Missbrauchsprozess in KölnPriester Ue. muss nach Zeugenaussage in Untersuchungshaft
Köln – Spektakuläre Zuspitzung im Missbrauchsprozess gegen den katholischen Priester Hans Ue.: Nach der Aussage einer weiteren Zeugin am Donnerstagnachmittag in nicht-öffentlicher Sitzung ordnete der Vorsitzende Richter Christoph Kaufmann Untersuchungshaft für den Angeklagten an.
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Der 70-Jährige wurde noch im Gerichtssaal verhaftet und in die zuständige Justizvollzugsanstalt gebracht, wie Gerichtssprecher Jan F. Orth auf Anfrage bestätigte.* Die Vernehmung zusätzlicher mutmaßlicher Geschädigter, die Hinweise auf neue Tatvorwürfe aus jüngerer Zeit gaben, habe Kaufmann Anlass gegeben, „den Haftgrund der Wiederholungsgefahr anzunehmen“, sagte Orth.
Missbrauch: Priester bisher in vier Fällen angeklagt
Bislang ist Ue. des Missbrauchs von vier zur Tatzeit minderjährigen Mädchen angeklagt. In den 1990er Jahren sollen ihm in Gummersbach seine drei Nichten zum Opfer gefallen sein. Zudem steht der Vorwurf sexualisierter Gewalt gegen eine Elfjährige im Jahr 2011 im Raum.
Im Prozessverlauf ergaben sich durch Zeugenaussagen und die Meldung einer ganzen Reihe weiterer mutmaßlicher Betroffener konkrete Hinweise auf eine Vielzahl weiterer Vergehen. In mindestens vier Fällen sind die Tatvorwürfe noch nicht verjährt und könnten über eine sogenannte Nachtragsanklage noch in den laufenden Prozess eingeführt werden.
Im Fall einer Verurteilung droht Ue., dem seit 2019 seitens des Erzbistums Köln die öffentliche Ausübung seines Priesteramts per Dekret untersagt ist, eine Haftstrafe von zwei bis 15 Jahren. Ein eigenes kirchliches Verfahren liegt derzeit auf Eis, weil der Ausgang des Strafprozesses abgewartet werden soll.
* In einer früheren Version dieses Beitrags hieß es, Ue. seien Handschellen angelegt worden. Auf Nachfrage sagte Gerichtssprecher Jan F. Orth, dies sei nicht der Fall gewesen. Wir haben die Angabe gelöscht. (jf)