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Karnevalsfete und Eishockey-SpielArena-Umbau in zwölf Stunden

Lesezeit 3 Minuten

Ende einer Partynacht der Lachenden Kölnarena: Nachdem alle raus sind, kommen schon bald wieder Neue herein.

Deutz – Und dann ist der ganze Zauber auf einmal vorbei. Knallbunte Disco-Schweinwerfer weichen brutal hellem Arbeitslicht, Putzkolonnen schwärmen aus. In der Lanxess-Arena, wo sich eben noch Zehntausende bei der „Lachenden Kölnarena“ hüpfend und winkend von den Bläck Fööss verabschiedet haben, hangeln sich jetzt Hallenarbeiter durch die 15 Tonnen schwere Technik unter der Arenadecke. Da, wo 4000 bunte Ballons aus Netzen segelten, wo Sektkorken knallten und Indianer mit Prinzessinnen knutschten – da marschieren jetzt kräftige Männer mit hastigen Schritten umher. Zwölf Stunden haben sie Zeit, den Karnevals-Olymp in einen Eishockey-Palast für die Kölner Haie zu verwandeln.

Sonntagnacht, 1 Uhr

„Das war’s mit der Illusion“, sagt Arena-Sprecher Tomasz Grenke. „Wenn die Menschen hierherkommen, muss alles glänzen. Das ist unsere Aufgabe als Dienstleister. Vom ganzen Aufräumen kriegt niemand etwas mit. Wir schaffen hier so etwas wie eine Show-Seifenblase“, sagt er und lässt den Blick durch die Halle schweifen. 30 Minuten haben die Security-Mitarbeiter, um die kostümierte Masse herauszuschleusen.

Was jetzt zählt: Fließende Abläufe. Ineinandergreifendes Arbeiten. Parallelität. Kommunikation. 35 Arbeiter einer externen Dienstleistungsfirma haben den Auftrag, aus der einen Welt eine andere zu machen. 2600 Stühle müssen raus, unter mehreren Schichten Bodenplatten befindet sich die rund um die Uhr gekühlte Eisfläche.

1.40 Uhr

Alle weg. Alles stinkt. Zurück bleiben: massenhaft Müllberge, die nach Bier riechen und nach Zaziki, und manchmal auch nach Schweiß. Putzkräfte – fast nur Frauen – und der Umbau-Trupp – fast nur Männer – schrubben und hantieren wie verrückt. Mit Schaufeln bahnen sie sich ihren Weg durch Plastiktüten und Glassplitter, schleudern die Müllklumpen in Rollcontainer.

3 Uhr

Es ist jetzt wieder etwas zu sehen vom Boden, der aus drei Schichten besteht und abgetragen werden muss. Tief verborgen liegt das Eis. Während die tonnenschweren Scheinwerfergerüste langsam hochfahren, werden weitere Tribünenelemente herausgezogen. Die erste der beiden Bodenschichten aus Holzplatten wird Stück für Stück abgehoben.

9 Uhr

„Dass hier keiner rumsteht, ist ein Kunststück“, sagt Ben Schulz, Produktionsleiter der Lanxess-Arena. Derjenige, der den Umbau koordiniert, mit einem „Universal-Überblick“, wie er es selbst beschreibt. Die einen manövrieren turbinengroße Boxen von der Hallendecke, andere bauen Treppenstufen zusammen. Einer lässt den Videowürfel herabsinken, einer verschraubt Absperrgitter. Die Karnevalsbühne ist der Nordtribüne gewichen. Keiner der Männer ist ansprechbar, „weil die jetzt einfach unter Druck stehen. Das ist aber normal in der heißen Phase“, sagt Tomasz Grenke. In den ersten der insgesamt 60 Logen triefen die Putzlappen.

12.30 Uhr

Die Schutzfolie unter der oberen Bodenschicht wird abgezogen. „Pass doch auf“ schreit ein Arbeiter. 48 Meter über seinem Kopf fahren die schwarzen Vorhänge nach oben – der Oberrang ist eröffnet, 8500 Plätze mehr. Eifrig decken die Männer die zweite Bodenschicht ab. Dann hieven sie die Banden von Paletten, stellen sie auf und montieren das bruchfeste Plexiglas. „Hat doch super geklappt“, sagt Ben Schulz. Hinter ihm glitzert das blanke Eis. Keiner der 14 000 Fans wird später erahnen, wie hier geschuftet wurde, um ein würdiges Zuhause für die Haie zu erschaffen.

15:30 Uhr

Anpfiff. Der KEC empfängt die Grizzlys aus Wolfsburg. Die Haie werden das Spiel mit 0:3 verlieren. Dieses Mal wirkt der Zauber in der Arena nicht besonders lang.