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„Mehr los als sonst“Kölner Wochenmarkt in der Corona-Krise noch voller

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Auf dem täglichen Markt in Nippes sind viele Einkäufer unterwegs.

  1. Der Wochenmarkt auf dem Kölner Wilhelmplatz bleibt vorerst geöffnet – trotz der rasanten Ausbreitung des Coronavirus.
  2. Wir haben uns dort umgeschaut und festgestellt: Es kommen sogar mehr Menschen als noch vor wenigen Wochen.
  3. Warum ist das so?

Köln – Auf den ersten Blick erinnert auf dem Nippeser Wilhelmplatz recht wenig an die Corona-Pandemie, die sich mit der jüngsten Ausbreitung und den verschärften städtischen Auflagen fürs Alltagsleben deutlich zugespitzt hat. Die Markthändler scheinen – sowohl am Montag- als auch am Dienstagvormittag – nahezu vollzählig auf dem Platz vertreten; die Stände sind recht gut besucht. Auch wenn, was einem deutlich auffällt, die Leute im allgemeinen vorsichtiger agieren: Sie halten Abstand, so gut es geht; vereinzelt sieht man auch Personen mit Mundschutz.

Auch die Händler sind sichtlich bemüht, mehr Abstand zu den Kunden einzuhalten als üblich. Und noch etwas ist anders als sonst: Der „Kaffee-Kiosk“ im Seitenflügel des Taj Mahal, sonst ein sehr beliebter Treffpunkt, ist geschlossen. „Keine Chance dem Coronavirus! Zu Eurem und unserem Schutz bleibt das Büdchen geschlossen. Bitte passt auf Euch auf“, verkünden die Besitzerinnen per Zettel neben der herunter gelassenen Jalousie. Ein Stück weiter hat „Mamas Eckkaffee“, Ecke Viersener/Christinastraße, zwar geöffnet, bedient aber nur noch über die Straßenverkaufstheke.

Kölner Wochenmarkt mit positivem Fazit

Ansonsten ist das Fazit aber gut. „Es war eindeutig mehr los als sonst. Ich habe den Eindruck, weil mehr Menschen von zu Hause aus arbeiten, auch mehr Mahlzeiten zubereitet werden“, zieht eine Gemüsehändlerin aus dem Vorgebirge ihre Bilanz gegen Marktschluss am Montagmittag. Die Kölner Wochenmärkte sind, wie auch Supermärkte, nicht von den jüngst verschärften Einschränkungen Alltagslebens betroffen: Weil sie eine Grundversorgung für den täglichen Bedarf sicherstellen, dürfen sie geöffnet bleiben. Etliche Läden sowie Restaurants und Bars, Bildungs- und Sporteinrichtungen sowie Freizeitangebote, darunter auch Zoo und Flora, sind dagegen seit Wochenanfang geschlossen.

„Wir haben als Wochenmärkte sogar Vorteile gegenüber Supermärkten“, ist Horst Zedow, Sprecher und Marketing-Beirat für die Kölner Märkte, überzeugt. „Sie finden in frischer Luft statt, nicht in geschlossenen Räumen. Zudem gibt es keine Einkaufswagen, wo Kontakt-Infektionen lauern könnten.Und die Händler achten verstärkt darauf, dass Kunden die Ware nicht anfassen, sowie auf mindestens anderthalb Meter Abstand.“ Auch er habe den Eindruck, dass gut zu tun sei. „Bei uns in Riehl war vorigen Samstag richtig viel los. Ich hatte schon den Eindruck, dass die Leute zwar vorsorgen – mir kam es aber nicht so vor, dass Lebensmittel bei uns auf dem Markt regelrecht gehamstert wurden“, so Zedow, der mit seinen Kollegen an einem Obst- und Gemüsestand präsent ist.

Viele Kölner sind aufgeregt

Beim Gang über die Neusser Straße merkt man dagegen in den Läden die Aufgeregtheit vieler Bürger deutlich. Nahezu zwecklos scheint momentan die Suche nach Mitteln, sich professionell zu schützen. „Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel sind ausverkauft. Bitte beachten Sie die Hinweise der WHO (World Health Organisation)“, steht an einer der Nippeser Apotheken als Hinweis für die Kunden bereits per Zettel an der Ladentür. Beim Besuch des „Kölner Stadt-Anzeiger“ in mehreren Supermärkten und Drogerien bewahrheiten sich die Schilderungen aus den sozialen Netzwerken: Es ist eindeutig mehr los als sonst und die Stimmung ist hektisch.

Kunden „scannen“ mit aufmerksamem Blick das Warenangebot in den Regalen. Und natürlich: Toilettenpapier und Küchenrollen waren am Montagmittag weder in zwei Rewe-Märkten entlang der Neusser Straße, noch bei Rossmann oder dem dm-Drogeriemarkt zu haben; auch übrige Haushaltswaren wie Waschmittel nur noch sehr eingeschränkt. Gerade das „Hamstern“ von Klopapier trifft auf große Kritik und Unverständnis in der öffentlichen Debatte.

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Unterdessen stellen immer mehr Gastronomen im Bezirk – weil sie in ihren Räumen oder an den Terrassentischen keine Gäste mehr bewirten dürfen – ihren Betrieb auf Außer-Haus- und Lieferservices um. So etwas plant auch Mahtab Karimi vom Café-Bistro „Rosensalz“ an der Stammheimer Straße 98 in Riehl. Der Service soll sich dabei auch an Personen unter Quarantäne richten. „Wir wollen unsere Speisen ins ganze Veedel liefern. Ein Anruf genügt, das Geld kann man, wenn man mag, vor der Tür hinterlegen, so dass es zu keinem direkten Kontakt kommt.“ Aber wie so vieles momentan, steht auch diese Lösung momentan unter Vorbehalt.