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Vier Monate nach Einbruch in KölnWarum wird das zerstörte Fenster im Museum für Ostasiatische Kunst nicht erneuert?

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Ein provisorisches Fenster sichert das Museum für Ostasiatische Kunst am Aachener Weiher auch noch am 9.Januar 2024, knapp vier Monate nach dem Einbruch.

Das Museum für Ostasiatische Kunst am Aachener Weiher ist auch am 9.Januar 2024, knapp vier Monate nach dem Einbruch, noch mit einem provisorischen Fenster gesichert.

Bei der Suche nach den Einbrechern verfolgt die Polizei einen vagen Hinweis, der ins europäische Ausland führt.

In dem Raum, den die Museumseinbrecher in der Nacht zum 13. September voriges Jahr geplündert haben, steht nur noch eine einzige Vitrine. Darin ein paar wenige Exponate – das ist alles, was die Täter bei ihrem Beutezug durch die Schausammlung im hinteren Teil des Museums für Ostasiatische Kunst (MOK) übrig gelassen haben. Statt der ursprünglich ausgestellten wertvollen Porzellanobjekte hängen nun große, eingerahmte Fotos der neun gestohlenen Stücke aus der chinesischen Ming-Dynastie an der Wand.

Der spektakuläre Einbruch in das MOK hatte im Herbst bundesweit Schlagzeilen gemacht. Wer seitdem das Museum besucht, kann sich der Aufmerksamkeit des Wachpersonals gewiss sein. Am Dienstagvormittag dieser Woche wird der einzige Besucher durchweg beäugt, einigermaßen diskret zwar, aber doch spürbar. Immer ist mindestens eine Aufsichtsperson in unmittelbarer Nähe.

Köln: Museum thematisiert Einbruch in seiner Ausstellung

In dem Raum, in dem die Vasen, Teller und Gefäße aus Porzellan ausgestellt waren, informiert eine Schautafel über den Einbruch. Das Museum hat sich entschieden, den Einbruchdiebstahl in der Ausstellung bewusst zu thematisieren. In dem Text auf der Tafel nennt Museumsdirektorin Shao-Lan Hertel die Tat einen „Weckruf“, der weit über Köln hinausreiche. Auf einem Bildschirm an der Wand berichten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des MOK, wie sie von dem Einbruch erfahren haben – und was der Verlust der Exponate in ihnen ausgelöst hat. Noch mehr als der materielle Wert (ungefähr eine Million Euro) wird der „ideelle Wert“ der kostbaren, jahrhundertealten Einzelanfertigungen bedauert. Die gestohlenen Werke stammten aus frühen Ankäufen des Kunstsammler-Ehepaars Adolf und Frieda Fischer.

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So bekennt eine MOK-Mitarbeiterin in dem Film, es falle ihr schwer, sich vorzustellen, dass nun „irgendwelche groben Leute“ mit dem Porzellan umgingen. Eine andere Mitarbeiterin, die noch in der Nacht zum Tatort gerufen worden war, entsetzt die unvorstellbare, brachiale Gewalt, mit der die Einbrecher vorgegangen sein müssen.

Blick in den Ausstellungsraum, aus dem die Täter die Porzellan-Objekte aus den Vitrinen gestohlen haben.

Vor dem Einbruch im September 2023: Blick in den Ausstellungsraum, aus dem die Täter die Porzellan-Objekte aus den Vitrinen gestohlen haben.

Wie die Polizei rekonstruiert hat, stemmten die Diebe ein Fenster zum Parkplatz auf, das nach einem vorhergegangenen, älteren Einbruchsversuch nur provisorisch gesichert war. Zielsicher begaben sie sich in den Schauraum mit dem chinesischen Porzellan, griffen neun Objekte aus den Vitrinen, verpackten sie in eckige Rucksäcke, wie zum Beispiel Lieferdienste sie benutzen, und flüchteten zu Fuß in unbekannte Richtung. Ein Nachtwächter im vorderen Bereich des Museums, aufgeschreckt durch den Lärm, sah nur noch zwei Männer von hinten.

Bei der Fahndung nach den Tätern ist der Polizei bislang kein entscheidender Fortschritt gelungen. Aber immerhin, so heißt es, verfolge man einen vagen Hinweis, eine Spur, die nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ins europäische Ausland führt. Allzu viel jedoch versprechen sich die Ermittler von dem Hinweis nach jetzigem Kenntnisstand nicht.

Vermutet wird nach wie vor, dass es sich um einen Auftragsdiebstahl gehandelt haben dürfte. Der Schwarzmarkt für chinesisches Porzellan hat in den vergangenen Jahren Experten zufolge stark angezogen. Demnach kaufen chinesische Sammler Objekte im großen Stil aus Europa zurück.

Köln: Neues Fenster soll Mitte März eingebaut werden

Nicht nur im Inneren des MOK, auch außen sind die Spuren des Einbruchs weiterhin sichtbar. Das aufgestemmte Fenster ist seit der Tat nur notdürftig gesichert. Ursprünglich hätte die durch den früheren Einbruchsversuch vorgeschädigte Scheibe just in der Woche nach dem Einbruch gegen ein komplett neues und längst bestelltes Fenster ausgetauscht werden sollen, hatte die Stadtverwaltung mitgeteilt. Möglicherweise wäre die Tat dann verhindert worden.

Doch bis heute wurde diese bestellte Scheibe immer noch nicht eingebaut. Auf Anfrage erklärt eine Stadtsprecherin, dass die geplante und schon gelieferte Verglasung nun nicht mehr verwendet werden könne. Denn beim Einbruch am 13. September sei auch der Fensterrahmen so stark beschädigt worden, dass Rahmen und Verglasung noch einmal neu hergestellt werden müssen. Zudem seien nach dem Einbruch „höhere Sicherheitsstandards für das neue Fenster vereinbart worden, was zu einer Änderung der Geometrie und der Abmessungen geführt hat“. Das neue Fenster soll nun zwischen dem 11. und 15. März montiert werden.

Ob die Stadt inzwischen ihre Sicherheitsstandards im MOK und in anderen städtischen Museen weiter erhöht hat, wollte eine Sprecherin „aus Sicherheitsgründen“ nicht beantworten. Nur so viel: Die Maßnahmen würden „kontinuierlich überprüft“.

Für Irritationen hatte vor allem ein einfacher Holzstock gesorgt, der gerade einmal zwei Tage nach dem Einbruch abends in der Glastür zum Haupteingang des MOK klemmte, offenbar um sie von innen zu verriegeln. Ob dieser Stock bis heute Verwendung findet, konnte die Stadt am Dienstag nicht beantworten.