Die Wahner Piraten haben auf ihrem Festwagen zwar ein Pissoir, aber keinen Auffangbehälter. Die Stadt verweist auf die Veranstalter der Züge.
Kein AuffangbehälterWahner Piraten urinieren wegen fehlender Toilette auf den Zugweg

Uriniert jemand auf dem Wagen in das Pissoir, verläuft Augenblicke später eine Spur hinter dem Wagen der Piraten.
Copyright: Marius Fuhrmann
Wer in Köln beim Wildpinkeln erwischt wird, zahlt ein Bußgeld von bis zu 200 Euro – auch an Karneval. Die Wahner Piraten sind eines der Highlights im Wahner und Porzer Zug. Recherchen der Redaktion legen nahe, dass die Männergruppe zwar eine Toilette an Bord ihres Festwagens hat, aber keinen Auffangbehälter. Der Urin läuft direkt auf die Straße, wo Kinder die Kamelle vom Boden aufheben.
Samstagnachmittag im Wahner Zug. Der Wagen der Piraten reiht sich an Position 44 in die Karawane ein, es folgt eine Fußgruppe. Genau dort, wo der rechte Hinterreifen stand, bleibt eine Lache mit einer Flüssigkeit zurück, die auch durch den Rinnstein läuft. Das Pissoir befindet sich auf der rechten Seite des Wagens. Tritt ein Mitglied an das Becken heran, hinterlässt der Reifen Augenblicke später eine feuchte Spur mit Profil. Auf der linken Seite ist sie nicht zu sehen. Kinder und Erwachsene bücken sich nach Kamelle, die im Bereich der Spur liegen.

Nachdem der Wagen vom Startplatz losgerollt ist, bleibt eine Lache auf dem Gehweg zurück.
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Die Wahner Piraten feiern in dieser Session ihr 30-jähriges Bestehen. Einst als Kegelclub gegründet, nahm die Gruppe 1995 zum ersten Mal am Wahner Zug teil. Ihr Festwagen, 2001 gebaut, ist einem Piratenschiff nachempfunden. Längst sind sie im Karneval angekommen, engagieren sich für Senioren und Kinder. Doch während der Karnevalszüge scheinen sich einige Mitglieder nicht beherrschen zu können.
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Im Kölner Rosenmontagszug sei so etwas nicht hinnehmbar, heißt es beim Festkomitee. Viele Wagen seien mit Chemie-Toiletten ausgestattet, im Inklusionswagen gebe es sogar eine rollstuhlgerechte Anlage. Und sollte es kein Klo auf einem Wagen geben, „dann muss man sich für die paar Stunden dahingehend einstellen“, so eine Sprecherin.
Frank Ulbrich, Mitglied der Piraten, räumt den Vorwurf des fehlenden Urin-Behälters ein, sieht seine Piraten aber als Sündenbock. „Das machen andere Gruppen auch“, sagt er. Ulbrich wolle das Thema intern ansprechen und „Abhilfe schaffen“. Der TÜV Rheinland, der Karnevalswagen überprüft, teilt auf Anfrage mit, dass Sanitär- und Toilettenanlagen nicht im Fokus der Kontrollen stünden. Er verweist an die Stadt.

Ein Kind greift nach einer Waffel, die direkt neben der Urinspur liegt.
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„Das direkte oder indirekte Urinieren in der Öffentlichkeit ist selbstverständlich verboten und gilt für alle, die am Zug teilnehmen“, sagt Jutta Doppke-Metz, Sprecherin der Verwaltung. Dass die Wahner Piraten keinen Urin-Tank auf ihrem Festwagen haben, sei der Stadt bisher nicht bekannt gewesen. „Zur Ahndung bedarf es jedoch der Ermittlung einer Person, die tatsächlich in der Öffentlichkeit uriniert hat.“ Die gesamte Gruppe könne man nicht sanktionieren. „Die Stadt Köln wird der Sache aber nachgehen und Gespräche mit den Zugveranstaltern führen.“
Diese seien verantwortlich für die Einhaltung der Auflagen bei einem Karnevalszug, im Fall der Wahner Piraten sind das die Interessengemeinschaft Wahner Karneval und der Festausschuss Porzer Karneval. „Der Stadt Köln ist keine Verpflichtung bekannt, dass Festwagen mit Toiletten auszustatten sind. Nach unseren Informationen gibt es aber die Vereinbarung mit der örtlichen Gastronomie, dass Zug-Teilnehmende die dortigen Toiletten nutzen können, gegebenenfalls gegen ein kleines Entgelt“, so Doppke-Metz.
Probleme mit Regelverstößen beim Wahner Karnevalszug
Severin Besgen, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Wahner Karneval, zeigt sich überrascht von der Information. „Wir haben nie danach gefragt, ob da ein Tank unter dem Wagen ist, das wäre aber ein Punkt, wo man direkt reagieren müsste.“ Die Piraten seien allerdings häufiger negativ aufgefallen. „Sie halten sich nicht an das Alkoholverbot und fahren bei der Fahrt zum Aufstellplatz im Wagen mit – das ist nicht erlaubt. Es machen aber leider viele Gruppen“, schildert er.
Als Veranstalter des Zugs stelle die IG den Rahmen für den Ablauf. Unter anderem sorge sie für die Sperrung der Straßen, darunter der Autobahn-Anschlussstelle zur A 59. „Das allein kostet 7000 Euro“, sagt Besgen. „Bei knapp 2000 Teilnehmern können wir nicht auf die Einhaltung der Regeln pochen und nur stichprobenartig kontrollieren. Leider hören nicht alle Vereine darauf, was wir sagen. Sie machen deswegen, was sie wollen“, klagt er.
Einen Ausschluss aus dem Zug behalte sich die IG zwar vor, jedoch erst nach einer Verwarnung. „Aber wenn wir jeden, der die Regeln missachtet, ausschließen, haben wir im nächsten Jahr nur noch 20 Gruppen da. Letztlich zettelt man einen Kleinkrieg an und ist der Buhmann, der den Karneval verderben will. Allerdings ist Sicherheit immer das oberste Gebot.“
Dem Urin-Vorwurf will Besgen nachgehen, allerdings schieden er und seine Vorstandskollegen noch in diesem Jahr aus dem Amt. „Wie der neu gewählte Vorstand damit umgehen wird, kann ich nicht voraussehen.“ Auch Wolfgang Mombaur, Zugleiter des Porzer Zugs, erfährt erst durch die Nachfrage der Redaktion von dem fehlenden Auffangbehälter. „In all den Jahren gab es nie eine Beschwerde von den Gruppen oder den Zuschauern.“
Er nehme den Vorwurf sehr ernst. „Das werden wir im nächsten Jahr garantiert unterbinden.“ Eine Toilettenkontrolle der Wagen durch den Festausschuss gebe es nicht. „Wir stellen die Betriebssicherheit der Wagen sicher. Viele Wagen haben gar keine Toilette – wer muss, springt eben kurz vom Wagen und geht in eine Gaststätte“, sagt Mombaur. (mit jan)