Nach etlichen erfolglosen Versuchen des Kölner Zoos, die beiden bisherigen Amurtiger zur Paarung zu bewegen, kam die Idee zum Weibchentausch.
Weibchentausch mit Nürnberger ZooGibt es bald Tiger-Nachwuchs im Kölner Zoo?
Zwischen Sergan und Akina wollte es einfach nicht klappen. Im Laufe von anderthalb Jahren unternahm der Kölner Zoo etliche Versuche, die beiden Amurtiger zur Fortpflanzung zu bewegen, wenn Akina „in der Rolle“, also paarungsbereit war. Doch sie wollte sich von dem heute acht Jahre alten Tigerkater nicht decken lassen.
Im Nürnberger Zoo stand man vor dem gleichen Problem: Tigerkatze Katinka und der neu hinzugekommene Kater Manu fanden nicht zusammen. Die Lösung: Auf Empfehlung des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms EEP wurden die Weibchen getauscht. Schon Ende Juli kam die zwölfjährige Katinka an den Rhein. Am Donnerstag (7. September) stellte sie der Zoo vor.
Die Chemie muss auch bei Tigern stimmen
„Zusammenführung und Zucht bei Raubkatzen klappen leider nicht immer. Das ist nichts Ungewöhnliches, auch wenn die Tiere genetisch gut zusammenpassen“, sagte Alexander Sliwa, Kurator des Kölner Tiergartens. Es sei so wie bei den Menschen: „Die Chemie muss stimmen.“ Weil die Amurtiger akut vom Aussterben bedroht seien, würden Zoos viele Anstrengungen unternehmen, „um diese Katzenart auf der Erde zu erhalten.“
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Die Entscheidung, welche Tiere in welchen Zoos für Zuchtvorhaben zusammengebracht werden, trifft das EEP, das momentan 280 Amurtiger in 90 Haltungen koordiniert, auf Basis wissenschaftlicher Kriterien. Katinka zählt wegen ihrer Abstammung von Wildfangeltern zu den genetisch besonders wertvollen Tigern dieser Art in Europa. Im Sommer 2015 brachte sie im Tiergarten Nürnberg in einem Wurf zwei Jungtiere zur Welt.
Kölner Zoo: Erste Annäherung der beiden Tiger
In den ersten vier Wochen in Köln blieb Katinka noch im Stall, auch wenn der Schieber längst offenstand. Inzwischen streunt sie auf dem Außengelände mit Wassergraben, Kaskade, Laubbäumen, Kletterstamm und nachgebildeten Felsen herum, trifft aber noch nicht unmittelbar auf den Kater; es wäre zu früh, auch wenn sie derzeit paarungsbereit ist. Am Donnerstag hielt sich Sergan in einem der beiden Absperrgehege im hinteren Teil des Geländes auf.
Auch wenn es keine Garantie gibt, stehen die Zeichen auf Erfolg. Die Tiere hätte sich durch das Gitter beschnuppert, Katinka habe sich daran gerieben, „und sie schaut nach dem Kater“, bemerkte Sliwa. „Sie hat sich gut eingewöhnt und ist sehr selbstbewusst“, sagte Reviertierpflegerin Monika Assenmacher. „Wir warten die nächste Rolle ab und werden die Tiger dann zügig zusammen lassen.“
Weltweite Bestände des Amurtiger erholen sich
Der Amurtiger, auch Sibirischer Tiger genannt, kommt im Amur- und Ussuri-Gebiet des russischen Fernen Osten nahe der Hafenstadt Wladiwostok vor. 1940 war die Population dieser Tiger-Unterart auf etwa 50 Exemplare geschrumpft. Seitdem hat sie sich durch Schutzmaßnahmen erholt und ist auf rund 500 Tiere angewachsen. Auch im angrenzenden Nordostchina erholen sich die Bestände des Amurtigers allmählich.
Allerdings droht ihnen weiterhin die Ausrottung dadurch, dass ihr Lebensraum zerstört, Menschen ihnen ihre natürliche Beute abjagen und Wilderer sie erlegen, um die Körperteile für die traditionelle chinesische Medizin zu verwenden. Den Gesamtbestand frei lebender Tiger weltweit schätzt man auf nur noch etwa 4500 Tiere. Durch koordinierte Zuchtprogramme leisten wissenschaftlich geführte Zoos einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Art.
Tiger werden im Kölner Zoo seit 1860 gehalten und gezüchtet
Seit vielen Jahren werden im Kölner Zoo Tiger gehalten und gezüchtet. Die Geschichte reicht bis in das Gründungsjahr 1860 zurück. Im damals erbauten Raubtierhaus wurden abwechselnd verschiedene Unterarten beherbergt, etwa Bengal-, Java- und Sumatra-Tiger, ebenso Amurtiger, deren Lebenserwartung bei 15 bis 20 Jahren liegt. 1964 wurde die Tiger-Freianlage geschaffen. Seit 1973 werden hier durchgehend Amurtiger gehalten; in dieser Zeit kamen 32 Jungtiere zur Welt.
Im August 2012 kam es zu einem dramatischen Ereignis im überdachten Innenbereich des Geheges: Der Tiger Altai fiel eine 43-jährige erfahrene Raubtierpflegern an und tötete sie mit einem Biss in die Halswirbelsäule. Zoodirektor Theo Pagel erschoss das Tier, damit Rettungskräfte zu der Frau gelangen konnten. Einige Jahre später wurde die Anlage für rund zwei Millionen Euro komplett umgestaltet; im März 2020 eröffnete sie neu.
Übrigens soll sich die Begegnung von Akina und Manu im Nürnberger Zoo ebenfalls gut anlassen. Möglich also, dass sich der Katzen-Tausch für beide Seiten als fruchtbar erweist.