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Ost-West-AchseStadt und KVB wollen den Tunnel zwischen Heumarkt und Moltkestraße

Lesezeit 5 Minuten

So könnte es oberirdisch dann einmal aussehen: Cäcilien- und Pipinstraße ohne Straßenbahn.

Köln – Wie soll die Ost-West-Achse der KVB ausgebaut werden? Zumindest für Verkehrsbetriebe und Verwaltung ist diese Frage geklärt: Sie favorisieren einen U-Bahn-Tunnel zwischen Heumarkt und Moltkestraße. Nun muss die Politik entscheiden, ob diese Version in die detaillierte Planung geht. Für OB Henriette Reker ist der Ausbau jedenfalls nach eigenen Worten „eine große Chance für Köln“.

Was wollen Verwaltung und KVB?

Die Vorzugsvariante von KVB und Verwaltung, über deren weitere Planung ab dem 13. November die politischen Gremien abstimmen, sieht einen U-Bahn-Tunnel zwischen Heumarkt und Moltkestraße vor. In der rund drei Kilometer langen Röhre soll es Stationen an Moltkestraße, Rudolfplatz, Neumarkt und Heumarkt geben. Die Linie 9 soll zudem unterirdisch bis zur Jahnstraße geführt werden. Rampen in den U-Bahn-Tunnel gäbe es also an Moltkestraße, Jahnstraße und Heumarkt. Außerhalb dieses Innenstadtbereichs müssen 25 oberirdische Haltestellen der Linie 1 so ausgebaut werden, dass 90 Meter lange Züge anstatt der heutigen 60-Meter-Züge halten können. So soll die Kapazität der Ost-West-Achse um 50 Prozent steigen.

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Gibt es Alternativen?

Als Alternative zu dieser Tunnellösung schlägt die Stadt einen rein oberirdischen Ausbau der Linie 1 vor, auf deren Trasse auch die Linien 7 und 9 verkehren. Der Tunnel wird aber klar bevorzugt. Derzeit gebe es zwischen Heumarkt und Moltkestraße 54 Konfliktpunkte zwischen Auto- und Straßenbahnverkehr, so Henriette Reker auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der KVB-Spitze. Mit einer U-Bahn fielen viele Staus weg, der Bahnbetrieb laufe reibungsloser. Zugleich werde Platz für Fußgänger und Radfahrer geschaffen. Für den Autoverkehr werde die U-Bahn hingegen keinen Platz machen, betonte Reker. Weiterer wichtiger Vorteil einer U-Bahn: Die zentralen Plätze Neumarkt, Heumarkt und Rudolfplatz könnten ansprechender gestaltet werden.

Warum ist ein Ausbau der Ost-West-Achse nötig?

KVB-Chef Jürgen Fenske nennt die Ost-West-Achse das „Herzstück der KVB“, das aber überlastet sei. Allein zwischen Heumarkt und Neumarkt seien werktäglich 806 Züge in beiden Richtungen mit rund 90 000 Fahrgästen unterwegs. Die um 30 Meter längeren Züge, die in einigen Jahren im Einsatz sein sollen, könnten 550 anstatt bisher 380 Fahrgäste transportieren. Mit einem Tunnel sollen sich zudem die Fahrtzeiten verkürzen. „Oberirdisch sind maximal 30 Stundenkilometer möglich, im Tunnel kann man mit 70 fahren“, so Gunther Höhn vom KVB-Verkehrsmanagement.

Neumarkt99

Der Kölner Neumarkt wäre mit Umsetzung der Ost-West-U-Bahn viel weitläufiger.

Wie hoch sind die Kosten?

Der Bau des Tunnels würde nach jetziger Schätzung 760 Millionen Euro inklusive Planung kosten. Die oberirdische Variante wird auf 250 Millionen Euro taxiert. Chancen auf Kostenübernahme von Bund und Land gibt es für rund 80 Prozent der Kosten, so denn ein Kosten-Nutzen-Indikator von mindestens 1,0 vorliegt. Ein Ingenieurbüro hat der favorisierten Tunnelvariante genau diesen Wert bescheinigt, die oberirdische Lösung kommt auf einen weitaus besseren Wert von 2,3. Wegen der größeren Störanfälligkeit sowie der geringeren städtebaulichen Möglichkeiten eines oberirdischen Bahn-Betriebs streben Stadt und KVB aber den Tunnel an.

