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Kölner Holger-Czukay-PreisIch spiele nur die Oberbürgermeisterin, scherzt Henriette Reker

Lesezeit 3 Minuten
Band Klee beim Holger-Czukay-Preis 2023: Sängerin Suzie Kerstgens trägt ein schwarz-weiß-quergestreiftes Strickkleid.

Klee treten beim Holger-Czukay-Preis im Club Bahnhof Ehrenfeld auf.

Klee, Floh de Cologne und Ray Lozano wurden im Kölner Club Bahnhof Ehrenfeld mit dem Holger-Czukay-Preis für Popmusik ausgezeichnet.

„Ich bin kein Schlagzeuger, ich bin Schlagzeugdarsteller“, stellte sich Hansi Frank am Dienstagabend auf der Bühne des Clubs Bahnhof Ehrenfeld vor. Mit Floh de Cologne, der Politrock- und Kabarettgruppe, in der Frank das Schlagzeugspielen also nur spielte, zeichnete die Stadt Köln ein echtes Stück hiesiger APO-Geschichte mit dem Ehrenpreis des Holger-Czukay-Preises aus und zahlreiche Weggefährten von damals feierten im Bahnbogen mit.

Seit 2019 vergibt Köln die mit insgesamt 22 500 Euro dotierte Popmusikpreise, benannt nach dem 2017 gestorbenen Can-Bassisten, musikalischen Tausendsassa und universalen Dilettanten. Und schreibt damit auch an der eigenen Geschichte als urbarer Boden für zeitgenössische Musik.

Außer Frank nahmen noch Theo König und Dieter Klemm die Ehrenurkunden von Henriette Reker entgegen, die scherzte, sie spiele ja auch nur die Oberbürgermeisterin. Pop schaffe Freiräume, hatte die OB zuvor in ihrer Begrüßungsrede formuliert und versprochen, dafür zu sorgen, diese Räume zu erhalten und die vielen Konzertreihen und Festivals der Stadt weiterhin zu unterstützen. Jubel im Club.

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Dieter Klemm indes zeigte sich überrascht, „von der Obrigkeit geehrt zu werden“: „Wir waren dem gesamten kapitalistischen System nicht in Freundschaft verbunden.“

Immerhin, zu Köln habe man ein neutrales, halb freundschaftliches Verhältnis gehabt. Letztlich war Köln wohl auch nur eines jener finsteren Löcher, so Dietmar Dath, Science-Fiction-Autor, „FAZ“-Redakteur und Kommunist, in seiner kämpferischen Lobrede, in denen mit den Verhältnissen nicht einverstandene Menschen saßen, die von Floh-de-Cologne-Alben wie „Fließbandbabys Beat-Show“ aus ihrer Vereinzelung gerettet wurden, das sei „das Geheimnis einer Musik, die heißt Solidarität“.

Der Hauptpreis ging in diesem Jahr an Klee, im Kern Sängerin Suzie Kerstgens und Keyboarder Sten Servaes, eines der langlebigsten und erfolgreichsten Kölner Pop-Projekte und laut Laudator und Ex-Viva-Moderator Nilz Bokelberg zudem „eine der niedlichsten Bands des Universums“, außerdem „fantastische Süßmäuse“. Wie fantastisch, das konnten Klee, kaum, dass sie sich ins Goldene Buch der Stadt eingetragen hatten, sogleich mit einem kurzen Set beweisen. „Woran glaubst du? Und wofür lebst du?“, fragte Kerstgens und das reine, ungemein druckvolle Popglück der Musik lieferte die Antwort gleich mit.

Was für ein Kontrast zum Überraschungsauftritt von Klaus der Geiger, 83 Jahre jung, und was für ein Kontrast auch zu den skizzenhaften, aber seelenvollen Songs von Ray Lozano, mit denen der Abend begonnen hatte.

Die in Köln geborene und aufgewachsene deutsch-philippinische Singer-Songwriterin hat dieses Jahr ihr Debütalbum „Pairing Mode … Connected“ veröffentlicht und mit ihrem Sound „irgendwo zwischen Indie, Low-Fidelity-Pop und Hip-Hop“ die Czukay-Jury begeistert, die ihr den Zukunftspreis zuerkannte. Der wurde dieses Jahr zum ersten Mal vergeben, und macht den Holger-Czukay-Preis zum — wie Moderator Carsten Schumacher formulierte — Mehrgenerationenhaus.

Er sorgt unter anderem dafür, dass in Zukunft nicht ausschließlich ältere weiße Herren ausgezeichnet werden. Ray Lozano zeigte sich ihrer Dankesrede gerührt, dass sie als Person of Color diesen Zukunftspreis entgegennehmen könne. Dabei hat Köln zu danken, und hat es nun ja auch getan.