Yener Gündug hat mit Sohn Tolga zwei Lampen entwickelt, die das Label „Made in Cologne“ tragen.
„Made in Cologne“Ehemaliger Elektriker stellt in Lövenich Designlampen her – Erfolgsgeschichte reicht bis nach New York
„Unsere Lampe besteht aus drei Leuchtringen in den Durchmessern 155, 124 und 90 cm“, beschreibt Yener Gündug die App-gesteuerte Leuchte, die er vor vier Jahren mit seinem Sohn Tolga entwickelt hat. „Sie kann ihr Aussehen permanent verändern: mal sieht sie aus wie ein klassischer Kronleuchter, mal wie die Umlaufbahnen von Planeten, mal fast unsichtbar, weil sie ohne Aufbaurahmen aussieht wie eine Deckenleuchte. Man kauft eine Lampe und hat gleich zehn Modelle.“ Alle Interessierten, die keine 35.000 Euro für eine Lampe ausgeben möchten, können ein Exemplar im Essener Red Dot Design Museum anschauen.
Yener Gündug ist gelernter Elektriker, sein Sohn studiert Wirtschaftsingenieurwesen, beide ergänzen sich durch ihr Fachwissen: der eine kommt aus der Praxis, der andere aus der Wissenschaft. Getüftelt und entwickelt wird in der eigenen Werkstatt in Köln-Lövenich, in der gleich mehrere 3D-Drucker stehen.
Familie kam in den 60ern als Gastarbeiter nach Köln
Yener Gündug kommt aus einer typischen türkischen Gastarbeiterfamilie. Sein Vater kam 1964 nach Köln und arbeitete damals bei den Ford-Werken. Dort wollte er auch seinen Sohn unterbringen. „Als ich 14 Jahre alt war, gab es bei Ford einen ‚Tag der offenen Tür‘. Mein Vater zeigte mir stolz seinen Arbeitsplatz. Aber spätestens in der Montagehalle stand für mich fest, Fließbandarbeit ist nichts für mich“, erinnert sich der in Köln geborene, heute 50-jährige Lampen-Designer.
Yener Gündug machte eine Lehre zum Elektriker und arbeitete zunächst als Angestellter. In der Zeit machte er normale Elektroinstallationen, schloss Waschmaschinen und Kochherde an. Später arbeitete er als Haustechniker im „Aqua Land“ und machte sich 1997 mit 3000 D-Mark Startkapital selbständig. „Ich habe mir eine Werkzeugtasche und eine Bohrmaschine gekauft und bin als Einmannbetrieb mit unserem Privatauto zu den Kunden gefahren. Die Auftragslage war gut und nach sieben Monaten hatte ich bereits den ersten Mitarbeiter“, erzählt Gündug.
Köln: Yener Gündug machte sich 1997 selbstständig
Der Durchbruch für Gündug kam mit dem Bau der Spichernhöfe am Stadtgarten. Dort war er für die gesamte Lichtinstallation zuständig. Der Bauherr sei damals ein sehr anspruchsvoller Kunde gewesen, der ihm, dem gelernten Elektriker, gezeigt habe, dass Licht und Design zusammengehörten.
Das Ehepaar Gündug besuchte von nun an Interieur-Messen, beschäftigte sich mit Innovationen und Lichtplanung. Das erste Firmenfahrzeug wurde angeschafft, ein kleiner Showroom mit Lampen von exklusiven Herstellern in Lövenich eröffnet. „Wir haben schnell gemerkt, dass man einem Elektriker kein Design zutraut, deshalb haben wir uns 2016 als Inneneinrichter und Lichtplaner etabliert und die Firma ‚Licht Cube‘ gegründet, damit die Kunden sahen, dass wir mehr sind als nur Elektriker“, sagt Ehefrau Rahsan Gündug, heute Geschäftsführerin des Unternehmens.
Köln: Neue Lampe besteht aus bis zu 120 Kugeln
Die kleine Familien-Manufaktur hat inzwischen eine weitere Lampe entwickelt, die „Stone in Motion“, eine Pendelleuchte aus Marmorkugeln „Ich mag keine Materialimitate, deshalb fahren wir nach St. Ambrogio in der Nähe vom Gardasee und lassen dort aus großen Onyx-Marmorblöcken acht Zentimeter große Kugeln herstellen. Jede Kugel wird mit einer schmalen Bohrung versehen, um die LED-Lichtquellen einzusetzen“, sagt der Firmenchef Gündug.
Die Marmorkugeln werden in Lövenich zu Pendelleuchten zusammengebaut. Jede Kugel ist elektronisch und smart höhenverstellbar. Je nach Wunsch kann so eine Pendelleuchte aus fünf bis zu 120 Kugeln zusammengesetzt werden. Die Anzahl der Kugeln bestimmt den Preis, der bei rund 7000 Euro beginnt.
Diese Leuchte aus der Lövenicher Manufaktur geht noch dieses Jahr auf eine große Reise. Die amerikanische Firma Crestron, ein Spezialist für außergewöhnliche Steuerung und Beleuchtung, möchte die Pendelleuchte in ihrem New Yorker Showroom dem Publikum präsentieren.
Rückblickend sind die Gündugs stolz auf ihren Weg, vom Gastarbeiterkind über den Elektriker zur Unternehmerfamilie im Bereich Lichtplanung und Lichtdesign. Und natürlich ist die Auszeichnung mit dem international anerkannten Red Dot Award, eines der begehrtesten internationalen Qualitätssiegel, ein besonderes Highlight auf dem Weg gewesen. Noch mehr aber freut es sie, dass sie mit Recht auf ihren Lampen immer das Label „Made in Cologne“ verwenden können.