Köln – Das Licht von 139 Kerzen hüllt am späten Donnerstagnachmittag den Platz um den „Bierbrunnen“ an der Schildergasse orange ein, eine bedächtige Stimmung entsteht mit Einsetzen der Dämmerung inmitten des Trubels entlang der Einkaufsmeile in der Kölner Innenstadt. Anlass ist jedoch nicht die bevorstehende Adventszeit, sondern die tragische Tatsache, dass in Deutschland im vergangenen Jahr laut Bundeskriminalamt (BKA) genau 139 Frauen durch die Hand von ihren männlichen Partnern zu Tode gekommen sind.
Darum hat sich der Arbeitskreis „Gegen Gewalt an Frauen“ die Aktion als Auftakt zu den Veranstaltungen zum „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ ausgedacht, der jährlich am 25. November stattfindet. Die Farbe Orange soll eine Zukunft ohne Gewalt symbolisieren, so die Idee der Frauenvereinigung der Vereinten Nationen, als sie die weltweiten Aktionstage „Orange Days“ ausgerufen haben. Seit 1981 finden sie jedes Jahr vom 25. November bis 10. Dezember statt, dem „Tag der Menschenrechte“. 2021 beteiligen sich auch in Köln erneut zahlreiche Organisationen und Frauenrechtsbewegungen sowie UnterstützerInnen-Gruppen, um auf die Missstände hinzuweisen.
Rund 120 Tausend Frauen von häuslicher Gewalt betroffen
„Wir wollen ein starkes Signal gegen Gewalt an Frauen und Mädchen setzen und darauf aufmerksam machen, dass jede dritte Frau in Deutschland seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche oder sexualisierte Gewalt und Unterdrückung erlebt“, sagt Carolin Brener, die im Amt für Gleichstellung von Frauen und Männern der Stadt Köln den Arbeitskreis „Gegen Gewalt an Frauen“ koordiniert. Statistisch gesehen sind das mehr als 12 Millionen Frauen. „Es ist erschreckend, dass deswegen in einer aufgeklärten Gesellschaft wie unserer kein Aufschrei durch die Bevölkerung geht“, so Brener. Ebenfalls geht aus der Statistik des BKA für 2020 hervor, dass bundesweit 146.655 Taten aus dem Feld sogenannter Partnerschaftsgewalt erfasst worden sind - mehr als 80 Prozent der Opfer waren weiblich. In Zahlen bedeutet das, 119.164 Frauen sind von Gewalt im häuslichen Umfeld betroffen gewesen, wobei eine hohen Dunkelziffer wahrscheinlich ist.
„Wir müssen aufklären und Angebote machen“, mahnt vor Ort auch Margret Schnetgöke von der Frauenberatungsstelle „Frauen Leben“ in Ehrenfeld, eine der über 20 Kölner Einrichtungen in dem Kölner Arbeitskreis, der 1987 gegründet worden war. Ihre Vertreterinnen kommen rund um eine orangene Holzbank mit der Aufschrift „Kein Platz für Gewalt an Frauen und Mädchen, die die 13-jährige Mia im Handwerkerinnenhaus in Nippes für diesen Tag gebaut hat, mit vielen Passantinnen ins Gespräch und verteilen Infomaterial. Auch für den am Abend von der Initiative „Lila in Köln“ organisierten „Protestmarsch“ gegen Gewalt an Frauen, für den sich ab 18 Uhr zahlreiche Menschen am Hans-Böckler-Platz versammelt hatten.
Auch viele Kölner Einrichtungen und Unternehmen, die nicht in der Frauenhilfe aktiv sind, drücken zum Auftakt der Orange Days ihre Anteilnahme aus und beteiligen sich an der weltweiten Initiative, indem sie viele Gebäude in Orange erstrahlen lassen. So wird unter anderem die Glasfassade des Neven DuMont Hauses an der Amsterdamer Straße in Niehl ebenso als Zeichen der Solidarität beleuchtet wie auch die Hauptstelle der Sparkasse Köln-Bonn am Rudolfplatz und die Kunsthochschule für Medien Köln.
Zahlreichen Sitze der Mitgliedsunternehmen der Kölner Stadtwerke beteiligen sich mit Aktionen. Dafür beleuchten etwa die Köln-Bäder die Badelandschaft im Agrippabad in orange und auch die Kölner Verkehrs-Betriebe beteiligen sich mit ebenso erleuchteten Kundencentern. Auf den Anzeigen an Haltestellen der KVB gibt es außerdem Informationen zum Hilfetelefon des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben.
Die Stadt Köln hat alle Informationen zu Veranstaltungen, Aktionen, Ausstellungen sowie Termine und Podiumsgesprächen im Rahmen der Orange Days 2021 hier zusammengestellt.