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„Grundlage für unsere Existenz“Wie der Kölner Zoo dem Artensterben entgegenwirken möchte

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Zu sehen sind der Artenschutzkoordinator im Kölner Zoo, Matthias Markolf, und die Kuratorin Johanna Rohde-White.

Der Artenschutzkoordinator im Kölner Zoo, Matthias Markolf, und die Kuratorin Johanna Rohde-White engagieren sich für bedrohte Tiere weltweit.

Zu den jüngeren Formen des Engagements im Artenschutz des Kölner Zoos gehört die Teilnahme an internationalen Kongressen.

Der Schutz von bedrohten Arten sowie die Vermittlung von Wissen über komplexe Zusammenhänge innerhalb von Ökosystemen gewinnen in Tierparks neben der Unterhaltung der Gäste stetig an Bedeutung. Auch der Kölner Zoo engagiert sich seit Jahren in diesen Bereichen: Unter der langjährigen Leitung von Direktor Theo Pagel ist der Zoo in 18 nationale sowie internationale Projekte eingebunden.

Von 2019 bis 2021 hatte Pagel die Präsidentschaft des Weltzooverbands inne, aber auch schon vor diesem Amt hat sich der Tierpark an der Riehler Straße für einzelne Tierarten betreffende Initiativen eingesetzt, etwa die Pflege und Auswilderung von südostasiatischen Elefanten in Sri Lanka, Nachzuchtprogramme für Echsen und Vögel in Indonesien und Deutschland, oder Schutzprojekte für Affen und Katzen in Afrika und Südamerika.

Kölner Delegation in Abu Dhabi

Zu den jüngeren Formen des Engagements im Artenschutz des Kölner Zoos gehört die Teilnahme an Kongressen wie der „Species Survival Commission“ (SSC) der Dachorganisation IUCN. Die Abkürzung steht für „International Union for Conservation of Nature“ - auf deutsch „Internationale Union zur Bewahrung der Natur.

Die SSC ist ein Zusammenschluss auf Nichtregierungsebene von weltweit mehr als 10.000 führenden Expertinnen und Experten unterschiedlichster Organisationen und Fachdisziplinen, die sich für die Erhaltung von Tierarten, Pflanzen und Pilzen einsetzen. In den Vereinigten Arabischen Emiraten hat kürzlich das fünfte Leitungstreffen der SSC seit ihrer Gründung im Jahr 2019 stattgefunden, bei der Vertreter des im Kölner Zoo ansässigen „Center for Species Survival“ teilgenommen und die Spezialistenrunde aus 300 Expertinnen und Experten des SSC-Netwerks unterstützt haben – konkret die für wilde Schweine und Asiatische Singvögel.

Kölner Kurautorin hält Vortrag über afrikanische Schweinegrippe

So hat die in Köln unter anderem für Nashörner, Primaten und Giraffen zuständige Kuratorin Johanna Rohde-White in Abu Dhabi einen Vortrag über Maßnahmen gegen die afrikanische Schweinegrippe gehalten. Bei ihre Reise ging es um die „Pflege von Netzwerken, Austausch von Informationen und das Stärken öffentlicher Wahrnehmung von vermeintlich lokalen Problemen im internationalen Kontext“, so die 42-Jährige.

„Wenn in isolierten Inseln in Südostasien diese Grippe-Variante ganze Schweinepopulationen bedroht, kann das – obwohl sehr weit entfernt von hier – durchaus Auswirkungen bezüglich des Umgangs mit der Schweinegrippe hierzulande haben“, sagt Rohde-White im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ nach dem SSC-Treffen Anfang November.

Mit den Schweinen verlören vor Ort etwa Tiger eine wichtige Nahrungsgrundlage. „Wie das Erkennen und Eindämmen der Probleme andernorts vonstatten geht“, so die Expertin, sei „relevant für Herausforderungen, mit denen auch Bauern in Europa regelmäßig konfrontiert“ seien.

Kölner Zoo möchte dem Artensterben entgegenwirken

„Bei dem Summit in Abu Dhabi wurde auch eine Deklaration für mehr weltweites Engagement im Artenschutz verabschiedet, die der Kölner Zoo mitunterzeichnet hat“, ergänzt der seit Januar im Kölner Zoo tätige Artenschutz-Koordinator Matthias Markolf. Die beiden Biologen beschäftigen sich bereits ihre gesamte berufliche Laufbahn über mit dem Thema Artenvielfalt und -schutz, befassen sich zentral mit den Möglichkeiten, die sich für Tierparks in diesem Zusammenhang bieten.

„Für mehr als 46.000 Arten ist belegt, dass sie vom Aussterben bedroht sind“, erläutert der 43-jährige Experte aus Köln, „da viele Arten noch unbekannt sind, könnte diese Zahl sogar bei zwei Millionen weltweit liegen.“ Das sei dramatisch, denn mit jeder Art, die stirbt, schwinde auch ein kleines Stück der Lebensgrundlage für die Menschen.

„Die biologische Vielfalt ist die Grundlage für unsere Existenz, zum Beispiel für Nahrung, Medizinprodukte oder für die Klimaregulation“, betont Markolf. Funktionierende Ökosysteme seien unerlässlich für ein gutes Leben auf der Erde, darum sei das Engagement des Kölner Zoos, auch international, ebenso sinnvoll wie geboten.

Eine Übersicht der Artenschutz-Projekte sowie Informationen über das Engagement des Kölner Zoos in lokalen Initiativen und internationalen Verbänden sind auf dessen Internetseiten zu finden. www.koelnerzoo.de/artenschutz