Welche Vorschläge gab es sonst noch?

Diskutiert und bewertet wurden insgesamt acht Ausbau-Varianten. Dazu fand unter anderem eine große Bürgerbeteiligung statt, bei der sich aber kein klarer Favorit herauskristallisierte. Auf dem Tisch lagen unter anderem kurze Tunnel zwischen Heumarkt und Neumarkt oder zwischen Heumarkt und Rudolfplatz sowie zwei lange Tunnelstrecken vom Heumarkt bis zum Melatenfriedhof. Die langen Varianten erhielten jedoch nur einen Kosten-Nutzen-Faktor von 0,8, die kürzeren wurden aus städtebaulichen Gründen verworfen, denn hier würden die U-Bahn-Rampen mitten in der Stadt liegen. Aus der Politik kamen drei weitere Vorschläge. Den weitestgehenden reichte die SPD ein, die eine Untertunnelung des Rheins vorschlug, um die U-Bahn bis zum Deutzer Bahnhof verlängern zu können. Wegen der errechneten Kosten von 1,13 Milliarden Euro lag der Kosten-Nutzen-Faktor aber nur bei 0,4. Die von Stadt und KVB favorisierte Variante entspricht der kürzeren Variante, die die CDU eingebracht hatte. Laut Beschlussvorlage soll jedoch geprüft werden, ob bauliche Vorkehrungen für eine spätere U-Bahn-Verlängerung nach Deutz, in die Dürener Straße und Richtung Weiden getroffen werden sollen.

Wie ist der Zeitplan?

Die neuen Langzüge könnten laut Jürgen Fenske in etwa fünf Jahren in Betrieb gehen. Bis dahin müssten in den Außenbereichen der Ost-West-Achse die Bahnsteige verlängert werden, in der Innenstadt sollen während des U-Bahn-Baus Provisorien entstehen. „Während des Baus bleibt der Betrieb aufrecht“, so Gunther Höhn. Baubeginn für den U-Bahn-Tunnel könnte etwa Mitte der 2020-er Jahre sein, so Verkehrsdezernentin Andrea Blome. Die Bauzeit liege bei etwa acht Jahren.

Stimmen aus dem Stadtrat

Andreas Pöttgen, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion: „Wirklich zukunftsweisende Kapazität auf der Ost-West-Achse bringt die von uns vorgeschlagene Zwei-Ebenen-Lösung: schnellstmöglicher oberirdischer Ausbau, der ergänzt wird durch eine leistungsfähige U-Bahn von Deutz bis zum Aachener Weiher.

Dirk Michel, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion: „Es ist gut, dass eine lange Tunnellösung machbar und möglich ist. Für dieses zukunftsweisende Verkehrsprojekt braucht es nun eine mutige und hoffentlich von einer breiten Mehrheit getragene Entscheidung. Dabei werden wir auch die Empfehlungen aus der vorbildlichen Bürgerbeteiligung sehr ernst nehmen.“

Michael Weisenstein, Fraktionsgeschäftsführer der Linken: Dieser Tunnel fand in der in der Bürgerbeteiligung keine Zustimmung. Tunnelrampen auf der Aachener Straße und im Mauritiussteinviertel wären eine städtebauliche Katastrophe.

FDP-Fraktionschef Ralph Sterck:

„Wir begrüßen es sehr, dass die Verwaltung einen Tunnel zwischen Heumarkt und Aachener Weiher vorschlägt, der aus heutiger Sicht förderungsfähig ist. Es ist ein Jahrhundertwerk, für das wir nur einen Aufschlag haben.

Die Grünen lehnen eine U-Bahn ab. Sie sprechen sich für eine oberirdische Ertüchtigung Ost-West-Stadtbahn aus. Das sei am schnellsten zu verwirklichen und am kostengünstigsten. (adm)