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Musikhochschule wird 100Zwei bekannte Absolventen erzählen: „Köln war für mich das Tor zur Welt“

Lesezeit 3 Minuten
Hauptgebäude der Hochschule für Musik und Tanz Köln, Unter Krahnenbäumen 87

Das Hauptgebäude der Hochschule für Musik und Tanz in der Straße Unter Krahnenbäumen (Archivfoto)

Zwei Absolventen, die in ihren Bereichen eine beachtliche Karriere hinlegen, erzählen über ihre Verbindung zur Musikhochschule Köln, die 100-Jähriges Bestehen feiert.

Die Musikhochschule feiert in diesem Jahr ihr 100-Jähriges Bestehen seit der Gründung der staatlichen Einrichtung. Es gibt zahlreiche Absolventen, die die nationale und internationale Musikszene im Bereich Klassik sowie Jazz entscheidend prägen. Wir haben zwei erfolgreiche Absolventen nach ihrer Verbindung zur Musikhochschule gefragt.

Markus Stenz, Dirigent: „Musizieren funktioniert nicht im stillen Kämmerlein“

Markus Stenz

Markus Stenz

Meine Studienzeit (1983 bis 1987) ist „verdamp lang her“, aber ich kann sagen: Köln war für mich das Tor zur Welt. In den Achtzigerjahren haben an der Hochschule Weltklasse-Künstler unterrichtet. Es gab zwei Säulen für mich, die mir eine hervorragende Ausbildung ermöglicht haben: mein Dirigier-Professor Volker Wangenheim, der sein gesamtes Kapellmeister-Wissen auf großzügige Weise an uns Studenten weitergegeben hat. Es ist nicht einfach, das Dirigieren beizubringen.

Und der zweite war Hans Werner Henze (1926 bis 2012), einer der größten, wenn nicht der größte lebende Komponist Deutschlands bis ins 21. Jahrhundert hinein. Mit seiner Komponistenklasse war er eines der ganz großen Aushängeschilder der Hochschule. Ohne die Musikhochschule Köln hätte ich ihn nicht kennengelernt. Für meine Karriere war es der wichtigste Baustein: an der deutschen Oper in Berlin, an der Scala in Mailand, bei den Festspielen in Salzburg und an der Staatsoper in München habe ich seine Werke uraufgeführt/dirigiert.

Der Hochschule wünsche ich, dass sie weiterhin magnetisch die Talente anzieht, und den Entfaltungsraum gibt, den ich erleben durfte. Sie ist ein Schmelztiegel, mit Menschen aus aller Herren Länder. Als Studierender braucht man Flügel, damit man abheben kann. Das ist sehr inspirierend. Musizieren funktioniert nicht im stillen Kämmerlein, das muss brodeln, und das hat die Musikhochschule hinbekommen.

Markus Stenz, 59, ist Dirigent. Von 2003 bis 2014 war Stenz Kapellmeister des Gürzenich-Orchesters, zehn Jahre davon auch Generalmusikdirektor der Stadt Köln.

Mezzosopranistin Anna Lucia Richter: Musikhochschule ist Familienangelegenheit

Anna Lucia Richter

Anna Lucia Richter

Vor allem spannend finde ich, wie eng meine Familiengeschichte mit der Geschichte der Musikhochschule verbunden ist: Seit über hundert Jahren ist immer ein Mitglied aus meiner Familie dort gewesen. Direkt nach dem Ersten Weltkrieg studierten mein Urgroßvater Gustav Classens, später Generalmusikdirektor in Bonn und Student bei Hermann Abendroth, der die Kölner Musikhochschule gründete, meine Urgroßmutter (Pianistin) und deren Schwester (Geige) am Conservatorium.

Mein Urgroßvater wurde dort dann Lehrer. Auch meine Großmutter (Bratsche) und mein Großvater (Klavier) studierten an der Kölner Musikhochschule und das direkt nach dem Zweiten Weltkrieg. Zum Ende der Professur meines Urgroßvaters begann meine Tante ihr Studium als Flötistin in den späten 60er-Jahren und frühen 70er-Jahren. Zwei Tage nach ihrem Konzertexamen machte mein Vater als Geiger dort seine Aufnahmeprüfung und meine Mutter studierte Gesang.

Später hatte mein Vater einen Lehrauftrag an der Musikhochschule, den er behielt bis ich schon dort studierte: zuerst als Jungstudentin und später im Hauptstudium. Wer weiß, vielleicht geht diese Tradition noch weiter: in der nächsten Generation oder mit einer Professur. Angeblich hat schon mein Urgroßvater geschworen, dass unsere Familie immer mit der Hochschule verbunden sein wird.

Anna Lucia Richter, Jahrgang 1990, ist Mezzosopranistin. 2013 schloss sie ihr Studium an der Musikhochschule ab. Richter war jahrelang Mitglied des Mädchenchores am Kölner Dom. Sie ist international gefragt.

Aufgezeichnet von Maria Gambino