Köln – Der Elefant Namal kommt in die Pubertät. Die „Musth“, von der man bei heranwachsenden Jungbullen spricht, setzt nun auch bei dem achtjährigen asiatischen Elefanten ein, der vor rund sechs Jahren von einer Gruppe Fischer im Ampara-District im Osten Sri Lankas gefunden worden war. Das Tier hatte durch eine Schlinge einen seiner Hinterläufe verloren.
Der Bulle kam daraufhin ins Elephant Transit Home (ETH), eine Art Waisenhaus für Elefanten in Udawalawe im Süden des Landes, wo er mit einer Prothese lebt, für die im vergangenen Jahr auch zahlreiche Leser des „Kölner Stadt-Anzeiger“ gespendet hatten.
In freier Wildbahn hätte Namal keine Überlebenschance, darum soll der halbstarke Dickhäuter jetzt ein Gehege erhalten, in dem er mittelfristig, langfristig aber auch andere Elefanten nach ihm ein Zuhause finden.
Ein Gehege am See
Für das Wohlergehen und die maßgefertigten Prothesen des Tieres setzt sich seit zwei Jahren der Kölner Zoo im Rahmen einer internationalen Kooperation mit den Wildschutzbehörden Sri Lankas ein. Im Mai 2018 hat nun der Kölner Zoo-Kurator Alexander Sliwa mit seinem langjährigen Mitarbeiter und Elefanten-Experten Brian Batstone erneut das ETH besucht. Es ging darum, das neue Gehege in seiner Größenordnung, der Aufbaugestaltung und den dafür nötigen Baumaterialien zu planen. „2.500 Quadratmeter umzäunte Fläche, ein Wäldchen, ein See und der Schutzbereich befinden sich darauf“, beschreibt Zoologe Sliwa das Gehege.
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Der 53-Jährige ist seit elf Jahren für den Kölner Zoo tätig, er habe Namal vor Ort als „extrovertiertes Tier“ kennengelernt, dass Spaß an sozialen Kontakten habe. Die seien wichtig für Elefanten und sollen ihm auch trotz des Geheges erhalten bleiben, denn es liege mitten im Areal des ETH, in dem sich die etwa 50 anderen Tiere in der Auffangstation frei bewegen können.
„Der Testosteronschub, der Namal bevorsteht, macht ihn aber unberechenbar – vor allem für seine Pfleger würde er zur Gefahr werden, wenn es keine Möglichkeit gibt, sich ihm in einer gesicherten Zone zu nähern“, erläutert Sliwa. Schließlich weise Namal inzwischen eine Schulterhöhe von knapp zwei Metern auf und wiege etwa anderthalb Tonnen. In freier Wildbahn könne sich ein Elefantenbulle dem Experten zufolge eine Herde suchen oder als Einzelgänger umherziehen, aufgrund seiner Verletzung und der Gewöhnung an Menschen ist das bei Namal aber nicht möglich.
Weitere Spenden möglich
Auf eine Summe zwischen 20.000 und 40.000 Euro schätzt Sliwa die Kosten für das Gehege. Das Projekt des Kölner Zoos in Sri Lanka sei eine Pionierarbeit für den Elefantenschutz und besitze Modellcharakter“, sagt Sliwa. „Darum ist die neue Anlage wichtig für Namal, aber auch darüber hinaus für neue Erkenntnisse beim artgerechten Umgang mit verletzten und allein nicht überlebensfähigen Dickhäutern weltweit.“
Das betont auch Zoo-Vorstand Christopher Landsberg: „Der Kölner Zoo sorgt mit seinen Partnern aus Sri Lanka dafür, dass die Gelder zu 100 Prozent im Sinne von Namal und den anderen schutzbedürftigen Tieren der Auffangstation eingesetzt werden. Wir danken den Spendern, die sich für Namal engagieren.“
Landsberg und Sliwa bitten um weitere Spenden für Namal und die Arbeit im Elephant Transit Home. Die staatliche Einrichtung besteht seit 15 Jahren, mehr als 100 Tiere wurden in der Zeit dort gepflegt, registriert und danach wieder ausgewildert. Interessierte, die für das neue Elefantengehege in Sri Lanka spenden wollen, können sich über die Internetseite des Zoos Köln informieren und Kontakt aufnehmen.
www.koelnerzoo.de