AboAbonnieren

Zu langwierig, zu teuerKölner Linie 13 soll keine U-Bahn werden

Lesezeit 5 Minuten
fullsizeoutput_806

Die Linie 13 an der bisherigen Endhaltestelle "Sülzgürtel" 

Köln-Klettenberg – Einen Ring, den soll es in Köln nicht nur für den Autoverkehr geben, sondern auch für die Straßenbahn. Bereits seit einem Jahrzehnt träumen Politiker und Verkehrsplaner davon, die Stadtbahn-Linie 13 von Klettenberg bis zum Rhein auszubauen und vielleicht noch darüber hinaus bis nach Mülheim, so dass der Schienenkreis geschlossen wäre.

Er würde eine erhebliche Verbesserung des ÖPNV-Netzes in der Stadt bedeuten, als wichtige Verbindung zu einigen radialen Strecken der KVB, beispielsweise zur auf der Bonner Straße verkehrenden Linie 16 und der Linie 12 – und würde zahlreichen Menschen das Umsteigen vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr erleichtern.

Bündnis Verkehrswende Köln legt Studie vor

Das Bündnis Verkehrswende Köln hat nun eine Machbarkeitsstudie erstellt und sie dem Stadtrat, den Bezirksvertretungen Lindenthal und Rodenkirchen und dem Verkehrsdezernat vorgelegt. Nach der Studie soll die Linie 13 oberirdisch verlängert werden, und zwar auch auf der Teilstrecke, die als Nadelöhr gilt: auf dem Klettenberggürtel. Der Platz ist dort durch einen breiten Mittelstreifen mit einer Baumallee beschränkt, auf dem zwei Mal in der Woche ein Wochenmarkt stattfindet. Der Markt und die Bäume sollen auf jeden Fall bleiben dürfen. Südlich verläuft der Gürtel dann durch einen Tunnel unter dem Güterbahnhof Eifeltor. Diesen Weg müsste auch die Straßenbahn nehmen.

Fahrbahn muss 35 Zentimeter tiefergelegt werden

Nach der Studie des Bündnisses kann die oberirdische Lösung wie folgt gelingen: Die Straßenbahn soll danach auf den bisherigen Linksabbiegerspuren des Klettenberggürtels bis zum Rhein hinunter parallel zum Mittelstreifen verkehren. Damit die Stadtbahn den Tunnel unter dem Güterbahnhof Eifeltor passieren kann, soll die Fahrbahn dort 35 Zentimeter tiefer gelegt. Sie würde dann von der Straßenbahn und den Autos gemeinsam genutzt.

An der Rhöndorfer Straße soll eine neue Haltestelle entstehen, die das Quartier noch besser an den ÖPNV anschließt. Der Autoverkehr soll dann auf dem Klettenberggürtel einspurig weitergeführt werden. Die Parkplätze auf dem Mittelstreifen würden wegfallen. Um den Verlust an Parkmöglichkeiten zu kompensieren, könnte eine Quartiersgarage, beispielsweise am Bahndamm, gebaut werden. Mit den Markthändlern, die bislang auf den Stellplätzen ihre Lieferwagen ent- und beladen, soll eine andere Lösung dafür gefunden werden. Sie sollen von der besseren Anbindung des Marktplatzes ebenfalls profitieren.

Kritik am Vorgehen der Verwaltung

Durch den Umbau würden auch 6000 Quadratmeter Aufenthaltsfläche für die Bürger entstehen. Der Grund für die Studie des Bündnisses ist eine andere Machbarkeitsstudie zur Verlängerung der Linie 13, die die Stadtverwaltung ausgeschrieben hat. Dabei sollen vor allem auch Tunnellösungen geprüft werden. Einige Lindenthaler Politiker kritisieren das Vorgehen der Verwaltung: „Das ist wirklich ein erstaunliches Verfahren“, kommentierte Bezirksvertreter Lothar Müller (Linke). Roland Schüler (Grüne) ergänzte: „Bislang hat niemand von einer Tunnellösung geredet. Sie ist durch keinen politischen Beschluss gedeckt.“

fullsizeoutput_802

Auf dem Mittelstreifen des Klettenberggürtels findet zwei Mal in der Woche ein Markt statt. Dahinter führt der Gürtel durch einen Tunnel. 

