Der Eklat auf Sylt findet unrühmliche Nachahmer: Bei Feiernden in Köln und ganz NRW wurden zahlreiche Vorfälle bekannt.
Rassistische Gesänge im PlanwagenPolizei zählt nach Sylt-Eklat sieben „L’amour toujours“-Fälle in Köln
„Ausländer raus“-Gesänge zum Gigi D’Agostino-Hit „L’amour toujours“ hat es nicht nur auf Sylt gegeben. Die Polizei in Köln hat bis zum 1. Juni bereits sieben Fälle gezählt. NRW-weit hat das Innenministerium nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ eine Sonderauswertung zu dem Phänomen in Auftrag gegeben.
In Köln rückte die Polizei zwar mehrfach wegen Anrufern aus, die von „Ausländer raus“-Gegröle zu dem Partysong berichteten, nur war vor Ort bisher fast niemand konkret zu ermitteln. Meistens spielte sich das ganze bei Partys in Wohnungen ab, bei denen vor Ort keiner zugab, gesungen zu haben. So wurden erst mal alle Personalien aufgenommen.
Bizarr: In einem Fall fand man tatsächlich den Menschen, der „Ausländer raus“ gesungen hatte – er hatte selbst Migrationshintergrund. Offenbar hatte der Mann das Sylt-Video gesehen und fand es vermeintlich lustig, das zu imitieren.
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Polizei Münster: In Coesfeld stiegen junge Männer von einem Planwagen, um wie auf Sylt zu singen
NRW-weit sind gerade nach Bekanntwerden des Sylt-Videos vermehrt Fälle aufgetaucht. So meldete alleine die Polizei Münster am vergangenen Sonntag vier Verfahren per Pressemitteilung. Unter anderem waren in Coesfeld mehrere junge Männer von einem Planwagen gestiegen, um wie auf Sylt zu singen.
Das Innenministerium hat bisher nur Zahlen seit November bis zum 23. Mai. Da waren es NRW-weit „nur“ zehn Anzeigen zu „Ausländer raus“-Gesängen zur Melodie des Gigi D’Agostino-Hits. „Insbesondere seit dem Pfingstwochenende sind der Polizei Nordrhein-Westfalen vermehrt Vorfälle im Kontext zu „L’amour toujours“ - „Ausländer-Raus“- Rufen/Gesängen zur Kenntnis gelangt“, so ein Sprecher des Innenministeriums.
Ob es sich „um eine Häufung handelt oder dies nur durch die mediale Berichterstattung in den Fokus gerät“, könne man nicht sagen. „Derzeit wird eine Sondererhebung zu den Vorfällen in Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Ein Ergebnis liegt dazu erst in den nächsten Tagen vor“, so der Ministeriumssprecher.
UEFA verbietet der österreichischen Nationalmannschaft das Lied als Torhymne
Eine kurze Videosequenz von einer Pfingst-Party im Sylter Club „Pony“ hatte junge Menschen gezeigt, die zu „L’amour toujours“ ungeniert „Deutschland den Deutschen“ und „Ausländer raus“ singen. Der Staatsschutz ermittelt hier wie auch bei den Fällen in NRW.
Die Sylter Szenen haben auch Auswirkungen auf die kommende Fußball-EM in Köln: Die Stadt hat das Abspielen von „L’amour toujours“ in den Fan-Zonen untersagt. In Düsseldorf macht man das nicht: Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) erklärte vergangene Woche, dass ein Verbot der falsche Weg sei. Die UEFA hat allerdings auch der österreichischen Nationalmannschaft das Lied als Torhymne verboten.