Die Stadt Köln möchte eine Kindertagesstätte mit 90 Kindern dicht machen. Die Eltern sind völlig entsetzt und starten eine Petition.
„Rettet unsere Kita“Eltern sind völlig entsetzt über plötzliche Entscheidung der Stadt Köln
Es ist ein Gefühl der Ohnmacht, das sich in der städtischen Kindertagesstätte im Weyertal breit macht. Eltern sind verzweifelt, Erzieherinnen auch, es wurde viel geweint. Denn die Stadt Köln will die Einrichtung dicht machen. Im Sommer 2025 sei Schluss, verbleibende Kinder müssten verteilt werden. Dabei würde der Eigentümer des Gebäudes den Pachtvertrag gerne verlängern. Die Eltern wollen daher nicht aufgeben und haben eine Petition gestartet. Das Motto: „Rettet unsere Kita!“
Stadt Köln will Kita-Standort aufgeben – Eigentümer würde sanieren
Knackpunkt ist der offenbar marode Zustand der Kita, vor allem im Bereich des Daches und der Elektronik. Eine Sanierung im laufenden Betrieb sei nicht möglich. Die Stadt will den Standort daher komplett aufgeben, obwohl sie dem Vernehmen nach keine Miete bezahlen muss. Denn Eigentümer des Gebäudes ist das Kölner Studierendenwerk. Ein Kooperationsvertrag ermöglicht es vielen Studierenden und auch Beschäftigten, ihre Kinder direkt auf dem Unigelände betreuen zu lassen.
„Das Kölner Studierendenwerk wäre bereit, das Gebäude zu sanieren beziehungsweise am gleichen Standort zu ersetzen“, erklärt Sprecher Klaus Wilsberg auf Anfrage. Voraussetzung sei aber eine langfristige Pachtperspektive, „und die ist nicht gegeben“. Heißt: Die Stadt Köln müsste sich verpflichten, die Kita an diesem Standort weiter zu betreiben, weigert sich aber offenbar. Der Wegfall von Kita-Plätzen für Kinder von Studierenden sei bedauerlich und könne laut Wilsberg auch nicht kompensiert werden.
Köln: Elternbeirat der Kita sollte Stillschweigen bewahren
Die zuständige Fachberaterin des Jugendamts hatte die Elternbeiräte am vergangenen Donnerstag über die bevorstehende Schließung der Kita in Kenntnis gesetzt. „Wir sollten gegenüber den übrigen Eltern Stillschweigen bewahren, weil noch ein offizieller Brief an alle folgen sollte“, so eine Mutter zum „Kölner Stadt-Anzeiger“. Da der Elternbrief trotz Nachfrage zunächst nicht kam, habe man die Eltern selbst informiert. „Die Nachricht hat natürlich großes Entsetzen ausgelöst“, so die Mutter.
„Die Kita funktioniert einfach wunderbar“, sagt ein Vater. „Die Missstände, über die andere klagen, kennen wir nur aus der Zeitung. Die Erzieherinnen sind ausgesprochen engagiert und sind einfach mit dem Herzen dabei.“ Besonders ärgere ihn, dass die Stadt zu Karneval ein paar Meter weiter auf den Uniwiesen „hunderttausende Euro in die Luft bläst, um Volltrunkene vor sich selbst zu schützen“, aber kein Geld für den Erhalt dieser hervorragenden Kindertagesstätte in die Hand nehmen wolle.
Kölner Kita Weyertal: Eltern sind traurig und entsetzt
„Die Entscheidung scheint ohne Rücksicht auf das engagierte Personal getroffen worden zu sein, das sich mit viel Herzblut um die Kinder gekümmert hat“, meint eine andere Mutter, deren mittlerweile drittes Kind in der Kita betreut wird. „Das, was wir haben, ist etwas Besonderes.“ Nun würden befreundete Kinder auseinandergerissen, viele müssten ihr Vorschuljahr in einer fremden Kita ohne die liebgewonnenen Erzieherinnen und Erzieher verbringen. Das sei herzlos, sagen die Eltern.
Die Eltern ärgert es maßlos, so unerwartet vor vollendete Tatsachen gestellt worden zu sein. Auf rettetunserekita.de haben sie im Internet eine Petition an Oberbürgermeisterin Henriette Reker gestartet. „Die Stadt will einen Ort aufgeben, an dem Eltern ihre Kinder nicht bloß verwahrt wissen, sondern morgens wohlbehalten und mit dem besten Gefühl zurücklassen können“, heißt es hier. Das ergebe überhaupt keinen Sinn, „in Zeiten, in denen es allen Ortes an Kinderbetreuung mangelt“.
Stadt Köln: Kleingruppen könnten zusammen wechseln
Erst nachdem der „Kölner Stadt-Anzeiger“ bei der Stadt Köln angefragt hatte, wurde am Dienstag der Elternbrief an alle Eltern der etwa 90 Kita-Kinder versendet. „Es ist uns bewusst, dass die Schließung der Kita bei vielen Familien Trauer, Wut und Ängste auslösen wird“, heißt es in dem Schreiben der Fachberaterin. Alle verbliebenen Kinder könnten in anderen städtischen Kitas weiterbetreut werden, auch könnten kleine Kindergruppen zusammen wechseln, sodass Freundschaften erhalten blieben.
In einer Elternversammlung will die Stadt sich den Fragen der Eltern stellen. Dann muss die Verwaltung auch erklären, warum eine Interimsstätte für die Kinder und Erzieherinnen und eine Rückkehr in den Standort nach einer Sanierung nicht in Betracht kommen. Genug Vorlauf hätte man ja. „Wir hoffen auf eine Lösung“, sagt der Sprecher des Studierendenwerkes. Die sieht die Stadt zum jetzigen Zeitpunkt offenbar nicht. Ein Verbleib an dem Standort sei wirtschaftlich nicht darstellbar.