäten zur Verfügung gestellt. Folgende temporäre Spielstätten wurden unterstützt:

  1. Summer Stage
  2. Atelier mobile
  3. Kleiner Offenbachplatz
  4. Mittel flossen auch an Projekte auf bestehenden Open-Air-Standorten wie Odonien, Ebertplatz, Schokoladenmuseum etc.
  5. Eine große, neue und dauerhafte Open-Air-Fläche wurde indes nicht etabliert. Ein Vorstoß aus der Verwaltung, die Gleueler Wiese dahingehend zu prüfen, stieß auf große Kritik. (gam)