Welche Historie steckt hinter der Greifvogeljagd und wie werden die Tiere heutzutage eingesetzt? All das war bei einem Vortrag zu erfahren.
Kölner Umweltbildungszentrum Gut LeidenhausenFalkner berichtet über die Kunst der Greifvogeljagd
Ganz ruhig sitzt der Falke auf dem dicken Lederhandschuh des Falkners. Doch kaum reitet das Tier von Lothar Ciesielski Faust ab und erhebt sich in die Lüfte, wird es zum gefürchteten Jäger. Im Kölner Großmarkt, im Hauptbahnhof, in Kletterhallen – überall dort, wo Tauben und ihre Hinterlassenschaften zum hygienischen Problem werden, ist Ciesielski mit seiner Falknerei zur Vergrämung der Tauben gefragt. Steigen seine zur Jagd abgerichteten Vögel auf, hat das sofortige und nachhaltige Wirkung. Ohne dass ein einziges Tier geschlagen wird, verlassen die Tauben fluchtartig den Ort und lassen sich auf viele Monate nicht mehr blicken.
Von seinen Einsätzen in ganz Deutschland berichtete Ciesielski bei einem Vortrag auf Gut Leidenhausen, mit dem er die faszinierenden Vögel und die Jahrtausende alte Kunst der Jagd mit Greifvögeln vorstellte. Begleitet von seinen Töchtern Ilona und Pia bot der Inhaber der Falknerei Cologne den Gästen Exkurse in die Historie der Falknerei. Die Falknerei gehört zum immateriellen Kulturerbe der Unesco, und vor den Toren Kölns steht das Jagdschloss Falkenlust, das Kurfürst Clemens August zum Beweis seiner Liebe zur Falknerei errichten ließ.
Gut Leidenhausen: Falkner erklärt Historie der Falknerei
Ciesielski beschrieb die Anatomie der pfeilschnellen Jäger und präsentierte klassisches Zubehör bei der Beizjagd. Der Begriff stammt vom Wort „beißen“ ab, denn Falken töten ihre Beutetiere mit einem Biss ins Genick. Mit feinen Lederhauben über dem Kopf werden die Falken und zunehmend auch Wüstenbussarde aus der eigenen Zucht beim Transport ruhig gehalten. Schöne Federspiele werden zum Training benutzt, Geschüh, Bells und Drahlen trägt das Tier an den kräftigen Fängen (Füßen).
Besonders spannend wurde es für die interessierten Gäste im Umweltbildungszentrum auf Gut Leidenhausen, als der Falkner die mitgebrachten Tiere vorführte. Da gab es Gerfalken und Wüstenbussarde und sogar eine – allerdings nicht zur Jagd eingesetzte – Schleiereule zu sehen. Der Falkner hatte in Ausbildung befindliche Tiere dabei, die mit viel Geduld und mit verlockender Atzung erst an ihren künftigen Job herangeführt werden.
Und erfahrene Jäger wie „Gandalf“, der durch seine fliegende Präsenz bei nächtlichem Einsatz schon den Bahnhof Zoo taubenfrei gemacht hat. Der allerdings bei der Arbeit am Kölner Großmarkt auch schon mal seinen eigenen Kopf durchsetzte und sich drei Tage lang nicht vom Falkner zurücklocken ließ, wie Ciesielski schmunzelnd berichtete. Dem Tier kurz übers weiche Gefieder zu streicheln, war für die Mutigen unter den Gästen des Vortrags ein besonderes Erlebnis.