„Nicht einzusehen“250 Menschen demonstrieren gegen Klinikschließung in Holweide
Holweide – Die Gegner der Schließung des Krankenhauses Holweide geben sich weiter kämpferisch: Nachdem die Ratsmehrheit aus Grünen, CDU und Volt zuletzt im November einen Antrag der Linken-Fraktion auf Erhalt des Krankenhauses abgelehnt hatte, hatte ein Bündnis aus Beschäftigten des Holweider und anderer Krankenhäuser,Gewerkschafterinnen und Holweider Bürgern erneut zu einer Demonstration durch den Stadtteil aufgerufen.
Bei trübem Regenwetter hatten sich gut 250 Protestierende auf der Wiese am Holweider Marktplatz versammelt und zogen nach der Auftaktkundgebung mit Transparenten und Sprechchören über die Bergisch-Gladbacher Straße bis zum Vorplatz des Krankenhauses.
„Damals wurde es als Leuchtturmprojekt bezeichnet“
Unter den Protestierenden fand sich auch Klaus Müller, der nach eigenen Angaben „seit 77 Jahren in Holweide wohnt“. Er erinnerte sich an die Einweihung des Krankenhauses Holweide 1972. „Damals wurde es als Leuchtturmprojekt bezeichnet, das die medizinische Versorgung im rechtsrheinischen Köln sicherstellen soll.“ Er ist überzeugt, dass „Gesundheitsfürsorge eine Daseinsfürsorge ist, die der Staat gewährleisten muss, das darf nicht allein unter ökonomischen Gesichtspunkten bewertet werden.“
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Mit organisiert worden war die Demo von Dr. Henning Frey und Eva Gürster, Verdi-Mitglied und in der Psychiatrie im Krankenhaus Merheim tätig. Sie argumentiert, dass die Schließung bereits mit der Verlegung einer Station von Holweide nach Merheim im vergangenen Oktober begonnen habe. „Zahlreiche Stationen verfallen, weil sie nicht saniert werden, das Pflegepersonal wird unter diesen Bedingungen regelrecht vertrieben.“
Zahlreiche Kündigungen
Auch Beschäftigte im Pflegedienst des Krankenhauses Holweide berichteten bei der Kundgebung von zahlreichen Kündigungen unter den Kollegen. Laut Gürster waren zuletzt sowohl eine Station aufgrund der Pandemie-Situation als auch der Kreißsaal des Hauses für mehrere Tage geschlossen.
Frey betonte, dass Holweide, das einzige Krankenhaus im Bezirk Mülheim, einen Einzugsbereich von 150 000 Personen habe. „Damals ist es gebaut worden, gerade weil Betten fehlten. Das gerade jetzt, da wir immer noch mitten in einer Pandemie stecken, Betten reduziert werden sollen, ist nicht einzusehen.“
Laut Friederike Stolle, Beschäftigte beim LVR-Klinikverbund und Mitglied von Die Linke, habe der Bezirk besonderen Bedarf an medizinischer Versorgung. „Mehreren Stadtteile haben einen besonders hohen Anteil von Über-65-Jährigen und besondere Problemlagen, wie hohe Arbeitslosigkeit und gesundheitlich belastende berufliche Tätigkeiten“, sagte sie.
Kritik an eigener Partei
Ellen Engstfeld, Mitglied im Mülheimer Ortsverband der SPD, kritisierte die Ratsfraktion ihrer Partei für ihre Enthaltung bei der Abstimmung im November. Sie verwies auf die zusammen 9000 Unterschriften, die auf der Straße und bei einer Online-Petition gegen die Schließung gesammelt worden waren. „Das zeigt, es gibt eine Mehrheit in der Bevölkerung für den Erhalt des Krankenhauses. Der Rat sollte sich auf die Seite dieser Mehrheit stellen“, so Engstfeld.
Die Schließung des Krankenhauses Holweide war 2019 im Zuge der geplanten Fusion der Städtischen Kliniken mit der Uniklinik beschlossen worden. An ihrer Stelle soll ein medizinisches Versorgungszentrum entstehen und die Zahl der Betten von 400 auf 100 reduziert werden. (dro)