Paradigmenwechsel in Köln-NippesTempo 30 soll zum Standard werden
Nippes – Es wäre ein Paradigmenwechsel. Bisher ist Tempo 50 die innerstädtische Regelgeschwindigkeit, wenn es keine anderslautenden Schilder und Regelungen gibt – wobei insbesondere die mittlerweile sehr zahlreichen Tempo-30-Zonen in Wohngebieten zu nennen wären. Die Bezirksvertretung Nippes möchte Tempo 30 nun zum neuen Regeltempo im Stadtbezirk machen; lediglich einige Schnellstraßen und klar dem Durchgangsverkehr dienende Straßen, sowie solche in Gewerbe- und Industriegebieten wären ausgenommen.
Modell-Bezirk Köln-Nippes
Der entsprechende Antrag des Bezirks-Fünferbündnisses aus der Grünen-Fraktion, FDP, Klimafreunden, der Wählergruppe Gut und Linken ging einstimmig durch. Demnach soll die Verwaltung Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit einführen, der Stadtbezirk Nippes hierzu der Modell-Stadtbezirk für Köln werden. Laut des gemeinsamen Antrags verbliebe lediglich die Longericher Ost-West-Achse aus Wilhelm-Sollmann- und Johannes-Rings-Straße, Boltenstern- und Amsterdamer Straße in Riehl und Niehl, die Scheiben- und Friedrich-Karl-Straße sowie die Innere Kanalstraße bei Tempo 50. Außerdem einige Straßen in Gewerbe- und Industriegebieten weitab von Wohnbebauung, wie die Robert-Perthel- und Hugo-Junkers-Straße oder die Bernhard-Günther-Straße im Niehler Industriepark.
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Auch Äußere Kanalstraße, Neusser Landstraße, Volkhovener Weg, der Militärring und die sich anschließende Bremerhavener Straße (bis zum Niehler Ei) blieben beim alten Tempo. Explizit auf der Liste der vom Tempo zu reduzierenden Straßen stehen dagegen Kempener und Merheimer Straße, Auerstraße, Bergstraße, Jesuitengasse, Xantener Straße, Escher Straße, Osterather Straße sowie Am Bilderstöckchen.
Auch die Niehler Straße, Teile der Neusser Straße in Weidenpesch, das nördliche Schlussstück des Niehler Damms, die Bremerhavener Straße zwischen Niehler Ei und Rheinufer und der Mauenheimer Gürtel sollen in hoher Priorität zu Tempo-30-Straßen werden. In seinem Antrag verweist das Fünferbündnis auf die bei geringerem Tempo selteneren sowie tendenziell weniger schweren Unfälle, mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer sowie weniger Lärm und Emissionen.
Freiburg und Münster sind Vorreiter
Jüngst hatten die sieben Großstädte Aachen, Augsburg, Freiburg, Hannover, Leipzig, Münster und Ulm verkündet, Tempo 30 zu ihrem innerörtlichen Regeltempo zu machen; auch Bonn erwägt einen Beitritt zur Initiative. Das Nippeser Fünferbündnis erwähnt zudem die finnische Hauptstadt Helsinki als positives Beispiel, wo seit 2018 Tempo 30 flächendeckend gilt und es 2019 erstmals nicht einen getöteten Radfahrer oder Fußgänger gab. Im Mai hatte Spanien als erstes Land der Welt das generelle städtische Regeltempo auf 30 km/h herabgesetzt. Dieses gilt für sämtliche Straßen mit nur einer Richtungsfahrspur.„Unsere planerische Grundlage ist, dass es in 300 Metern Umkreis um Schulen, Kitas, Seniorenheime oder ähnliche Einrichtungen zulässig ist, Tempo 30 einzuführen“, erläuterte Deniz Ertin (Grüne). „Das Konzept steht daher auf rechtlich sicheren Füßen.“
SPD und CDU signalisierten Unterstützung. „Wir werden dem Antrag zustimmen und Einzelheiten später klären“, verkündete SPD-Fraktionschef Henning Meier. „Wir gehen zu sehr in Details, die wir nicht beeinflussen können“, gab Kerstin Preuß (CDU) zu bedenken. Horst Thelen (Grüne) warb dafür, die „Vision Zero“ – das angestrebte Ziel von null Verkehrstoten – nicht aus dem Blick zu verlieren. Man sei schon weit gekommen. „In den Siebzigern lagen die Kölner Verkehrstoten-Zahlen bei rund 200 im Jahr. Heute sind es zehn bis 20, und wir würden diesen positiven Trend gerne fortsetzen.“