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Stadionpacht1. FC Köln erwartet schwierige Verhandlungen zur Vertragsverlängerung für Stadion

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt die Choreographie im FC-Stadion.

Die Choreographie der Fans des 1. FC Köln am 25. Februar.

Vor knapp einem Jahrzehnt brauchte es Vermittler, um einen Vertrag zwischen dem 1. FC Köln und den Sportstätten für das Stadion zu schließen.

Die Kölner Sportstätten GmbH (KSS) und Fußball-Erstligist 1. FC Köln haben die Gespräche über einen neuen Pachtvertrag für die Nutzung des Rhein-Energie-Stadions begonnen. Das bestätigte FC-Geschäftsführer Philipp Türoff am Freitagnachmittag. Der aktuelle Vertrag läuft Mitte 2024 aus. Im Idealfall ist eine Lösung bis zum Sommer angedacht, es kann aber auch länger dauern.

Türoff sagte: „Die Gespräche haben begonnen und sind konstruktiv. Aber es ist sehr komplex und viele Fragen sind zu klären. Ich erwarte schwierige Verhandlungen.“

Das Bild zeigt FC-Geschäftsführer Philipp Türoff.

„Ich erwarte schwierige Verhandlungen“, sagt FC-Geswchäftsführer Philipp Türoff zum neuen Pachtvertrag für das Stadion.

Tatsächlich war auch der aktuell gültige Pachtvertrag erst möglich, als sich der damalige Sparkassen-Chef Artur Grzesiek und der frühere Rhein-Energie-Chef Dieter Steinkamp als Vermittler eingeschaltet hatten. Es ging vor allem um die jährliche Pacht. Beide Seiten schlossen den Vertrag am 21. Februar 2014.

Laut Geschäftsbericht der städtischen Tochtergesellschaft Sportstätten zahlt der 1. FC Köln jährlich rund 7,9 Millionen Euro Pacht sowie 1,55 Millionen Euro Betriebskostenzuschuss. In der Zweiten Liga wären es 2,1 Millionen Euro jährliche Pacht. Der FC wollte damals neue Konditionen, weil die zuvor vertraglich vereinbarten 3,5 Millionen Euro ihm in der Zweiten Liga Probleme brachte. Dort sind die Einnahmemöglichkeiten deutlich geringer.

1. FC Köln und die Stadt: Streitfall Gleueler Wiese

Doch nicht nur wegen der nötig gewordenen Vermittlung beim Abschluss des aktuellen Vertrages ist die anstehende Verlängerung spannend – sondern auch aus drei anderen Gründen. Erstens: Es gibt weiter keine Lösung für den umstrittenen Ausbau des Vereins am Geißbockheim. Er wollte unter anderem auf der Gleueler Wiese drei Kunstrasenplätze bauen.

Zweitens: Der FC hatte während der Corona-Pandemie die Pachtzahlungen zunächst gekürzt, es gab Streit darüber, wie rechtmäßig das war. Am Ende einigten sich KSS und Verein. Im KSS-Jahresbericht 2020 heißt es dazu: „Inzwischen hat sich die Ausgangssituation in Bezug auf § 313 BGB ‚Störung der Geschäftsgrundlage‘ in Folge einer Gesetzesanpassung verändert. Damit kann ein gewisser Anspruch des 1. FC Köln auf eine Pachtanpassung angenommen werden.“

1. FC Köln: Ein Stadionkauf erscheint aktuell unrealistisch

Und drittens: Der Club hatte 2017 überlegt, das Stadion zu kaufen oder zu betreiben und möglicherweise zu erweitern. Das Stadion fasst bei Bundesliga-Spielen laut KSS 49.698 Zuschauer. Eine Machbarkeitsstudie von 2019 sah den Ausbau auf rund 75.000 Zuschauer als grundsätzlich machbar an. Allerdings hatte sie sich nicht mit dem Baurecht und dem Lärmschutz auseinandergesetzt. Aktuell erscheint ein Kauf ohnehin unrealistisch, der Klub ist ein Sanierungsfall und hatte voriges Jahr die Schulden mit 65,9 Millionen Euro angegeben.

Bei den Vertragsverhandlungen zwischen Klub und KSS schwingen also all diese teils sehr emotional diskutierten Themen aus der Vergangenheit mit – obwohl formal beim Geißbockheim-Ausbau die Verwaltung zuständig ist und beim Pachtvertrag die KSS.

Verein war sauer auf Teile der Politik

Gerade beim Geißbockheim-Ausbau war der Verein sauer, weil Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und die Kölner CDU den Ausbau auf der Gleueler Wiese am Geißbockheim entweder ablehnten oder über den Bündnisvertrag mit den Grünen und Volt de facto unmöglich machten. Im November hatte das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster die Ausbaupläne für unwirksam erklärt, weil die Stadt formal Fehler gemacht hatte – auf die das Land vorher sogar noch hingewiesen hatte.

Der FC hat Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig eingelegt, weil keine Revision gegen das Urteil zugelassen wurde. Damit ist das OVG-Urteil noch nichts rechtskräftig. Reker hatte sich nach dem Urteil eine Lösung zum Jahreswechsel gewünscht – von 2022 auf 2023. Daraus wurde nichts, die Gespräche laufen weiter.

Da die Ausbaupläne am Geißbockheim seit Jahren nicht voran kommen, wird ein Umzug des Vereins nach Marsdorf immer wahrscheinlicher. Auf dem 4,5 Kilometer vom Geißbockheim entfernten Acker an der A 1 ist eine große städtische Fläche frei. Und FC-Präsident Werner Wolf hatte 2021 Jahr gesagt: „Da wir aus den Problemen der Vergangenheit gelernt haben, fahren wir inzwischen mehrgleisig. Es gibt erste konkrete Planungen für einen neuen zweiten Standort in Köln-Marsdorf.“ Doch der Bau kostet viele Millionen Euro und es stellt sich die Frage, wie der FC das finanziert.