Karl Lauterbach (SPD) hat bei Markus Lanz mit einem Satz für Aufsehen gesorgt. So äußert sich die Kölner Polizei zu seiner Aussage.
Lauterbach-Satz sorgt für Entsetzen„Keupstraße einer der größten Umschlagplätze für Drogen in Deutschland“
Ein Satz von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in der ZDF-Talksendung von Markus Lanz am 8. Februar sorgt für Entsetzen bei der Interessengemeinschaft IG Keupstraße: „Mein Wahlkreis ist Mülheim, Köln. Die Keupstraße ist einer der größten Umschlagplätze für Drogen in ganz Deutschland“, sagte Lauterbach in der Sendung, in der kontrovers über die Cannabis-Legalisierung in Deutschland diskutiert wurde.
Als Moderator Lanz Lauterbach mit einer Aussage von Sebastian Fiedler von der Gewerkschaft der Polizei konfrontierte, der kritisiert hatte, dass ein Dealer künftig legal mit 25 Gramm Cannabis - Stoff für 75 Gramm Joints – herumlaufen dürfe, hatte Lauterbach geantwortet: „Der Dealer, der uns interessiert, den wir auch verfolgen, ist nicht der kleine Fisch, der 25 Gramm dabei hat. Wir sprechen hier über Kilo bis Tonnen. Da werden wir die Ermittlungen fokussieren.“
Kölner Polizei: Aussage Karl Lauterbachs kann so nicht bestätigt werden
In diesem Zusammenhang verwies er auf die Keupstraße als vermeintlich „einer der größten Umschlagplätze für Drogen in ganz Deutschland“. Die Aussage Lauterbachs könne von der Kölner Polizei nicht bestätigt werden, teilte ein Kölner Polizeisprecher auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit.
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Wie oft die Keupstraße im Zusammenhang mit Drogendelikten auffalle, konnte kurzfristig am Freitag nicht recherchiert werden – „gelegentliche Meldungen seien bekannt“, teilte die Polizei am Freitag lediglich mit.
IG Keupstraße traurig und schockiert nach Unterstellung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach
Meral Sahin und Ahmet Erdogan, Vorstände der IG Keupstraße, zeigten sich „traurig und schockiert“ über die Aussage Lauterbachs. „Die Enttäuschung sitzt sehr tief“, sagte Sahin, „auch wenn er sich entschuldigt hat und das auch öffentlich richtigstellen will, lässt sich dieser Schuss nicht mehr rückgängig machen.“ Er zerstöre „jahrelange Aufbauarbeit für die Straße und ihre Anwohner“.
„Karl Lauterbach hat uns immer unterstützt, er ist ein Freund der Straße, der dazu beigetragen hat, das Image der Keupstraße zu verbessern. Dieser Satz ist das Schlimmste, was der Keupstraße passieren konnte“, sagte Erdogan.
Die tiefe Enttäuschung der Anwohnerinnen und Anwohner ist auch auf die Geschichte der Straße zurückzuführen: Nach dem Nagelbombenattentat des rechtsextremen NSU-Trios auf der Keupstraße im Jahr 2004 hatten die Ermittlungsbehörden über sieben Jahre Anwohner und Angehörige der Keupstraße verdächtigt und die „türkische Mafia“ hinter dem Anschlag mit 22 Verletzten vermutet. Die jahrelangen Verhöre und Falsch-Verdächtigungen hatten ganze Familien traumatisiert.
Aussage zur Kölner Keupstraße: Karl Lauterbach nimmt Satz zurück und entschuldigt sich
Lauterbach schwächte seine Aussage auf Anfrage dieser Zeitung am Freitag zunächst deutlich ab und nahm sie wenig später ganz zurück. „Die Keupstraße ist seit vielen Jahrzehnten Ort interkultureller Begegnung, aber war leider lange Zeit auch zugleich von Kriminalität und Drogenhandel betroffen“, sagte er zunächst.
„Diese Lage hat sich - nicht zuletzt durch die zahlreichen Initiativen der IG Keupstraße und die Arbeit der Polizei - glücklicherweise in den letzten Jahren deutlich verbessert. Leider ist die Lage am Wiener Platz noch nicht da, wo sie sein sollte.“
Keupstraße: Gedenkveranstaltung nach Nagelbombenanschlag
Am Samstag fügte er nach einem Gespräch mit der IG Keupstraße gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ hinzu: „Die Keupstraße ist heute keiner der größten Drogenumschlagplätze Deutschlands. Die Aussage ist so nicht richtig. Ich habe mich bei der IG Keupstraße dafür schon persönlich entschuldigt am Wochenende.“
Karl Lauterbach hatte von 2005 bis 2008 sein Kölner Wahlkreisbüro auf der Keupstraße. Er hatte die Keupstraße seinerzeit regelmäßig als Beispiel für gelungene Integration bezeichnet, jedes Jahr am Fastenbrechen teilgenommen und pflegt bis heute enge Kontakte zur Interessengemeinschaft IG Keupstraße.
Er hatte auch bei der Großveranstaltung Birlikte teilgenommen, mit der am 9. Juni 2014 an das Nagelbombenattentat zehn Jahre zuvor erinnert wurde. Aktuell wird für den Juni 2024 eine Neuauflage von Birlikte vorbereitet.