1454 Euro – das ist der Maximalbetrag, den Bafög-Bezieher monatlich mit Unterstützung und Verdienst zur Verfügung haben dürfen. Wie sie davon das Leben in Köln bestreiten, erzählen sie hier.
Von Bafög leben„Die Formulare bedeuten Kampf. Zwei Monate hatte ich gar keine Einnahmen“
Jan-Phillip, 26 Jahre, Student, Köln:
Ich muss im Monat mit weniger als 1454 Euro auskommen. Das liegt daran, dass meine Eltern laut Gesetz zu viel verdienen und ich deshalb nicht den Höchstsatz an Förderung erhalte. Dennoch können meine Eltern mir im Monat nicht 400 Euro geben. Das heißt: Vielleicht könnten sie das theoretisch irgendwie schon, aber dann müssten sie selbst auf sehr viel verzichten. Mein Vater ist mittlerweile in Rente, meine Mutter arbeitet wegen gesundheitlicher Probleme nur 30 Stunden in der Woche. Viel Spielraum, mich zu unterstützen, bleibt da nicht. Und ich will sie ja auch nicht arm machen. Außerdem bin ich 25 Jahre alt, da möchte ich auf eigenen Beinen stehen und nicht dauernd auf Geld von meinen Eltern angewiesen sein.
Dass das Bafög vom Einkommen meiner Eltern abhängig ist, halte ich für völlig realitätsfern. Was, wenn das Verhältnis zu Vater und Mutter so schlecht ist, dass man sich gar nicht traut, diese um die relevanten Unterlagen zu bitten? Was, wenn die Eltern selbst sehr hohe Fixkosten haben, weil sie in einer teuren Gegend wohnen? Grundsätzlich ist mir der ganze Berechnungsvorgang bis heute ein Rätsel.
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Unterm Strich führt es dazu, dass ich gezwungen bin, mehr dazuzuverdienen, als ich eigentlich darf. Gerade habe ich meinen dritten Nebenjob angenommen. Eigentlich versuche ich, als freier Journalist Fuß zu fassen. Da meine Verdienstmöglichkeiten in dieser Branche aber sehr unregelmäßig sind, brauche ich ein verlässliches Einkommen, mit dem ich Miete und Essen zahlen kann. Ich würde mir wünschen, dass das Bafög mir diese Sicherheit gibt. Das ist leider nicht der Fall. Mein Anspruch wurde im April um 170 Euro gekürzt.
Die Berechnungen beziehen sich immer auf das vorletzte Einkommensjahr. Meinen Eltern standen im Jahr 2021 rund 7000 Euro mehr zur Verfügung als im Vorjahr, in dem sie Corona-bedingt in Kurzarbeit rutschten. Deswegen können sie mir aber nicht auf einmal fast 200 Euro mehr im Monat geben. Das ist vollkommener Bullshit. Dazu kommt, dass mein Großvater vor zwei Jahren gestorben ist. Der hatte mir finanzielle Unterstützung für das gesamte Bachelor-Studium zugesagt. Meine Eltern haben jetzt immerhin netterweise seinen Anteil übernommen. Dennoch: Nur mit Bafög und der familiären Unterstützung könnte ich nicht einmal die Fixkosten stemmen.
Also arbeite ich ziemlich viel. Das führt immerhin auch dazu, dass ich verglichen mit anderen Studenten gut lebe. Mit meinen Jobs bezahle ich alles, was neben den Fixkosten ansteht. Im Monat habe ich etwa 530 Euro für Lebensmittel und Freizeit zur Verfügung. Im August konnte ich deshalb verreisen, außerdem gönne ich es mir zwischendurch gerne, mit meiner Freundin essen zu gehen.
Einnahmen von Jan-Phillip
- Bafög: 391 Euro seit April
- Großvater/Eltern: 200 Euro
- Arbeit: 800 bis 900 Euro
Ausgaben von Jan-Phillip
- Miete: 509 Euro
- Altersvorsorge: 110 Euro
- Handy: 5 Euro
- Fitness: 25 Euro
- Spotify: 10 Euro
- Netflix: 4 Euro
- Dazn: 10 Euro
- Krankenversicherung 127 Euro
- Outlook/Microsoft: 7 Euro
- Uni: 330 Euro, jedes halbe Jahr
Leon: „Für ein paar Euro mehr möchte ich nicht riskieren, durch die Klausuren zu fallen“
Leon, Sportmanagementstudent, Köln:
Meine Mutter ist alleinerziehend. Deshalb erhalte ich fast den Höchstsatz an Bafög. Der Weg zum Geld war allerdings steinig. Während meines Auslandssemesters habe ich Auslands-Bafög bekommen. Nach meiner Rückkehr musste ich dann wieder einen neuen Antrag stellen. Die Formulare bedeuten immer wieder einen Kampf. Ich habe lange gebraucht – zu lange. Im Dezember habe ich den Antrag eingereicht, um ab Mitte Februar wieder Bafög zu bekommen. Das Geld bekam ich dann allerdings erst Ende April. Ich stand also fast zwei Monate ohne Einnahmen da.
Mein Glück war, dass ich Erspartes hatte. Ich weiß nicht, was ich sonst gemacht hätte. Die Zeit war dennoch sehr nervenaufreibend. Ich habe immer wieder versucht, Druck zu machen, aber die Kommunikation mit dem Amt war super schleppend. Ich hatte das Gefühl, dass ich gegen eine Wand rede.
Neben dem Studium arbeite ich auf Mini-Job-Basis bei einem Catering-Unternehmen. Meine Mutter überweist mir zwar noch das Kindergeld, für ein Leben in Köln reicht die Unterstützung aber auf keinen Fall. Zwei Tage in der Woche bin ich deshalb zum Geldverdienen unterwegs, das ist bei meinem Sportmanagement-Studium zwar möglich, aber die restlichen drei Tage muss ich dafür richtig mit Uni-Sachen vollpacken. Da bin ich dann schon mal von acht bis zwanzig Uhr in Seminaren und Vorlesungen.
Generell ist der Job sehr praktisch, ich würde aber gerne zusätzlich noch einen Studentenjob in meiner Branche annehmen, um für später Berufserfahrung zu sammeln. Das wird mir eigentlich unmöglich gemacht. Die meisten Arbeitgeber suchen studentische Hilfskräfte für 20 Stunden in der Woche. Ich komme wegen der Verdienstbegrenzung also gar nicht erst infrage.
Gerade stecke ich ohnehin in der Klausurenphase und habe weniger Zeit zu arbeiten. Und somit weniger Geld. Das macht sich schon bemerkbar, ich muss auf einiges verzichten. Trotzdem nehme ich es in Kauf, weil ich für ein paar Euro mehr nicht riskieren möchte, durch die Klausuren zu fallen.
Leons Einnahmen
- Bafög: 812 Euro
- Kinderged: 250 Euro
- Mini-Job: 200 Euro
Leons Ausgaben
- Warmmiete: 520 Euro
- Sport: 45 Euro
- Essen: 300 Euro
- Freizeit: 300 Euro
- Kapitalanlage: 80 Euro