Immer mehr Fahrzeuge nutzen die Autobahn 59 nach Köln oder Bonn, deshalb muss die Fahrbahn verbreitert werden.
Verbreiterung auf sechs SpurenDeswegen werden Wohnhäuser in Sankt Augustin an der A59 abgerissen

Wegen der Verbreiterung der A 59 werden Häuser an der Bahnhofstraße abgerissen.
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Sorgfältig getrennt liegen die Baustoffe vor den Häusern auf den Grundstücken. Ein Stapel Holz, große weiße Säcke mit Plastikelementen sowie ein Berg von Stahlteilen fallen sofort ins Auge. Die Fenster der Gebäude befinden sich noch an ihrem Platz im Mauerwerk, die Dächer sind allerdings schon abgedeckt. Wind und Wetter haben somit leichtes Spiel.
Wohnraum für Menschen fehlt, immer weniger Neubauten entstehen, und doch werden in Meindorf derzeit voll funktionsfähige Häuser abgerissen. Die Mieter und Eigentümer mussten sie verlassen, weil die Autobahn 59 verbreitert wird. Eine rund 3,2 Kilometer lange Strecke zwischen den Autobahndreiecken Sankt Augustin-West und Bonn-Nordost soll auf sechs Fahrspuren erweitert werden. Hinzu kommt ein fehlender Standstreifen.
Auf der A59 bei Sankt Augustin ist Tempo 100 vorgeschrieben, weil die Standstreifen fehlen
Neu ist das Projekt nicht. Schon vor 30 Jahren war die Autobahn nicht mehr dem Verkehr gewachsen. Deshalb wurden die Standstreifen zu Fahrbahnen umfunktioniert. Drei Spuren konnten so in jede Fahrtrichtung entstehen. Allerdings war Tempo 100 wegen der fehlenden Standstreifen vorgeschrieben. Dadurch kam es auch zu einem weiteren Problem. Bei Unfällen oder Pannen bildete sich sofort ein Stau, weil die Abstellfläche am Seitenrand nicht mehr vorhanden war.
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Immer mehr Autos sind seitdem auf den Straßen unterwegs. Rund 126.400 Fahrzeuge pro Werktag werden auf diesem Autobahnstück gezählt. Das ergebe sich durch die Überlagerung des Verkehrs mit starken Abbiegeverkehren von und zur A560 beziehungsweise A565, so Untersuchungen der Autobahngesellschaft des Bundes. Die Abbieger machten etwa die Hälfte der Gesamtbelastung aus. Und das Verkehrsaufkommen werde weiter wachsen. Prognosen gingen von 139.800 Kraftfahrzeugen im Jahr 2030 aus, wenn die Rheinspange - die geplante neue Rheinquerung bei Niederkassel - realisiert würde.

Der Fuß- und Radweg (r.), der die Bahnhofstraße mit der Johann-Quadt-Straße verbindet, wird als Fläche für die Erweiterung genutzt werden. Oben die Lärmschutzwand der Autobahn 59.
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Im Vorgriff auf den Ausbau wurden in Sankt Augustin sechs Grundstücke nahe der Autobahn an der Johann-Quadt-Straße, der Bahnhofstraße und der Straße „Im Winkel“ erworben. Der Abriss ist nun im vollen Gange. „Auf den Grundstücken entsteht eine eingezäunte Wiesenfläche, bis die Ausbauarbeiten beginnen“, so eine Sprecherin der Autobahngesellschaft. „Der Fuß- und Radweg, der die Bahnhofstraße mit der Johann-Quadt-Straße verbindet, wird später als Fläche für die Erweiterung genutzt werden.“
Neue Lärmschutzwände kommen ebenfalls. In Fahrtrichtung Köln werden insgesamt 2,3 km Lärmschutzwand in Menden errichtet. Sie sind bis zu neun Meter hoch, ab dem Fahrbahnrand gemessen. In Fahrtrichtung Bonn entstehen für die Ortslage Meindorf Lärmschutzwände mit einer Gesamtlänge von 1,8 Kilometern, ebenfalls neun Meter hoch. „Im direkten Bereich der Bebauung werden die oberen vier Meter transparent ausgebildet, um eine Verschattung von Anwohnergrundstücken zu reduzieren“, so die Sprecherin. Zusätzlich zu den Lärmschutzwänden und -wällen werde auf der kompletten Ausbaustrecke sogenannter Flüsterasphalt eingebaut, der den Straßenlärm reduziere.
Eine Landschaftsbrücke über die Autobahn 59 könnte Tieren helfen, die Straße sicher zu überqueren
Ein wichtiges Projekt, das ebenfalls mit dem Ausbau der A 59 zu tun hat, ist allerdings noch nicht endgültig entschieden. Die von Umweltschützern geforderte Landschaftsbrücke über die Autobahn und die daneben laufenden Bahngleise. Sie könnte dafür sorgen, dass Tiere aus dem Naturschutzgebiet die Trasse gefahrlos überqueren könnten. Planungen dazu gibt es, es fehlen aber noch Vorentwürfe. Bundestagsabgeordneter Norbert Röttgen, in dessen Wahlkreis das Projekt liegt, hat diesen Wunsch schriftlich an die Autobahngesellschaft herangetragen. Eine Absage ist bislang noch nicht gekommen.
Nicht alle Menschen jubeln über die Erweiterung. Landtagsabgeordneter Martin Metz aus Sankt Augustin: „Der weitere Ausbau von Autobahnen zum jetzigen Zeitpunkt ist der falsche Weg“, so der Sprecher der Grünen für Straßenverkehr im NRW-Landtag. Man müsse „alternative Verkehrsprojekte fördern, die weg vom Auto führen.“ Die Planung zum Ausbau der A59 sei überzogen, zudem gebe es noch immer kein Baurecht für das Projekt. „Es gelingt dem Bund noch nicht einmal, alle maroden Brücken zurzeit zu sanieren. Das erscheint mir wichtiger und dorthin sollten alle Personalressourcen gehen.“