AboAbonnieren

Eine Liebe, die nie vergehtEx-Husar erzählt von erstem Rosenmontagszug – spontan auf dem Pferd

Lesezeit 4 Minuten
Jeck Esch

Kölner Heinz Miebach auf dem Pferd beim Rosenmontagszug.

Heinz Miebach lebt für den Karneval – damals wie heute. Der Senior erzählt von früheren Zeiten als Treuer Husar und seinem größten Karnevalswunsch.

Wenn et Trömmelche jeiht, dann steht er immer wieder parat. Heinz Miebach hat seine blaugelbe Komiteemütze aufgesetzt. Hänneschen, Bärbelchen, Hans Süper, ein Koch mit Höhner-Fanshirt und ein Clown sind allesamt als Stoffpuppen auf seinem Bett versammelt. Miebach läuft in der fünften Jahreszeit zu alter Form auf, auch wenn er mittlerweile im Seniorenheim Haus Andreas am Neuen Grünen Weg lebt. In seinem Herzen ist der 74-Jährige immer noch ein Treuer Husar.

Mit seinem Kostüm als Frau sorgte der Kölner für Empörung

Zwölf Jahre war er Mitglied der gleichnamigen Lindenthaler Karnevalsgesellschaft den Treuen Husaren Blau-Gelb, aber seine Liebe zum Fastelovend währt ewig. Die Liebe zum Karneval – sie liegt ihm wohl im Blut. Sein Großvater war Karnevalsprinz, August I., in Engelskirchen. Dort betrieb er als Konditor das Café Miebach. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Tod seiner Frau zog er mit seinen drei Kindern nach Köln, wo auch Hubert, Vater von Heinz, geboren wurde. Der hatte nach seinem Einsatz im Afrika-Corps während des Zweiten Weltkrieges keine große Lust mehr auf das Tragen von Uniformen.

jeck Esch

Der Senior liebt den Karneval – damals wie heute, und den 1. FC Köln.

Sein Sohn Heinz sammelte aber bereits im Kinderkarneval die ersten Erfahrungen, verkleidet als Bäcker, als Hänneschen oder als Chinese. Später, als er bereits als Postbeamter in Braunsfeld arbeitete, ging er auch einmal als Frau – und sorgte damals bei manchen Jecken noch für Empörung. Doch Miebach hatte Spaß daran, sich im Karneval einmal komplett zu verwandeln. Die blau-gelbe Uniform legte er am 1. April 1973 an. Sein Freund Franz Wallraff nahm ihn mit zum Fischessen in das Husarenkasino an der Albertusstraße.

Alles zum Thema Höhner

Bei seinem ersten Rosenmontagszug saß er auf dem Pferd

Miebach wurde Husar und schwor, sein „Leben lang, Griesgram und Muckertum zu bekämpfen“. Die erste Kampfhandlung: Er hängte ein blaugelbes Plakat der Treuen Husaren an seinem Arbeitsplatz auf. Der Amtsvorsteher hatte nichts dagegen. „Die Post ist ja auch blaugelb“, sagte er. Der erste Rosenmontagszug 1974 wurde zur Mutprobe, denn die Husaren nahmen zu Pferd teil. Der Postbeamte hatte vorher noch nie auf einem gesessen. „Ich bin dann einfach auf das Pferd geklettert und es hat gut geklappt“, schildert er, „aber ich hatte Muskelkater.“

Wenn die Treuen Husaren mich zum Ehrenmajor ernennen, wäre das für mich das Schönste auf der Welt
Heinz Miebach

Etwa 20 berittene Husaren waren alljährlich bei Kölns größtem Karnevalszug mit von der Partie und mussten so einige Abenteuer bestehen. Miebach erinnert sich, als ein Jeck dem Pferd seines Freundes Franz einen Feuerwerkskörper vor die Hufe warf. Es ging durch an der Severinstraße und konnte erst am Waidmarkt gestoppt werden. Die Fotos aus seiner aktiven Zeit zeigen Miebach in Uniform, mit dem befiederten Hut, hoch zu Ross.

Treue Husaren aus Köln-Lindenthal waren seine Familie

Für Miebach sind es Familienfotos, eine Frau und Kinder hat er nicht. Die Husaren waren seine Familie, der Karneval sein Leben. Er mochte besonders die Auftritte von „et Marita Köllner“, Wicky Junggeburth, den Höhnern und den Bläck Fööss, spätestens seitdem er einmal den Bömmel am Gürzenich getroffen hatte. Miebach stand dort in seiner Uniform „Er kam direkt auf mich zu und hat mich liebevoll begrüßt.“

Doch Miebach erlebte den Karneval auch von seiner rauen Seite. „Die Blauen Funken von Köln-Wahn wollten mich im Offiziersheim in Wahn besoffen machen“, erzählt er. Sie verabreichten ihm eine Limonade-Wodka-Mixtur – in reichlicher Menge. Aber Miebach hielt sich fest auf seinen Beinen – und bekam ein Lob dafür: „Der Franz hat später zu mir gesagt: ‚Du bist wirklich der standhafteste Husar, den es gibt‘.“ Das war er bis 1985. Dann musste Miebach sich von den Husaren trennen, aus finanziellen Gründen. Das Wurfmaterial für den Rosenmontagszug und die Uniform wurden zu teuer für ihn.

„Ich konnte nicht immer wieder einen Kredit aufnehmen“, sagt Miebach. Bislang war es so: Andere fuhren in den Urlaub. Heinz Miebach feierte Karneval. Doch die Geldquellen versiegten irgendwann. Seitdem war er mit seiner blaugelben Komiteemütze privat im Karneval unterwegs, besuchte regelmäßig den Ehrenfelder Veedelszug, verfolgte den Rosenmontagszug mit den Treuen Husaren im Fernsehen.

Der Ex-Husar, er hat seinen Rhythmus gefunden: „Am Aschermittwoch freut man sich bereits auf den kommenden 11.11., wenn man endlich wieder Heidewitzka Herr Kapitän singen kann“, so der jecke Senior, „die fünfte Jahreszeit, ist für mich die schönste.“ Und er hat noch einen Wunsch: „Wenn die Treuen Husaren mich zum Ehrenmajor ernennen, wäre das für mich das Schönste auf der Welt.“