Der Zughersteller Alstom hat einen Lieferplan für 62 neue Stadtbahnen für die Linie 1 vorgelegt. Die KVB prüft ihn gerade.
Ost-West-AchseAusbaustreit spitzt sich zu – KVB droht Kölner Stadtrat
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Testfahrten mit 90-Meter-Langzügen auf der Ost-West-Achse zwischen Bahnhof Deutz/Messe und Neumarkt organisierte die KVB im April 2024.
Copyright: Martina Goyert
Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) appellieren an den Stadtrat, über den Ausbau der Ost-West-Achse zwischen dem Heumarkt und der Moltkestraße schnell eine Entscheidung zu treffen.
Hintergrund ist eine Gesprächsrunde mit den Spitzen der Ratsfraktionen von Grünen, CDU, SPD und FDP am vergangenen Montag, bei denen sich Gegner und Befürworter der U-Bahn-Lösung erneut nicht auf einen Kompromiss verständigen konnten. Im schlimmsten Fall könnte das bedeuten, dass in der kommenden Ratssitzung am 3. April nicht entschieden wird.
„Auf der Ost-West-Achse benötigen wir dringend eine Kapazitätserweiterung“, teilte eine KVB-Sprecherin auf Anfrage unserer Zeitung mit. „Beschlusslage ist bereits der künftige Einsatz von 90 Meter-Bahnen auf der Linie 1. Ohne Umsetzung dieses Beschlusses ist eine Kapazitätserweiterung nicht möglich. Von daher ist ein Beschluss des Rates der Stadt Köln zum Ausbau alternativlos - unabhängig davon, ob oberirdisch oder mit einer Tunnelvariante. Ansonsten kann perspektivisch nicht ausgeschlossen werden, dass eventuell nicht alle Fahrgäste befördert werden können.“
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Meldefrist läuft am 31. Juli ab
Der Zeitdruck ist enorm. Die Frist zur Einreichung des Ausbauprojekts für die Ost-West-Achse läuft am 31. Juli ab. Bisher erfüllt laut go.Rheinland nur die U-Bahn-Variante die erforderlichen Kriterien. Hält die Stadt diese Frist nicht ein, muss das Projekt für den neuen Bedarfsplan zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs angemeldet werden, der erst im Frühjahr 2027 vorliegen wird.
Das Land hat diese letzte Frist für Verkehrsprojekte gesetzt, die bereits im derzeit aktuell gültigen Bedarfsplan für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs enthalten sind. Dieser Plan stammt aus dem Jahr 2006. Dafür hat die Stadt die U-Bahn-Variante zwischen Heumarkt und Moltkestraße angemeldet. Sollte sich im Stadtrat dafür im April doch noch eine Mehrheit finden, könnte die Frist eingehalten werden. Ob das auch für die oberirdische Ausbau-Variante gilt, ist umstritten. CDU und FDP sehen das nicht so, die SPD hat noch Beratungsbedarf, die Grünen sind optimistisch, dass sich auch diese Variante noch fristgerecht beschließen ließe, auch wenn für den Antrag noch einige Nacharbeiten erforderlich seien.
Zughersteller Alstom legt Lieferplan vor
Nach Angaben der KVB hat der Zughersteller Alstom, der für den Betrieb der Linie 1 zwischen Bensberg und Weiden-West 62 neue Stadtbahnen liefern soll, zwar inzwischen einen neuen Lieferplan vorgelegt, „der hinsichtlich seiner Plausibilität noch geprüft wird“, so die KVB-Sprecherin. Die KVB hatte die neuen Züge im November 2022 bei Alstom bestellt. Die beiden ersten Test-Bahnen sollten ursprünglich im Januar 2024 ausgeliefert werden.
Die 60 Meter langen einteiligen Züge sollen 124 Bahnen der Baureihe K 4000 unter anderem auf der Ost-West-Achse ersetzen, die zum Teil seit 1995 unterwegs sind. Dieser Auftrag, im November 2020 vergeben, hat ein Gesamtvolumen von 363 Millionen Euro. Je nach Ausbau des Streckennetzes könnte die KVB bis zum Jahr 2031 weitere elf Lang- und 25 Kurzzüge ordern. Die zusätzlichen Fahrzeuge für die Ost-West-Achse seien „nicht bestellt, sondern optional hinterlegt“.
Der Ausbau der Ost-West-Achse bedeutet den Umbau von 34 der 37 Haltestellen der KVB zwischen Bensberg und Weiden-West. Die Strecke der Linie ist 26,5 Kilometer lang, täglich nutzen sie mehr als 100.000 Fahrgäste. Im Rechtsrheinischen fährt sie teils unterirdisch wie auch die Linien 7 und die 9, die dort auch verkehren. Die Linie 9 zweigt am Neumarkt ab, die 7 an der Kreuzung der Aachener Straße/Gürtel. Auf eben jener Strecke zwischen Bensberg und Weiden-West soll die Kapazität um 50 Prozent erhöht werden. Statt 60-Meter-Bahnen sollen dort 90-Meter-Züge fahren.