Die 34-Jährige Kölnerin mit philippinischen Wurzeln gewann für ihren „Moody Indie Soul“ den Holger-Czukay-Zukunftspreis für Popmusik der Stadt Köln.
Kölner SängerinRay Lozano macht aus ihrem Alltag Musik
Wenn Ray Lozano über Musik spricht – ihre eigene oder die von anderen – funkeln ihre Augen. Ein bisschen verliebt sieht sie aus. In die Kunstform. Ihre Leidenschaft. „Ich liebe an Musik, die Geschichten, die damit erzählt werden“, schwärmt die Sängerin. „Musik bildet einen Soundtrack für Alltagssituationen“. Ihr sei schon immer klar gewesen, dass sie etwas mit Musik machen will, egal in welcher Form. Ihre Leidenschaft entdeckte sie in ihrer Heimat Köln. Angefangen habe alles mit der Blockflöte auf der Montessori-Grundschule in Nippes. „Da habe ich gemerkt, dass ich ein Talent habe und es mir Spaß macht“, so Lozano. Auch auf dem Humboldt-Gymnasium spielte sie weiter „alle Arten der Blockflöte“. Die Genres, die sie damit spielte, Klassik und Barock, mochte sie jedoch nicht wirklich.
Musical-Projekt an der Offenen Jazzhausschule
Also probierte Ray Lozano sich aus. Lernte andere Instrumente zu spielen, machte Musik mit Freundinnen, schloss Kontakte in Köln. „Die Musikwelt hier ist sehr familiär und gemütlich“, sagt die Sängerin, „hier kennen sich alle, unterstützen sich alle“. An der Jazzhausschule machte sie ein Projekt mit, bei dem Mädchen ein Musical schreiben und inszenieren. „Das war das erste Mal, dass ich selbst Songs geschrieben habe,“ erinnert sich Lozano. Nach dem Abi fing sie in den Niederlanden an, an einer Musikhochschule zu studieren, merkte aber, dass Akademisches für sie mit Kreativsein kollidiert.
Nach dem Studienabbruch machte sie einfach nur noch Musik. Immer und überall auf unterschiedliche Weisen – in Bands, als Background-Sängerin, bei Projekten mit unterschiedlichen Sounds. „Ich habe so viel gemacht, gehört und gesehen, dass ich mir jetzt für meine Musik rauspicken kann, was ich cool finde“, sagt Lozano. Ihre eigene Musik passt deshalb nicht in eine Kategorie, ein Genre. „Moody Indie Soul“, würde sie es beschreiben, wenn sie müsste, „aber eigentlich will ich einfach nur etwas erschaffen, wo man eintauchen kann“.
„Pairing Mode“ ist für die Kölnerin wie eine Polaroid-Sammlung
Ohne Hintergrundgedanken und Verkaufsgedanken, fing sie 2020 an, nur für sich zu schreiben, daddelte mit Instrumenten rum, spielte mit Texten. Gemeinsam mit dem Berliner Produzenten Samon Kawamura, den sie durch andere Projekte kannte, kreierte Lozano ihren eigenen Stil. „Wir waren einfach frei im Kopf“, erinnert sie sich, „und haben alles ausprobiert, worauf wir Bock hatten“.
2023 veröffentlichte die Kölnerin dann „Pairing Mode“ – ein knapp 15-minütiges Album mit 13 Songs, die Momentaufnahmen darstellen. Wie Polaroids, die nicht verändert werden können. „Man ist gerade erst in einem Song und dann hört er auch schon wieder auf“, beschreibt Lozano ihre Lieder, „und so ist es eben mit Momenten und Gefühlen auch“.
Ray Lozano gewinnt Holger-Czukay- Zukunftspreis für Popmusik der Stadt Köln
Diese besondere Form, „die als Kommentar zur Streaming- und Social-Media-Ära verstanden werden kann“, überzeugte 2023 die Jury des Holger-Czukay-Preises für Popmusik der Stadt Köln. Mit einer solchen Auszeichnung habe Lozano nie gerechnet. Sie habe gedacht, dass die deutsche Musikbranche keinen Raum für sie habe. Als sie mit dem Zukunftspreis ausgezeichnet wurde, widmete Lozano den Preis deshalb allen, die aussehen wie sie, die auch mehrgewichtig sind. „Weil ich weiß, dass es für Menschen marginalisierter Gruppen gar nicht so viele Plätze in der Branche gibt“.
Früher habe sie versucht so gut wie möglich zu verstecken, dass sie philippinisch-deutsch ist. Heute trägt sie stolz den Mädchennamen ihrer Philippina-Mutter als Kunstnamen. Sie sieht den Migrationshintergrund als klaren Teil ihrer Identität, der auch mit in ihre Musik einfließt – wie alles, was die 34-Jährige beschäftigt. Inspiration findet sie vor allem in zwischenmenschlichen Beziehungen, in Gefühlen und Momenten, in Konflikten und Lösungen.
Gerade arbeitet Lozano an neuer Musik, die sie wieder ohne Einschränkungen kreieren möchte. „Sie darf so werden, wie das letzte Album oder ganz anders“, sagt die Kölnerin, „Ich mache einfach Musik, um Gefühle zu verpacken.“