Bauarbeiten in Köln-SülzGymnasiasten können Schulweg nicht mehr mit dem Rad nutzen
Sülz – Von Osten nach Westen und zurück fahren Radfahrer in Sülz am besten auf zwei Routen: auf der Nikolausstraße und ihrer Verlängerung, der Münstereifeler Straße, und auf der Palanter- und der Euskirchener Straße. Vor allem viele der insgesamt 2000 Schüler des Schiller- und Elisabeth-von-Thüringen-Gymnasium radeln täglich auf ihrem Schulweg dort entlang. Die parallel verlaufende Hauptverkehrsachsen, die Zülpicher und Berrenrather Straße sind wegen des Auto- und Straßenbahnverkehrs sowie mangels Schutzstreifen oder -wege für Radfahrer gefährlich.
Wegen Bauarbeiten gesperrt
Bereits vor sieben Jahren hat die Bezirksvertretung Lindenthal daher beschlossen, dass die beliebten Radrouten offiziell Fahrradstraßen werden sollen. Das ist bis heute nicht geschehen. Nur auf dem Stück der Euskirchener Straße hat der Radverkehr mittlerweile Vorfahrt. Mit den restlichen Teilen der Radverkehrsachsen ist gerade das Gegenteil geschehen: Sie wurden gleichzeitig nicht nur für Auto- sondern auch für Fahrradfahrer komplett gesperrt, die Palanterstraße bis Anfang September, die Nikolausstraße noch bis November – wegen zweier Baustellen.
Auf der Palanterstraße wird im Abschnitt zwischen Redwitzstraße und Gustavstraße auf dem Grundstück der Kirchengemeinde St. Karl Borromäus ein Wohnhaus mit Tiefgarage errichtet. Die Nikolausstraße ist gleichzeitig zwischen Gustavstraße und Marsiliusstraße wegen des Abrisses und Neubaus eines Hauses für den Auto- und Fahrradverkehr gesperrt.
Anwohner sind verärgert
Anwohner kritisieren die Vollsperrung der Verkehrsachsen: „Kurz vor Schulbeginn und kurz nach Schulende kann man beobachten, wie sich die große Schar der radfahrenden Kinder und Jugendlichen illegal durch diese Engstellen zwängt, die nur dem Fußgängerverkehr vorbehalten sind“, schildert der Sülzer Eusebius Wirdeier. Sie würden den langen Umweg, der durch die beiden gesperrten Straßen nötig werde, vermeiden. Seiner Ansicht nach ist die Vollsperrung der Verkehrsachsen gar nicht nötig: „Während der Werktage wird die gesperrte Fläche auf der Palanterstraße vor allem zum Abstellen von Fahrzeugen, die zur Baustelle gehören, genutzt“, schildert Wirdeier.
Die Anlieferungsfläche hätte auch ebenso gut an der Redwitzstraße auf dem ohnehin gesperrten Gehweg eingerichtet werden können. So hätte die Palanterstraße zumindest ein Stück weit wieder geöffnet werden können. Auf der Nikolausstraße hätte man die Baustelle nicht auf die gesamte Fahrbahn, sondern nur auf einen Teil davon legen und einen etwa zwei Meter breiter Streifen dem Radverkehr zur Verfügung stellen können.
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Die Verwaltung hält jedoch keine andere Lösung als die Vollsperrungen für möglich: „Es handelt sich um private Bauvorhaben“, so schreibt Robert Baumanns, Sprecher der Stadt, „die im Gegensatz zu öffentlichen Bauten mangels frühzeitiger Einflussmöglichkeiten nur eingeschränkt koordiniert werden können.“ Die Erlaubnis sei unter dem Gesichtspunkt der Verhältnismäßigkeit geprüft worden, dabei sei eine Abwägung zwischen den Interessen der Allgemeinheit und möglichen wirtschaftlichen Schäden für den privaten Bauherrn vorgenommen worden.
„Dabei ist auch zu bedenken“, so die Verwaltung, „dass es keinen Rechtsanspruch auf uneingeschränkte Nutzung bestimmter Straßen gibt, wohl aber auf die Erteilung einer Erlaubnis für die Sondernutzung öffentlichen Straßenlandes, soweit dieses nötig ist, um ein Bauvorhaben umzusetzen.“
Lieferungen erfolgen mittels schweren Lkw
Konkret seien die Vollsperrungen aus folgenden Gründen nötig: Von der Baustelle an der Palanterstraße hätte Erde abtransportiert werden müssen. Nun müsste Baumaterial, vor allem auch Beton, angeliefert werden. Dafür würde der gesamte Straßenbereich benötigt. Die Straße müsse aus Sicherheitsgründen gesperrt bleiben, da die Lieferungen mit schweren Lkw erfolgen. „Eine Freigabe der engen Straße für den Radverkehr“, so Baumanns, „würde zu einer erheblichen Gefährdung der Verkehrsteilnehmer und Verkehrsteilnehmerinnen führen.“
Auf der engen Nikolausstraße nimmt die Baustelle laut Auskunft der Verwaltung zwangsläufig die gesamte Fahrbahn sowie einen der beiden Gehwege komplett in Anspruch. Mehr als den Fußgängern und Fußgängerinnen einen Durchgang von 2,5 Meter Breite einzuräumen, sei nicht möglich. Zu deren Schutz könne dort kein Radverkehr zugelassen werden.
Bezirkspolitiker sind mit der Lösung unzufrieden
Die Bezirkspolitiker kritisieren das Vorgehen: „Die Verwaltung sperrt zwei wichtige Achsen für den Radverkehr in Sülz ohne Alternative“, sagt Roland Schüler (Grüne) „Das ist in etwa so, als würde man für den Autoverkehr die Luxemburger Straße und die Berrenrather Straße komplett sperren. Das hätte sich die Verwaltung aber nie getraut.“ Der Radverkehr würde vom Baustellenmanagement der Stadt nicht ernst genommen. Schüler nennt eine Alternative: „Auf der breiten Berrenrather Straße hätte in jeder Richtung ein Radfahrstreifen auf der Fahrbahn markiert werden können, um einen sicheren Weg für die Radfahrer anzubieten.
Auch Friedhelm Hilgers (SPD) hält dies für eine Alternativlösung. Und Helga Blömer-Frerker (CDU) stört vor allem eines: „Die Sperrung hätte der Bezirkspolitik vorher mitgeteilt und in unserer Sitzung mit dem anwesenden Vertreter der Verwaltung beraten werden können“, sagt sie.