Seit mehr als einem Jahrzehnt will der 1. FC Köln am Geißbockheim bauen. Ohne Erfolg. Jetzt fordert der Klub eine Lösung für neue Plätze.
„Gute Nachricht für den 1. FC Köln“Bislang keine Klagen gegen Baugenehmigung für neues Leistungszentrum

So könnte das neue Leistungszentrum des 1. FC Köln im Äußeren Grüngürtel aussehen.
Copyright: Tim Hupe/1. FC Köln
Gegen die Baugenehmigung für den Bau des rund 50 Millionen Euro teuren Leistungszentrum des Fußball-Zweitligisten 1. FC Köln am Geißbockheim liegen aktuell keine Klagen vor. Das teilten das Baudezernat der Stadt Köln und das Verwaltungsgericht Köln dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit. Im vergangenen Herbst hatte die Stadt die Genehmigung erteilt.
Zuvor hatte eigentlich unter anderem die Bürgerinitiative „Grüngürtel für alle“ eine Klage gegen die Baugenehmigung angekündigt, sie aber nie eingereicht. FC-Geschäftsführer Philipp Türoff sagte: „Das ist eine gute Nachricht für den 1. FC Köln.“

Das Geißbockheim von oben aufgenommen, oben ist die Gleueler Wiese zu sehen.
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Doch aktuell befindet sich auf der Fläche für das Leistungszentrum noch ein Fußball-Platz, den der Klub zum Trainieren benutzt. Bevor der Klub keinen neuen Platz hat, wird er das zweistöckige Gebäude nicht bauen.
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Laut Türoff findet am 28. März ein Gespräch von Vertretern von Breiten- und Leistungssport mit der Stadt statt, er sagte: „Es ist absolut letzte Eisenbahn. Wir hätten uns das schon viel schneller gewünscht und brauchen endlich Lösungen für unsere Platz-Probleme.“ Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Worum geht es?
Seit 1953 hat der Verein seine Heimat im Äußeren Grüngürtel in Sülz, trainiert rund um das Geißbockheim. Die Flächen gehören der Stadt, deshalb sind Verwaltung und Stadtrat entscheidend. Der Verein pachtet die Flächen. Seit 2014 plante der Klub ein neues Leistungszentrum sowie drei neue Fußball-Plätze auf der Gleueler Wiese, die im Norden an das Gelände anschließt. Das wollten Naturschützer verhindern, ein jahrelanger Streit inklusive der Suche nach Lösungen begann, auch weil es im Stadtrat keine politisch umsetzbare Lösung gab. Einen neuen Campus nahe der Autobahn1 in Marsdorf für rund 120 Millionen Euro konnte der FC sich einige Zeit vorstellen, voriges Jahr wollte er aber nicht mehr umziehen und konzentriert sich nun wieder auf den Ausbau am Geißbockheim. Im vergangenen Oktober verabschiedete der Stadtrat schließlich einen Kompromiss (wir berichteten).

Philipp Türoff, Geschäftsführer 1. FC Köln.
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Wie sieht der aus?
Dass der FC über ein Erbbaurecht ein Leistungszentrum auf einem bisherigen Kunstrasenplatz neben dem Franz-Kremer-Stadion bauen darf. Doch das Mehrheitsbündnis aus Grünen, CDU und Volt hat seine Zustimmung zu diesem Erbbaurechtsvertrag an drei Bedingungen geknüpft.
Welche sind das?
Erstens: Die Gleueler Wiese darf nicht bebaut werden. Die zweite Bedingung: Die sogenannte Kampfbahn darf nicht baulich verändert werden. Der Rasenplatz liegt nördlich der Gleueler Wiese, der FC pachtet ihn schon. Doch es gibt beispielsweise kein Flutlicht. Und drittens: Der FC darf zwar einen Ascheplatz am Fort Deckstein direkt nördlich der Gleueler Wiese zum Kunstrasenplatz umbauen – aber auch alle anderen bisherigen Nutzer sollen ihn laut Grünen, CDU und Volt „verbindlich mitnutzen“. Die Verwaltung soll zeitnah zusätzliche Trainingskapazitäten schaffen. Wie sie dieses seit Jahren bestehende Problem lösen soll, steht nicht im Antrag. Die politische Lösung lässt im praktischen Alltag viele Fragen offen.

