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Neues Veedel der Kölner OB„Diese Laden-Leerstände gibt es inzwischen leider überall“

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Spaziergänge am Rheinufer schätzt die Verwaltungs-Chefin sehr.

  1. Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker ist in Bickendorf aufgewachsen und in Lindenthal zur Schule gegangen. Sie hat lange im Kölner Westen gewohnt.
  2. Ihre neue Heimat aber ist der Kölner Süden, genauer gesagt: Rodenkirchen. Aber selbst beim Entspannungs-Bummel am Rheinufer ist die OB im Dienst, fotografiert dabei etwa übervolle Mülleimer.
  3. Ein Spaziergang durchs Veedel und ein Gespräch darüber, wie sie den traurigen Trend der leeren Ladenlokale stoppen will, den immensen Sanierungsstau an Kölner Schulen und die Frage, warum Rodenkirchen ein Wunsch derzeit nicht erfüllt werden kann.

Rodenkirchen – Ein Spaziergang ist für die Kölner Oberbürgermeisterin Luxus, denn sie hat keinen Job, sagt sie, sondern ein Amt.

„Ein Amt hat man 7 Tage in der Woche, 24 Stunden am Tag, eine Stadt hat ja keinen Feierabend. Ich bin täglich von Montag bis Freitag zwischen 15 und 16 Stunden und am Wochenende 10 Stunden als Oberbürgermeisterin unterwegs, da bleibt nicht mehr viel Zeit für Privates. Aber ich kenne den Kölner Süden, mein Veedel, höre zu und kümmere mich soweit ich kann“, sagt Henriette Reker, die in Bickendorf aufgewachsen ist, in Lindenthal zur Schule gegangen ist und dort auch lange gewohnt hat.

„Ich mag Lindenthal, gehe da auch noch zu meinem Stammfriseur. Denn ich bin eine treue Kundin, auch meine Kleidung kaufe ich seit Jahren in der Großen Brinkgasse. Aber in Rodenkirchen habe ich inzwischen auch vieles schätzen gelernt. Ich wohne ja noch nicht so lange hier. Die Lage am Rhein ist einmalig, der Ort hat dadurch ein wunderbares Flair. Riviera ist genau das passende Wort“, sagt die Neu-Hinzugezogene, die sich scheinbar bestens auskennt.

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Henriette Reker lebt erst seit kurzem in Rodenkirchen. 

Mit dem Ruderverein hat die Kölner Oberbürgermeisterin gleich mehrere Berührungspunkte. Zum einem gibt sie im Rahmen der Kölner Lichter in offizieller Mission hier immer den Startschuss für das Stadtachterrennen; zum anderen war sie dabei, als in den Räumlichkeiten des Rudervereins der Soroptimisten Club Köln-Kolumba gegründet wurde. „Ich habe vor fünf Jahren den Club mitgegründet, denn es ist mir wichtig, dass berufstätige Frauen ein Netzwerk haben, in dem sie auch international miteinander kooperieren können. “

Wir schlendern ein wenig über die Rheinpromenade mit den akkurat gestutzten Kopflinden. „Hier war ich das letzte Mal mit meinem Mann zwischen Weihnachten und Neujahr. Wir genießen diese seltenen Augenblicke. Während mein Mann die schönen Villen bewundert, ertappe ich mich immer wieder dabei, nach dem Hochwasserschutz zu schauen oder überfüllte Mülleimer zu fotografieren.“

Dass die Hochwasserschutzmauer bei schönem Wetter von bierseligen Jugendlichen belagert wird und die Rheinanwohner das Ordnungsamt vor allem nachts bemühen müssen, ist der Oberbürgermeisterin bekannt.

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Henriette Reker wohnt noch nicht lange in Rodenkirchen.

„Die Jugendverwaltung hat den Wunsch nach einem Schiff als Jugendtreff geprüft, aber es gibt auch andere Kölner Stadtteile, in denen ebenfalls der dringende Wunsch nach einem Jugendzentrum besteht. Und im aktuellen Bedarfsranking, das das zuständige Dezernat erstellt hat, belegt Rodenkirchen keinen Spitzenplatz. Die finanziellen Ressourcen sind begrenzt, da müssen in einer Millionenstadt Prioritäten gesetzt werden. Das muss Rodenkirchen leider akzeptieren.“

Auf dem Weg zum Maternusplatz machen wir einen kleinen Schlenker durch den Sommershof, ein gesichtsloses Einkaufszentrum aus den 70er Jahren, in dem viele Ladenlokale leer stehen. „Diese Leerstände gibt es inzwischen leider überall. Um diesen Trend zu stoppen, möchte ich die Innenstadt und die Zentren der Veedel so attraktiv wie möglich machen. Ich möchte, dass die Menschen ihr Einkaufserlebnis genießen können, die Stadt bequem mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen können. Und Fahrverbote, das wäre der Dolchstoß für den Einzelhandel“, sagt die Oberbürgermeisterin, die sich gemeinsam mit dem Land vor Gericht gegen das für Köln verhängte Dieselfahrverbot wehrt.

