1914 eröffnete im Mülheimer Stadtgarten ein Pavillon, für den sich der Name Teehaus etablierte. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört.
Köln früher und heuteDas tragische Ende vom Teehaus im Mülheimer Stadtgarten
Natürlich wurde der Mülheimer Stadtgarten angelegt, um der Bevölkerung einen Ort der Ruhe und Entspannung zu bieten und das Stadtbild aufzuwerten. Im Frühjahr 1913 war der Park, für den der idyllische Merkerhof abgebrochen worden war, fertig – eine Oase inmitten einer Stadt, der die Schwerindustrie zu einigem Wohlstand verholfen hatte. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs allerdings entwickelte die Oase höllische Züge.
Mülheim hatte sich 1914, vor kölschen 111 Jahren also, zu Köln eingemeinden lassen. Erst nach zähen Verhandlungen allerdings. Vor der Eingemeindung hübschte sich die Braut ordentlich auf. Brunnen entstanden, ein neuer Bahnhof und eben der Stadtgarten. Zur Erstausstattung der 45.000 Quadratmeter großen Grünfläche zählten nicht nur ein Rosengarten an der Charlierstraße, der Märchenbrunnen in Höhe der Lassallestraße und ein Weiher. Kommerzienrat Paul Charlier spendete anlässlich seiner Silberhochzeit zudem 25.000 Goldmark für ein Gartenhaus.
Teehaus im Mülheimer Stadtgarten diente als Unterstand für Besucher
Der Pavillon entstand nach Plänen des Kölner Architekten Emil Rudolf Mewes nahe dem Rosengarten und wurde Anfang Mai 1914 der Öffentlichkeit übergeben. Bei schlechtem Wetter konnten sich die Stadtgarten-Besucher hier unterstellen, für Mütter mit kleinen Kindern war ein Milchverkauf gedacht. Trotzdem etablierte sich der Name Teehaus für das Gebäude mit der vorgelagerten Brunnenanlage. Peter Schmitter, Betreiber des Mülheim-Archivs, bewahrt ein Foto von 1930 auf, das seinen Vater als etwa sechsjährigen Jungen vor diesem Brunnen zeigt.
Das Teehaus nahm ein paar Jahre später ein trauriges Ende. Es war der 28. Oktober 1944, als die englische Royal Air Force einen der verheerendsten Angriffe auf Köln flog und besonders die Stadtteile Mülheim und Buchforst in eine Trümmerwüste mit hunderten Toten verwandelte. An dem sonnigen Herbsttag, der als „Schwarzer Samstag“ in die Geschichte einging, hatte es immer wieder Warnungen vor Fliegerangriffen gegeben, ohne dass etwas Ernsthaftes passiert wäre. Viele Mülheimer wurden leichtsinnig und mieden die Schutzräume.
Als die Flugzeuge am Nachmittag tatsächlich kamen, gerieten auch im Mülheimer Stadtgarten etliche Menschen in den Bombenhagel und starben. Das Teehaus wurde dabei schwer beschädigt. Hier hatten der 64-jährige Josef Huth und seine 22-jährige Tochter Anna Schutz gesucht. Auch sie überlebten nicht.