Hendrik Sämisch von „Ballfieber Colonia“.
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Hat die Verwaltung zusätzliche Kapazitäten geschaffen?
Laut Stadtsprecher Alexander Vogel läuft die Prüfung noch. Wie berichtet, nutzt beispielsweise der Sülzer Kinderfußball-Verein „Ballfieber Colonia“ die Kampfbahn und den Ascheplatz. Und die Verantwortlichen des Vereins berichteten im November, dass sie bei einem Treffen mit der Stadt gefragt wurden, ob sie zum Training mit den knapp 150 Kindern des Klubs vom Äußeren Grüngürtel nach Mülheim oder Porz wechseln könnten. Sie lehnten aufgrund der Entfernung ab. Hendrik Sämisch von „Ballfieber Colonia“ sagte jetzt: „Das ist eine große Aufgabe für die Verwaltung, alle zufriedenzustellen.“ Und auch Türoff sagte, dass er einen Platz in maximal fünf Kilometern Entfernung zum Geißbockheim benötige.
Wann fängt der Klub mit dem Bau des Leistungszentrums an?
Wenn der Ascheplatz zum Kunstrasenplatz umgewandelt ist und die Stadt einen weiteren Platz zum Trainieren für den FC gefunden hat. Da der Klub in Hürth mittlerweile einen Platz zum Kunstrasenplatz umgebaut hat, hätte er in diesem Fall die drei Trainingsplätze, die er laut Türoff braucht, um mit dem rund zwei- bis zweieinhalbjährigen Bau des Leistungszentrums zu beginnen. Vor Sommer 2026 wird das aber laut Türoff nicht sein. Der Verein sprach immer von „Satelliten-Plätzen“, wenn es um diese Plätze ging, weil sie noch in der Nähe zum Geißbockheim liegen.
Kann der Verein sich den Bau überhaupt leisten?
Vor drei Jahren hatte Türoff den Klub als „finanzwirtschaftlichen Sanierungsfall“ bezeichnet. Aktuell arbeitet er an einem Finanzierungskonzept und ist „sehr zuversichtlich“.

Drohnen-Blick auf die Gleueler Wiese: Sie soll nicht bebaut werden.
Copyright: Uwe Weiser
Hatten die Ausbau-Gegner nicht Klagen gegen die Baugenehmigung für das Leistungszentrum angekündigt?
Ja. Gegen den Bebauungsplan für die drei Plätze auf der Gleueler Wiese sowie das Leistungszentrum hatten die Bürgerinitiative „Grüngürtel für alle“ und der NRW-Ableger des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) erfolgreich vor dem Oberverwaltungsgericht Münster (OVG) geklagt. Doch das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hatte das Verfahren zurück an das OVG verwiesen, wo es seit rund einem Jahr liegt. Friedmund Skorzenski von der Bürgerinitiative hatte nach dem Ratsbeschluss im Oktober eine Klage gegen die Baugenehmigung für das Leistungszentrum angekündigt. Nun sagte er: „Wir haben darauf verzichtet, weil sie nur eine aufschiebende Wirkung gehabt hätte.“
Und das war es?
Nicht unbedingt. Die Stadt hatte laut Sprecher Vogel viele potenzielle Kläger über die erteilte Baugenehmigung informiert. Doch keiner klagte dagegen. Für die zuvor informierten potenziellen Kläger ist die Möglichkeit einer Klage laut Vogel nach vier Wochen abgelaufen. Für andere gilt laut Vogel die Frist, Klage zu erheben, von einem Jahr. Demnach läuft sie noch rund ein halbes Jahr.

Friedmund Skorzenski von der Bürgerinitiative „Grüngürtel für Alle“.
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Wie ist der Sachstand in Münster?
Die Kläger haben beantragt, das Verfahren ruhend zu stellen. Das bestätigte eine OVG-Sprecherin. Noch müssen Stadt und FC aber zustimmen, sie haben demnach noch keine Stellungnahme abgegeben. Skorzenski begründete den Antrag damit, dass die Politik ja beschlossen hat, für die Gleueler Wiese separat einen neuen Bebauungsplan aufzustellen, um sie als „öffentliche Grünfläche“ zu schützen. Damit hätten die Kläger ihr Ziel erreicht und die Klage in Münster verliert an Relevanz.
Was bedeutet ein ruhendes Verfahren?
Es passiert erstmal nichts. Laut OVG-Sprecherin kann das auch mal Jahre dauern. Entweder eine der beteiligten Parteien beantragt die Wiederaufnahme oder die Kläger ziehen ihre Klage zurück.
Der FC verzichtet also endgültig auf die Gleueler Wiese?
Nein. Türoff hatte immer betont, nur „vorerst“ auf die Gleueler Wiese verzichten zu wollen, je nachdem wie sich die Suche nach Alternativen entwickelt.