Ihrer Ansicht nach ist sie ganz offensichtlich nicht sinnvoll. Rolf Beierling-Hémonet vom Bündnis Verkehrswende nennt den Grund: „Der Tunnel für die Ost-West-Bahn vom Heumarkt bis zum Aachener Weiher, der derzeit von der Verwaltung geprüft wird, kostet für die zwei Kilometer eine Milliarde Euro und braucht einen Zeitraum von 20 Jahren, bis er realisiert ist“, erläuterte er. „Bei einem 14 Kilometer langen Tunnel in Richtung Süden wäre mit Kosten von mindesten 7 Milliarden Euro und einer Bauzeit von mindestens 60 Jahren zu rechnen.“

Verwaltung weist Kritik zurück

Von der dringend nötigen schnellen Mobilitätswende könne da keine Rede sein. Mit einem oberirdischen Ausbau könnte das Verkehrsnetz deutlich kostengünstiger und viel schneller ausgebaut werden.

Die Verwaltung sieht keinen Grund für die Kritik an ihrem Vorgehen: „Die Machbarkeitsstudie für die linksrheinische Gürtelverlängerung wurde in den regelmäßigen Mitteilungen zur ÖPNV-Roadmap angekündigt und ist Bestandteil des beschlossenen ÖPNV-Bedarfsplans“, schreibt Robert Baumanns, Sprecher der Stadt. Dabei würden sowohl die oberirdischen als auch unterirdische Teilstrecken geprüft, insbesondere auch die Gegebenheiten am Klettenberggürtel. „Die Machbarkeitsstudie des Bündnisses Verkehrswende wird bei der Planung bestmöglich berücksichtigt“, so Baumanns.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Lindenthaler CDU, SPD und FDP unterstützen die Herangehensweise der Verwaltung: „Ich würde mich riesig freuen, wenn die oberirdische Lösung gelingen würde“, sagt Friedhelm Hilgers, Vorsitzender der SPD-Fraktion. „Es ist aber sinnvoll, wenn wirklich alles geprüft wird und auf den Tisch kommt, auch um den Menschen zu zeigen, welchen Eingriff in den Stadtbezirk die Bauwerke zur Folge haben, die für eine Tunnellösung nötig wären.“

KVB ist skeptisch

Auch Gerhard Kaspar (FDP) und Svenja Führer, Fraktionsvorsitzende der CDU, sprechen sich zunächst für eine umfassende Prüfung aus. Die KVB begrüßt die geplante Verlängerung der Linie 13, ist aber skeptisch, ob eine oberirdische Lösung am Klettenberggürtel gelingen kann: „Bei den Lösungsvorschlägen für den Klettenberger Markt sehen wir Probleme, da die Bahnen nach der vorgeschlagenen Lösung ohne jeglichen Sicherheitsabstand direkt hinter den Marktständen fahren müssten“, erläutert KVB-Sprecher Matthias Pesch. Dadurch würden gefährliche Situationen für die Fußgänger entstehen, die zwischen den Marktständen direkt in den Gleisbereich treten würden.

Die Frage sei, ob ein solches Konzept überhaupt genehmigungsfähig wäre. Zudem würde der Platz für die benötigte Haltestelle vor der Eisenbahnunterführung fehlen. Eine gemeinsame Nutzung des Tunnels unter dem Güterbahnhof sei grundsätzlich vorstellbar, müsste aber genauer geprüft werden. „Wir gehen davon aus“, so Pesch, „dass sich hier verschiedene gute Lösungen finden lassen, die jedoch eine tiefergehende Planung und die Kompromissbereitschaft aller beteiligten Akteure erfordert.“