Eine alte Platane soll gefällt werden, um zwei Parkplätze wieder nutzbar zu machen. Das Vorhaben ruft die Lindenthaler Bezirkspolitiker auf den Plan.
Für zwei ParkplätzeBezirkspolitiker hinterfragen geplante Baumfällung in Köln-Sülz
Die hohe Platane war wohl schon da, bevor vor vielen Jahrzehnten der Wohnkomplex an der Redwitzstraße 62 in Köln-Sülz errichtet wurde. Sie steht nun am Rand des großen Parkplatzes, der im hinteren Bereich des Grundstücks liegt und überragt alle anderen Bäume dort. Ihre Wurzeln haben sich mittlerweile unter die Parkfläche gegraben. Zwei der rund 55 Stellplätze sind deswegen nicht mehr nutzbar.
Die Eigentümergemeinschaft, der die Wohnungen im Gebäude und die dazu gehörenden Parkplätze gehören, hat deswegen die Fällung des Baumes beantragt. Das veranlasste Lindenthaler Bezirkspolitiker zu einer Stippvisite vor Ort.
Geplante Baumfällung ruft Lindenthaler Bezirkspolitik auf den Plan
Bereits vor einigen Jahren hat der Ausschuss für Landschaftspflege und Grünflächen beschlossen, dass die Bezirksvertretungen vorab über die Entscheidung über Baumfällungen informiert werden müssen und sich innerhalb von zwei Wochen gegenüber der Verwaltung äußern können.
In einigen Fällen sieht die Lindenthaler Bezirkspolitik die anvisierte Fällung tatsächlich skeptisch, so im vorliegenden Fall, in dem ein sehr alter und hoher Laubbaum weichen muss, damit zwei Autos abgestellt werden können. Daher trafen sie sich mit einem Mitglied der Hausverwaltung und des Umweltamtes, um die Lage und das weitere Vorgehen zu besprechen.
Theresa Schlosser von der Münch Wohnungsverwaltung schilderte die Probleme der Eigentümergemeinschaft: „Der gesamte Parkplatz wurde gerade für 20 000 Euro saniert“, sagt sie. Einige Stellplätze hätten aufgrund der Unterwurzelung aber nicht mit neuen Platten versehen werden können. Zwei seien nicht mehr nutzbar.
Für die Fällung der Sülzer Platane ist eine Genehmigung nötig
Zu jeder Wohnung gehöre jeweils ein Stellplatz, die die jeweiligen Eigentümer mit erworben hätten. Es sei ihnen nicht zuzumuten, auf ihre Parkplätze oder Mieteinahmen dafür zu verzichten. Deswegen habe die Gemeinschaft den Antrag auf die Fällgenehmigung gestellt.
Eine Genehmigung ist nötig, weil nach der Baumschutzsatzung alle Laubbäume, deren Stamm einen Umfang von mindestens 80 Zentimetern aufweist, grundsätzlich geschützt sind. Nach der Satzung kann die Verwaltung ausnahmsweise genehmigen, dass ein Baum entfernt wird, beispielsweise wenn ein zulässiges Bauvorhaben sonst nicht, oder nur unter wesentlichen Beschränkungen verwirklicht werden kann.
Auch wenn von dem jeweiligen Baum Gefahren für Personen oder Sachen von bedeutendem Wert ausgehen, die nicht auf andere Weise und mit zumutbarem Aufwand zu beseitigen sind, kann die Behörde die Fällung erlauben.
Lindenthaler Bezirksvertreter: Baumfällung für zwei Parkplätze „schwer nachzuvollziehen“
Die Schäden, die die Wurzeln an den Parkplätzen verursachen, wären aus Sicht der Stadtverwaltung ein ausreichender Grund, um die Fällung zu genehmigen. Daher hat sie die Bezirkspolitik darüber informiert. Die Bezirksvertreter und die Vertreterin der Münch Wohnungsverwaltungsgesellschaft sahen noch eine Alternative: Es sei denkbar, dass an den beschädigten Stellen Wurzelbrücken gebaut und die Stellplätze etwas höher gelegt werden. Das Problem: Die Brücken würden noch einmal sehr viel Geld kosten.
Die Bezirksvertreter stimmten der beabsichtigten Fällung trotzdem nicht zu. „Ein solcher großer Baum ist bedeutsam für das Stadtklima und als Schattenspender“, sagte Roland Schüler (Grüne). Dass er für zwei Parkplätze geopfert werden müsse, sei schwer nachzuvollziehen, zumal der Parkplatz über 50 anderer Stellplätze aufweise.
„Die Frage ist, ob nicht ein zwei andere Eigentümer den Besitzern einen Alternativstellplatz anbieten können“, sagte er. Friedhelm Hilgers, Vorsitzender der SPD-Fraktion war ebenfalls der Meinung, dass man nach einer anderen Lösung als der Fällung suchen sollte. „Vielleicht kann man ja auch die Stellplätze auf dem Parkplatz umorganisieren“, sagte er.
Vielleicht könne die Eigentümergemeinschaft angesichts der Bedeutung des Baumes auch überlegen, ob man das Geld für die Wurzelbrücken nicht doch investiert. Die Bezirksvertretung möchte somit in der kommenden Sitzung mit einem Beschluss der Fällung offiziell widersprechen – und mit den Eigentümern der Wohnungen an der Redwitzstraße 62 eine andere Lösung finden.