Köln – Man würde sich nicht wundern, wenn in wenigen Augenblicken eine Bahn einführe. Die Gleise liegen, die Sitze sind montiert, die Papierkörbe aufgestellt, die Vitrinen, die später einmal die Fahrpläne aufnehmen werden, stehen, ebenso die (noch eingepackten) Signale – und sogar die Digitalanzeigen funktionieren.
Die neuen Haltestellen der Nord-Süd-Stadtbahn sind – mit Ausnahme der Severinstraße – weitestgehend fertig, im Laufe dieses Jahres sollen sie alle betriebsbereit sein: Severinstraße, Kartäuserhof, Chlodwigplatz, Bonner Wall – die vier unterirdischen Stationen, die südlich der Einsturzstelle des Stadtarchivs liegen und voraussichtlich ab 2016 angefahren werden sollen.
„Transparenz, möglichst viel Tageslicht und gute Sichtverbindungen“ – das zeichnet nach den Worten des verantwortlichen KVB-Vorstands Jörn Schwarze die Haltestellen aus, die jeweils von einem anderen Architekturbüro entworfen worden sind und so ihre ganz eigene Handschrift tragen – wobei etwa Sichtbeton, Fußböden, Rolltreppen und Aufzüge weitgehend einheitlich gestaltet sind.
40 Meter Rolltreppe an der Severinstraße
Für die Severinstraße zeichnet das Büro Kister, Scheithauer und Gross verantwortlich. Die Station ist noch eine Baustelle: „Wir haben dort noch einmal umgeplant, weil die Zeit nicht drängte“, sagt Schwarze. Die wabenförmigen Wandverkleidungen, die das Bild der Haltestelle prägen, waren ursprünglich in Beton geplant, jetzt werden Blenden aus Glasfaserverbundstoffen in Betonoptik verbaut – die Elemente sind viel leichter und damit auch besser zu montieren. An der Severinstraße können die Fahrgäste übrigens eine der längsten Rolltreppen der Stadt nutzen – sie ist knapp 40 Meter lang.
Am Kartäuserhof (Architekt: Stefan Schmitz), an der schmalsten Stelle der Nord-Süd-Bahntrasse errichtet, bestimmen blau-transparente Scheiben das Bild, hinter denen der nackte Beton sichtbar ist. Die weitläufige Haltestelle Chlodwigplatz (Christian Schaller, Helmut Theodor) ist wohl eines der Schmuckstücke auf der Strecke. Steinerne „Pilze“ stützen die Decke der elliptisch geformten Verteilerebene, durch große Oberlichter fällt Tageslicht in die Eingangsbereiche, das gesamte Bauwerk ist mit einem ausgeklügelten Lichtsystem ausgestattet. Der Clou der Haltestelle: Teile des unter dem Chlodwigplatz entdeckten mittelalterlichen Bollwerk-Turms wurden rekonstruiert und in das Bauwerk integriert.
Erste Bahnen sollen 2016 rollen
Der Bonner Wall ist die Übergangshaltestelle – dahinter geht’s an die Oberfläche, wo entlang der Bonner Straße die Trasse oberirdisch bis zum Verteilerkreis verlängert wird. Gleichzeitig zweigt dort der Tunnel Richtung Rheinufer ab. Offen und symmetrisch – so präsentiert sich die vom Büro Busmann + Haberer gestaltete Haltestelle.
Nach jetzigem Stand soll die Nord-Süd-Stadtbahn (als Linie 17) im Laufe des Jahres 2016 auch auf dem Abschnitt zwischen Rodenkirchen und Severinstraße rollen. Im Nordteil fahren die Bahnen bereits bis zum Heumarkt. Dazwischen liegt die Einsturzstelle des Stadtarchivs, an der Taucher derzeit nach der Ursache für die Katastrophe am 3. März 2009 suchen. Die KVB geht davon aus, dass die komplette Trasse frühestens 2019 in Betrieb genommen wird – sicher ist das allerdings nicht.