Neu in der AltstadtWie eine Kölnerin einen Kult-Klub in ein Medizinmuseum verwandelte
Köln – Der Kauri-Keller war einst ein Begriff in Köln. In den 1970er und 1980er Jahren gehörte er zu den wichtigsten Diskotheken der Stadt. Mitten in der Altstadt gelegen, in der Gasse Am Rothenberg 9-11, war er eine Attraktion. Doch zuletzt standen die Räume jahrelang leer.
Die Archäologin und Marketing-Fachfrau Manuela Mirschenz hat sie gemietet, renoviert und eröffnet hier am 5. September ihr Medizinhistorisches Museum. Die Umwandlung war eine harte und nicht immer appetitliche Arbeit. Im heruntergekommenen Kauri-Keller fand sie jede Menge Scherben und Dinge, die sie sich nicht so gerne näher anschauen wollte.
Köln hat reiche Medizin-Geschichte
„Ich wollte die Räume genau in das Gegenteil verwandeln: Hell und einladend, um die Leute neugierig zu machen.“ Und warum ausgerechnet ein medizinhistorisches Museum? Da ist Mirschenz, die bis vor kurzem beim Landesmuseum in Bonn Ausstellungen kuratiert hat, ganz ehrlich: „Weil es das in Köln noch nicht gab.“ Außerdem habe Köln als Römer- und Hafenstadt eine reiche Medizin-Geschichte.
So gibt es denn auch einen hier gefundenen Verschluss einer Amphore zu sehen – neben einem originalen Salbengefäß aus Pompeji. Nachbildungen vom Arztbestecken aus Pompeji werden modernen Geräten gegenübergestellt – und die Unterschiede sind überraschenderweise gar nicht so groß.
Ein kleiner Bereich befasst sich mit der Thema Geburt. Da zeigt sich, dass der Gebärstuhl, auf dem Frauen im Sitzen gebären können und der auf vielen mittelalterlichen Bildern zu sehen ist, heute wieder in Gebrauch ist. „Weil es wohl doch angenehmer für die Frauen ist, Kinder im Sitzen auf die Welt zu bringen“, sagt Mirschenz.
Geschichte des Melaten-Friedhofs
Ein bisschen Grusel darf nicht fehlen. So werden verschiedene Seuchen, mit denen sich die Menschheit herumschlagen musste, dargestellt. Eine Extra-Ecke für die Geschichte des Melaten-Friedhofs ist noch in Arbeit. Auch gibt es eine Knochensäge und Geräte zu sehen, mit denen einst Schädel aufgebohrt wurden.
Hinter dem denkmalgeschützten Haus legt Mirschenz einen kleinen Kräutergarten mit Heilpflanzen an. Die Archäologin finanziert dies alles selbst. „Das war einfach mein Traum“, sagt sie. Der Eintrittspreis wird bei acht Euro liegen (Kinder fünf). Außerdem möchte sie Workshops zum Beispiel zum Thema Klostermedizin anbieten und so auch Gäste anlocken, die traditionsgemäß selten in die Altstadt kommen: die Kölner. Mirschenz, die in Dormagen aufgewachsen hat und sich vor einigen Jahren in die Stadt Köln „verliebt“ hat, hofft aber auch, dass die Schmuddelecken in der Altstadt bald weniger werden.
Kölner in die Altstadt locken
Für Joachim A. Groth vom Vorstand der Bürgergemeinschaft Altstadt ist das kleine Museum ein wichtiger Mosaikstein hin zur Qualitätsverbesserung in der Altstadt. Es habe in der letzten Zeit mehrere Ansiedlungen gegeben, die Hoffnung machen, dass nach und nach auch neues Publikum jenseits der Feiernden und eisschleckenden Kurzzeitbesucher in die Gassen kommt. „Wir haben festgestellt, dass die Hauseigentümer inzwischen lieber etwas Nettes und Solides in ihren Räume haben, als wieder eine Gastronomie, die womöglich nur Ärger einbringt“, so Groth.
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Gleich neben dem Museum gibt es das Juwelier-Studio „Luisa Teresa“, spezialisiert auf die Verarbeitung von recyceltem Silber. An der Kleinen Budengasse hat sich der Geschenkeladen „Bonbon“ angesiedelt, im Innenhof von An Farina bietet die „Manufaktur Wohnsinn“ feinste Stoffe und Meissener Porzellan. Im Brigittengässchen gibt es seit einiger Zeit das Tanzstudio „Nett and Friends“ und Köln-Musik ist gerade in der Bechergasse eingezogen.
Eine Verschönerung des Ambientes steht ebenfalls an: Das Rote-Funken-Plätzchen schräg gegenüber des neuen Museums soll zum 200-Jahre-Jubiläum der Karnevalsgesellschaft 2023 saniert werden. Darüber freut sich auch Manuela Mirschenz.