Die Explosion war nicht die erste Attacke auf das Restaurant. Annähernd 20 Taten sind den Ermittlern bekannt.
Mehrere Vorfälle in FolgeExplosion vor Kölner Imbiss – Ermittler gehen Hinweisen auf familiäre Streitigkeiten nach
Handwerker in weißen Overalls befreien das „Grill Haus“ in Nippes am Montagvormittag von Schuttresten, eine Spanplatte verdeckt ein Loch, das die Detonation in der Nacht auf Sonntag in die Glasfront gerissen hat. Davor liegt ein Scherbenhaufen. „Aufgrund eines Schadens bleibt unser Laden vorübergehend geschlossen“ informieren die Betreiber ihre Kunden auf einem Zettel vor dem Eingang in knappen Worten. Man bitte um Verständnis.
Am Sonntagmorgen gegen vier Uhr detonierte vor dem Imbiss an der Ecke Mauenheimer Straße/ Neusser Straße ein Sprengsatz. Die Eingangstür sowie ein Schaufenster des Grilllokals wurden beschädigt, verletzt hat sich niemand. Ersten Zeugenaussagen zufolge sollen kurz nach der Explosion zwei schlanke und dunkel gekleidete Männer vom Tatort weggelaufen sein, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.
Ermittler haben bereits 20 Taten registriert
Ein Täter, sagt Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer am Montag, konnte bislang allerdings nicht identifiziert worden. „Die Polizei ist weiterhin damit befasst, Beweise zu sichern.“ Dass der Vorfall etwas mit der Serie von Schüssen und Explosionen vor Geschäften und Wohnhäusern zu tun hat, die im Sommer Köln und die Region erschütterten, dafür gibt es aber weiterhin keine Hinweise. Stattdessen gehe man Hinweisen auf „mögliche Streitigkeiten über finanzielle Angelegenheiten nach, die den Betreiber des Grills und dessen familiäres Umfeld betreffen könnten“, so Bremer.
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Es ist nicht das erste Mal, dass das „Grill Haus“ Ziel von Attacken geworden ist. Allein bis Ende März des vergangenen Jahres lagen der Polizei acht Anzeigen wegen Vandalismus vor. Fünfmal sind die Glasscheiben eingeschlagen oder gar zerstört worden. Dreimal wurde das „Grill Haus“ mit roter Farbe beschädigt. Schon im vergangenen Jahr berichtete der „Kölner Stadt-Anzeiger“. Mittlerweile haben die Ermittler annähernd 20 Taten erfasst. „Ob diese Taten im Zusammenhang mit der jüngsten Tat stehen, wird natürlich geprüft. Bestätigen kann ich das aber derzeit nicht“, so Bremer.
„Wir haben eine Vermutung, wer dahintersteckt“, sagt die Inhaberin Azra G. (Name geändert), die das Restaurant gemeinsam mit ihrem Mann betreibt. „Aber wir haben keine Beweise, deswegen kommen wir nicht weiter.“ Ob auch sie glaubt, dass der Fall mit besagten familiären Streitigkeiten zusammenhängt, dazu will sich Azra G. nicht öffentlich äußern.
Die beiden hätten bereits eine Videokamera installiert. Und tatsächlich hätte man auch Aufnahmen des Täters. „Aber man erkennt zu wenig, deswegen wurde noch niemand gefasst.“ Von der Polizei, aber auch aus dem Veedel erfahre man „großartige Unterstützung“, so Azra G. Sie hoffe, dass die Serie von Angriffen endlich aufgeklärt werden könne.
In Nippes, aber auch in den sozialen Medien führen die Taten zu teils wilden Spekulationen. Immer wieder ist auch von Familienstreitigkeiten die Rede. Doch von Schutzgelderpressung über Nachbarschaftsstreitigkeiten bis hin zu einem rechtsextremen Hintergrund hört und liest man auch alle möglich anderen Vermutungen. Bezirksbürgermeisterin Diana Siebert ärgert das: „Das ist nichts, was man einfach so in die Welt setzen sollte. Die Ermittlungen sollte man Polizei und Staatsanwaltschaft überlassen.“
Sie betont: „Der Laden und ihre Betreiber sind in der Nachbarschaft stark verankert, die Menschen hier sind froh, dass es sie gibt. Und sie hoffen genauso wie ich, dass sie Attacken endlich aufhören.“