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Im Bürgerpark NordNeue Gesamtschule in Nippes sensibilisiert gegen Antisemitismus

Lesezeit 3 Minuten
108 Mädchen und Jungen aus der Gründungs-Jahrgangsstufe 5 mit dem Kollegium und den Beschäftigten der Schule.

Das Wir-Gefühl ist stark an der Gesamtschule Weidenpesch: Die 108 Mädchen und Jungen aus der Gründungs-Jahrgangsstufe 5 mit dem Kollegium und den Beschäftigten der Schule.

Die Gesamtschule Weidenpesch eröffnete im August 2024 im Bürgerpark Nord und setzt auf Sprachkompetenz und ein engagiertes Umfeld.

Ganz unverhofft hat die neue Gesamtschule Weidenpesch im Container-Interim im Bürgerpark Nord an der Ecke Escher Straße / Äußere Kanalstraße Gesellschaft in ihrem Zwischenquartier bekommen: Die Ober- und Berufspraxisstufen der Förderschule Kolkrabenweg aus Vogelsang sind, aufgrund eines Schadens in ihrem eigentlichen Gebäude, ebenfalls in der Anlage untergekommen.

Die Anlage diente ab Sommer 2021 ursprünglich als Interim, während der Sanierung des Dreikönigs-Gymnasiums (DKG). Doch Raumkapazität gibt es schließlich reichlich auf dem Gelände – schließlich ist die Gesamtschule, die Zweite im Stadtbezirk Nippes, zu Beginn des vorigen Schuljahres mit lediglich 108 Schülerinnen und Schülern in vier Klassen der Jahrgangsstufe 5 gestartet.

Zwei Schulhunde gehören mit zum Team

„Jedes Jahr werden wir 108 neue Schülerinnen und Schüler hinzubekommen“, blickt Schulleiter Patrick Werneburg voraus. In seiner bisherigen Laufbahn war er unter anderem Vize-Leiter einer Gesamtschule in Bonn und baute eine weitere Gesamtschule in Sankt Augustin mit auf. Seine Stellvertreterin ist Mareike Hörsting, die unter anderem an der Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule in Longerich tätig war.

Ein Dreivierteljahr Vorlaufzeit vor dem Start liegt hinter ihnen. Insgesamt 15 Leute umfasst das Team der Schule, inklusive Kollegium, Schulsozialarbeit, Sekretariat und Inklusionskräften. Auch Balou und Nia, die beiden Schulhunde, gehören dazu: Sie haben schnell die Herzen der Kinder erobert und sind im Wechsel in den Schulklassen zu Gast. 

Die Schule arbeitet im gebundenen Ganztag; dreimal die Woche ist bis 16 Uhr Programm, inklusive Mittagessen, Betreuung und Angeboten. „Unsere Schüler kommen aus dem ganzen Stadtbezirk Nippes, einige auch aus Ehrenfeld und Neuehrenfeld, bis hin zu Lindenthal und Sülz“, so Werneburg. Die Sportangebote finden teils in der Turnhalle des nahen DKG statt, das Schwimmen im Lentpark.

Sprachförderung und Sensibilisierung gegen Antisemitismus

Besonders Wert legt die Schule auf die Sprachförderung, mit zwei Extrastunden Unterricht pro Woche – um etwa Textverständnis und Ausdrucksfähigkeit auch nach der Grundschule zu stärken. Ein zweiter Punkt der Programmatik ist die „Holocaust Education“, die detaillierte Auseinandersetzung mit der systematischen Vernichtung der Juden im NS-Staat – einschließlich der Hintergründe und des Wegs dorthin; auch Fahrten zu Gedenkstätten und Erinnerungsorten sind geplant. Werneburg hatte 2014 zum Programm eine Fortbildung im israelischen Yad Vashem absolviert.

„Es geht uns auch um das Eintreten für Demokratie und Menschenrechte – sowie um Medienkompetenz und Quellen-Einordnung“, so der Schulleiter. „Auf TikTok heißt es derzeit etwa überall, dass der Dritte Weltkrieg bald ausbreche. Wir wollen darüber reden.“ Ein anderes Beispiel sei die „Abschiebeticket“-Aktion eines AfD-Kreisverbands in Baden-Württemberg vor der Bundestagswahl gewesen, der nachgemachte Flugzeug-Bordkarten in Briefkästen geworfen hatte. „Einige Schüler meinten danach zu uns: Muss ich jetzt weg?“, erinnert sich Hörsting.

Große Unterstützung der Eltern bei Aktivitäten

Ein weiteres Beispiel aus dem Schulleben ist die Projektarbeit, etwa zu kreativem Arbeiten oder nachhaltiger Entwicklung. Es geht nicht nur darum, Probleme zu erkennen, sondern selbst Lösungen zu entwickeln, erläutert die Vize-Schulleiterin. So will die Schule im September beim „World Clean Up Day“ dabei sein. „Entscheidend ist, dass die Schülerinnen und Schüler selbst darauf gekommen sind.“ Die Schule kann auf eine große Unterstützung der Eltern zählen, rund 50 engagieren sich regelmäßig – etwa beim Sponsorenlauf, für das Büfett am Tag der Offenen Tür, die Teilnahme am Nippeser Karnevalszoch oder dem Projekttag zur Verkehrserziehung.

Bei alledem richtet sich der Blick bereits jetzt auf den zukünftigen Standort an der Schmiedegasse, neben dem Nordfriedhof. Ab dem Schuljahr 2031/32, wenn die jetzigen Fünftklässler in die Sekundarstufe II eintreten, soll der Umzug losgehen. „Einige Eltern aus Ehrenfeld haben jetzt schon recherchiert, wie sie zum neuen Standort kommen werden“, so das Schulleitungs-Duo.