Henriette Reker ist immer im Dienst, egal ob man über die unendliche Geschichte des in die Jahre gekommenen Rodenkirchener Rathauses spricht, über die Unpünktlichkeit der KVB oder über den Sanierungsstau an den Kölner Schulen, stets ist die Antwort deutlich. „Warum die Schulen, die Brücken und die Museen so aussehen, wie sie aussehen? Weil in den letzten 25 Jahren nichts getan wurde. Ich bin gewillt, diese Stadt in Ordnung zu bringen, man hat früher in dieser Stadt ideologisch gearbeitet, ich bin ja ganz und gar unideologisch.“

Und auch als Privatperson hält sie sich bedeckt, Ärger oder Zorn über die Zustände in ihrem Veedel oder in ihrer Stadt lässt sie zumindest öffentlich nicht heraus.Die Frage nach den Lieblingsgeschäften oder Stammrestaurants in ihren neuem Veedel gestaltet sich etwas kompliziert, denn die Chefin der Millionenstadt kann kaum einkaufen gehen. „Ich kaufe nicht ein, dazu habe ich keine Zeit. Mein Mann ist der Versorger. Auf und rund um den Maternusplatz ist er Stammkunde. Die Königsberger Klopse oder die handgedrehten Rouladen aus einem Feinkostgeschäft dort schmecken wunderbar. Und Olivenöl und Oliven holt er immer in dem griechischen Naturkostladen in den Räumen der alten Tankstelle.“

Sie selbst sei abends häufig zu offiziellen Essen eingeladen und da ihr Mann sie nur selten begleite, habe sie einmal im Monat mit ihrem Ehemann zu Hause eine feste Verabredung zum Abendessen ohne Gäste und ganz privat. „Wir frühstücken jeden Morgen zusammen; mein Mann macht mir täglich ein erstklassiges Frühstück und einen erstklassigen Obstsalat. Und wenn er vermutet, dass mein Tag besonders stressig werden könnte, dann gibt es einen Tropen - Obstsalat mit Mango und Passionsfrüchten.“ Während der Rodenkirchener Kunstmeile habe sie auch mal die Geschäfte besucht, in denen ihr Mann unter der Woche die Besorgungen macht. Die wenigsten Geschäftsleute wissen aber, dass es sich bei ihm um den Ehemann der Kölner OB handelt.

Seit zehn Jahren mit Ex-Golfprofi verheiratet

„Er scheint im Veedel inkognito unterwegs zu sein. Aber er ist perfekt organisiert, er hat immer eine Einkaufsliste und macht auch Fotos, zum Beispiel von meinen leeren Cremedosen, die er dann den Damen im Kosmetikstudio in Rodenkirchen zeigt“, sagt Reker, die den australischen Golflehrer Perry Somers schon viele Jahre kennt und seit zehn Jahren mit ihm verheiratet ist. „Jeder Mann, der so eine Position hat wie ich, der hat eine starke Frau an seiner Seite. Bei mir ist es genau anders herum. Mein Mann ist ja früher als aktiver Golfspieler häufig auf Tour gewesen, war maximal ein halbes Jahr in Deutschland. Es gibt eben temporär extreme berufliche Situationen.“

Ob diese Ausnahmesituation 2020 zu Ende sei, oder ob sie sich nochmals um das Amt der Kölner Oberbürgermeisterin bewerben werde, das lässt Henriette Reker allerdings offen.„Diesen Termin heute habe ich sehr gerne angenommen“, sagt sie abschließend, „denn das Veedel spielt in einer Millionenstadt eine enorm wichtige Rolle, es ist der Ort, an dem man verankert ist, wohin man sich zurückziehen kann und sich geborgen fühlt.“ Und das gilt auch oder gerade für die Frau, die bis zu 6000 offizielle Einladungen und Termine im Jahr bekommt.