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Mehr Sicherheit für Kölner Wahrzeichen15 Tonnen Eisen als Schutz für den Dom

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Das Gitter an der Südseite des Doms hat Paul Nagel hergestellt. 

Köln – Wie überdimensionale Schaschlikspieße wirken die langen Eisenstangen, die der Schmiedemeister Wolfgang Ripke rotglühend aus dem Feuer hebt und auf den Amboss legt. Mit gewaltigen Hammerschlägen bearbeitet dort sein Kollege das heiße Eisen. Ein dritter Kunstschmied ist dabei, eine dickere Stange eckig zu hämmern. Immer wieder schaut sich auch Diplom-Architekt Johannes Nagel in seiner Werkstatt die Fortschritte an.

49 Meter lang, drei Meter hoch: Das sind die Maße des schmiedeeisernen Gitters, das den Dom vor dem Nordportal, also zur Bahnhofsseite hin, künftig vor Verunreinigungen und Vandalismus schützen soll. Ursprünglich geplant war, dass der Zaun bis spätesten Ende des vergangenen Jahres montiert sein sollte. Doch die Arbeiten nehmen mehr Zeit in Anspruch, so dass er nach neuer Planung erst im Frühjahr 2020 stehen soll. Auch der genaue „Verlauf des Gitters wird derzeit noch eng mit den städtischen Gremien abgestimmt“, wie Markus Frädrich, Sprecher des Metropolitankapitels, auf Anfrage mitteilte.

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Im lodernden Feuer wird das Eisen erhitzt. Das Schmieden ist schwere Arbeit. 

Bereits vor 22 Jahren hat Johannes Nagel mit seinem Vater Paul für die Südseite des Doms ein Gitter entworfen. Auch der Auftrag für die Planungen des Zauns an der Dom-Nordseite sei zunächst an seinen Vater gegangen. „Er war beim Ausmessen am Dom in Köln, als er vier Tage vor seinem 91. Geburtstag Gründonnerstag 2016 zusammenbrach und starb“, erinnert sich Johannes Nagel. Nach dem Tod des Vaters wurde der Planungsauftrag aufgelöst. Deshalb sei das Projekt wenig später neu ausgeschrieben worden, er sei eingeladen worden, sich zu bewerben.

Noch vor den Sommerferien hatte er seinen ersten Entwurf für einen modernen Zaun fertig. „Als ich mir die Zeichnungen nach den Ferien noch einmal angeschaut habe, wurde mir klar, dass dieser Zaun so nicht gebaut werden konnte“, berichtet er. „Ihm fehlte einfach die Demut.“ Mit diesem Zaun hätte er dem Dom „eine andere Sprache“ aufgezwungen.

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So rief sich der 56-Jährige die Planungen für den Zaun auf der Südseite ins Gedächtnis. „Damit der Dom rundherum in der gleichen Sprache bleibt“, sagt Nagel. Überzeugen konnte er bei der Präsentation im April 2017 mit dem neuen Entwurf auch das Domkapitel. Vier Varianten seien vorgestellt worden. Schon wenige Stunden nach der Präsentation habe man ihm telefonisch mitgeteilt, dass er die Ausschreibung gewonnen habe. „Natürlich ist solch ein Projekt für mich ein ganz großes Ding“, sagt Nagel. Der Dom sei Weltkulturerbe. „Und ich bin sehr stolz, daran arbeiten zu dürfen.“

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Johannes Nagel zeigt eine der Eisenstangen des neuen Zauns.

Eigens für das Projekt hat Nagel mit Schmiedemeister Andreas Herdt am Wiesenweg in Wesseling im Oktober 2017 eine neue Schmiede gegründet. Denn im Frühjahr 2020 soll der Zaun stehen. Mehr als 10 000 Stunden sind zu leisten, etwa 15 Tonnen Eisen werden verarbeitet. Gut ein Viertel des Zaunes, der aus mehr als 1500 Einzelteilen besteht, sei schon fertig. „Um sie zu schmieden, haben wir bereits elf Tonnen Kohle in den Schmiedeöfen verfeuert“, sagt Nagel.

Gefertigt werden jeweils zwei Meter breite und etwa 400 Kilogramm schwere Elemente. Der Zaun komme auf einen kleinen Sockel, auf den auch vier hohe, eckige Säulen aus Basalt errichtet würden. „Dazwischen spannt sich das Gitter“, erläutert Nagel. Es bekomme vier Tore. Auch der Eingang zur Schatzkammer werde eingefasst. „Dort sind ein Tor und ein kleiner Vorplatz geplant“, sagt Nagel. Zuletzt werde das Gitter schwarz und grün gewachst. „Nur bei der Gestaltung einzelner Gitterspitzen bin ich noch in der Findung“, sagt Nagel.