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Porz ist Köln50 Jahre Eingemeindung – Ehemaliger Bürgeramtsleiter kritisiert Versprechen

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Blick auf den Rhein und das Porzer Rathaus am dahinterliegenden Ufer

Seit Januar 1975 gehört die einst selbstständige Stadt Porz zu Köln.

Zum 50. Jahrestag der Eingemeindung zieht Reiner Lindlahr, ehemaliger Bürgeramtsleiter Rodenkirchens und Zündorfer Einwohner, kritisch Bilanz.

50 Jahre nach der kommunalen Neuordnung betrachten sich die meisten Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtbezirks Porz selbstverständlich als Kölnerinnen und Kölner. Der weit überwiegende Teil der Bevölkerung hat die Selbstständigkeit der Stadt Porz vor 1975 schließlich gar nicht mehr miterlebt.

Die Zusagen aus dem Gebietsänderungsvertrag, die seitens der Stadt Köln damals an die früher selbstständige Stadt Porz erfolgten, sind jedoch nicht vergessen. In einem offenen Brief, den er der Oberbürgermeisterin und Entscheidungsträgern aus der Politik zuleiten will, hat Reiner Lindlahr beispielhaft für den Stadtteil Zündorf an diverse Versprechungen erinnert, die bis heute nicht eingelöst seien.

Zündorf hat nie die versprochene Umgehungsstraße bekommen

Lindlahr hat als ehemaliger Bürgeramtsleiter in Rodenkirchen große Verwaltungserfahrung und aus vielen Jahren Engagement im Zündorfer Bürgerverein auch leidvolle Expertise im Warten auf nie umgesetzte Pläne.

Im Gebietsänderungsvertrag hat sich die Stadt Köln verpflichtet, das Eingliederungsgebiet Porz „so zu fördern, dass eine kontinuierliche Weiterentwicklung – dem gesamten Stadt-Organismus angepasst – sichergestellt ist.“ Schaue man sich nach 50 Jahren den Stadtteil Zündorf an, präsentiere sich indes eine traurige Bilanz.

Ein Mann mit grauem Haar und grauem Schnäuzer lacht in die Kamera.

Reiner Lindlahr hält der Stadt Köln Versäumnisse vor. Versprechungen aus dem Gebietsänderungsvertrag seien nicht erfüllt worden.

Kontinuierlich weiterentwickelt habe sich die Wohnbebauung, seit 1975 habe sich die Einwohnerzahl von 7300 auf 12.000 Einwohner erhöht. Allerdings sei die Anpassung der Verkehrsinfrastruktur, obwohl vertraglich zugesagt, seit 50 Jahren ausgeblieben.

Während in der gleichfalls wachsenden Nachbarstadt Niederkassel Umgehungsstraßen und Radwege gebaut worden seien, werde das vom Durchgangsverkehr geplagte Zündorf nach wie vor stiefmütterlich behandelt. Eine Umgehungsstraße, wie sie schon vor der Eingemeindung als sogenannte Sammelschiene geplant war, sei in Köln „so lange geplant, versprochen und diskutiert worden, bis sie offenbar klammheimlich beerdigt wurde“.

Verlängerung der Linie 7 wurde von anderen KVB-Projekten überholt

Ein vom Stadtrat beschlossenes Mobilitätskonzept habe vorgesehen, dass bis 2025 der Individualverkehr zu Gunsten des öffentlichen Personennahverkehrs und des Rad- und Fußgängerverkehrs auf ein Drittel des Gesamtverkehrs reduziert werden sollte. Geschehen sei aber nichts. Die schon vor fast fünf Jahrzehnten beschlossene Verlängerung der Stadtbahnlinie 7 sei in der einstigen Prioritätenliste durch andere Stadtbahnprojekte überholt worden, deren Milliardenkosten die Kassen auch künftig leer räumten.

Bei den Radwegen gebe es bis auf Fahrradstraßen über vorhandene Feldwege keine Verbindungen zu benachbarten Stadtteilen. Hinsichtlich des innerörtlichen Verkehrs würden längst erfolgte Beschlüsse der Bezirksvertretung zur Einrichtung einer Tempo-30-Zone und zur Neugestaltung der Hauptstraße seit Jahren ignoriert.

Lindlahr kritisiert die städtische Einschätzung zur Nahversorgung in Zündorf, es fehle im Ort an diversen Einzelhandelsangeboten, sodass ein Großteil der erheblichen Kaufkraft in den angrenzenden Rhein-Sieg-Kreis abwandere. Von einer Förderung könne keine Rede sein.

Im Vergleich zu anderen, vor allem zu zentralen Kölner Stadtbezirken, würden Porzer Belange oft hintangestellt, lautet Lindlahrs Einschätzung. Zum 50. Jahrestag der Eingemeindung wünscht er sich nicht etwa in nostalgischer Rückschau die alten Zeiten zurück. Auch die Stadt Porz habe Fehler gemacht, sagt Lindlahr.

So sei es beispielsweise gut, dass die einst geplante Hochhaus-Bebauung entlang des Porzer Rheinufers nicht zustande gekommen sei. Doch immer wieder abgehängt zu werden, habe der Stadtbezirk, dessen Eingemeindung Köln erst den Millionen-Status ermöglicht hat, nicht verdient. Einen Grund zum Feiern sieht Lindlahr daher nicht, solange die Stadt die zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger zugesagten Aufgaben nicht erfülle.