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„Ohne Schnelltest-Regel nicht hier“So kommt 2G plus in Bars im Belgischen Viertel an

Lesezeit 4 Minuten

An der Aktion „Safe Spaces im Belgischen“ beteiligen sich rund 20 Gastronomen.

Köln – Eine Frau läuft zwischen den acht voll besetzten Holztischen entlang, breitet die Arme aus und beteuert, genesen zu sein. Einen Nachweis zeigt sie nicht. Die Türsteherin folgt ihr in den Außenbereich der Bar an der Brüsseler Straße, und fordert sie wiederholt zum Gehen auf: Seit diesem Wochenende reicht es in vielen Bars des Belgischen Viertels nicht mehr, genesen oder geimpft zu sein.

Um das Veedel sicherer zu machen, haben sich hier rund 20 Gastronomen freiwillig darauf geeinigt, in ihren Kneipen auf das 2G-Plus-Konzept zu setzen. Wer rein will, muss neben einem Impf- oder Genesenennachweis (2G) auch einen tagesaktuellen Schnelltest mitbringen. Die Frau im Gang reagiert ausfallend auf die Türsteherin, verlässt die Bar dann schließlich doch.

Testen am Kölner Stadtgarten bis 2 Uhr nachts möglich

Es ist Samstagabend, kurz vor 23 Uhr. „So eine Reaktion hatte ich bisher noch nicht“, sagt die Türsteherin, „eher haben viele den zusätzlichen Test noch nicht auf dem Schirm“. Als Angestellte gefalle ihr das neue Konzept, auch sie fühle sich nun sicherer. Vor dem Eingang ist inzwischen eine kleine Schlange entstanden, eine achtköpfige Gruppe gibt auf, als sie von den zusätzlichen Tests hört. Die Türsteherin prüft die QR-Codes der Zertifikate mit einem Handy, um sicher zu gehen, dass sie aktuell sind.

Neben dem Eingang weist ein Schild auf die neuen Regeln hin, ein weiteres listet die Testzentren in der Gegend auf. Am Stadtgarten ist das Testen am Wochenende sogar bis 2 Uhr nachts möglich. Friederike Neumann sitzt im Außenbereich der Bar: „Das mit den Testzentren ist noch nicht gut kommuniziert. Wenn ich am Wochenende spontan in eine Bar gehen will, sind Testzentren entweder weit weg oder schon zu. Da müsste man vielleicht noch einmal ran.“ Sie wusste von der neuen 2G-Plus-Regel und ist auch deswegen ins Belgische Viertel gekommen. Hier fühle sie sich jetzt sicherer als in anderen Veedeln.

Brüsseler Platz in Köln ist leer

Der Brüsseler Platz hingegen ist leer. Das Ordnungsamt fährt hier gleich zweimal in einer halben Stunde vorbei. 200 Meter weiter tönt Musik aus der Bar „Zum goldenen Schuss.“ Am Eingang steht ein Türsteher hinter einem Pult, an dem diverse Hinweise zur neuen Regelung kleben. Zwei junge Frauen sind kurz frische Luft schnappen: „Ohne die Schnelltest-Regelung wären wir hier sicher nicht gelandet. Feiern gehen werden wir auch nicht, das ist uns noch zu unsicher“, sagt eine der beiden. Sie lasse sich regelmäßig testen und sehe darin auch keinen Mehraufwand.

„Ich verstehe nicht, warum Lokale überhaupt noch nur 2G machen“, sagt Bastian B. Er steht vor der Bar „Forelle Blau“ und trinkt Glühwein im Außenbereich. Dieser ist gut besucht, aber alle Gäste können Abstände einhalten. Im Außenbereich wird nicht kontrolliert, wer in die Bar will muss auch hier alle Nachweise vorzeigen. „2G zeigt doch, dass wir trotzdem durchseucht werden. Auch Geimpfte können das Virus übertragen, die Tests sind deswegen sinnvoll“, sagt der Kölner. Er habe sich aber bewusst für draußen entschieden. Innenräume meide er lieber noch und auch Weihnachtsmärkte wolle er vorerst nicht besuchen.

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Der Weihnachtsmarkt am Stadtgarten ist am früheren Abend gut besucht. „Im Vergleich zu vor Corona sind aber immer noch wenig Leute unterwegs. Viele sind verhalten“, sagt Ivana Louis. Sie verkauft an ihrem „Veedelskrämer“-Stand festes Shampoo und Kalender: „Wenn ich von geschlossenen Weihnachtsmärkten in Bayern höre, bin ich froh, hier stehen zu dürfen. Das Personal kontrolliert alle Besucher und ich fühle mich sehr sicher.“

Weihnachtsmarkt am Heumarkt zu unsicher für Kölnerinnen

Johanna Koth und Patricia Schneider laufen kurz vor Schließung um 21.30 Uhr noch einmal die Kieswege entlang, beide wollen sich auf Weihnachten einstimmen: „Mit den Masken und den Inzidenzen kommt die Stimmung zwar nicht ganz auf, aber gerade im Vergleich zu letztem Jahr ist es toll, hier zu sein“, sagt Koth.

Die Freundinnen kommen vom Weihnachtsmarkt am Heumarkt, wo es keine Einlasskontrollen gibt. Dort wird nur kontrolliert, wer an einem Stand etwas kauft. „Das war uns zu unsicher. Hier ist das besser geregelt“, sagt die 24-Jährige. Ihre Freundin sieht das ähnlich: „Besser, sie machen die Märkte so sicher wie möglich und lassen sie offen, als dass sich die Leute wieder privat zu Hause treffen.“ Die Freundinnen haben den ÖPNV vermieden. In den Bahnen der KVB gilt seit kurzem 3G – also geimpft, genesen oder getestet, aber kontrolliert wird nur stichprobenartig. In einer Linie 3 nach Thielenbruch sind am späten Abend keine Kontrolleure unterwegs.