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100. Köln-Show im SenftöpfchenKabarettist Robert Griess: „Die Kölner sind Feierbiester“

Lesezeit 4 Minuten
Robert Griess im Porträt

Robert Griess gibt am 3. Juli seine 100. Köln-Show im Senftöpfchen

In der Köln-Show im Senftöpfchen verspricht Robert Griess, die Gäste in 90 Minuten zu Kölnern zu machen. Im Juli findet die 100. Ausgabe statt.

„Im Grunde machen wir eine Stadtführung, aber nicht mit Sehenswürdigkeiten, sondern über die Mentalität und Lebensweise der Kölner“, verrät Robert Griess dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dabei spricht Griess nicht über eine Tour in der Altstadt, sondern von seiner mittlerweile 100. Ausgabe der Köln-Show, die am 3. Juli im Senftöpfchen stattfindet. Ein Anlass, um auf fünf Jahre Köln-Show zu blicken, deren Ende nicht in Sicht sei, so Griess.

Denn mit seinem Versprechen, die Gäste in 90 Minuten – wobei Griess das nicht so genau nimmt mit der Kürze – zu Kölnern zu machen, lockt er nicht nur die Touristen in die Show, sondern die Einheimischen selbst. An seinem „Crashkurs in Klüngel, Kölsch und Karneval“ sind in der Regel ein Drittel der Besucher Kölner. Aber warum sind die Kölnerinnen und Kölner offenbar so versessen darauf, eine Show über die Eigenheiten ihrer Stadt zu hören?

Köln-Show von Robert Griess: Bewundert und belächelt in Deutschland

„Das Wichtigste ist immer Selbstvergewisserung. Der Kölner hört ja gerne, dass er lustig ist, dass er gerne singt und feiert. Und das auch gerne aus berufenem Munde: Dann muss man sich selber nicht so reinarbeiten“, sagt der Kabarettist, der seit 35 Jahren in Köln lebt und aus Bonn stammt.

Die Idee zur Show kam Griess vor über fünf Jahren. Mit seinen Programmen ist der in Sülz wohnende Kabarettist und Autor regelmäßig auf den Kleinkunst-Bühnen in ganz Deutschland unterwegs. Da kommt es zwangsläufig zum Vergleich mit den Eigenheiten anderer Regionen. „Wir Rheinländer gelten als gesellig und unkompliziert. Wenn ich nach einer Vorstellung in Baden-Württemberg in eine Kneipe gehe – wenn da nach elf Uhr überhaupt noch etwas aufhat – dann bleibt man alleine für sich sitzen. Im Rheinland eben nicht.“ Aber die Medaille habe eben zwei Seiten. „Köln steht wegen des Klüngels oder wegen unserer Dauerbaustellen in Verruf.“

Also Klüngel ist nicht lustig. Klüngel heißt, dass ein paar Leute Geschäfte machen zu Lasten aller anderen und woanders nennt man das eben Korruption
Robert Griess, Kabarettist

Mitnichten gehe es also darum, sich bloß zu lobpreisen, wie offen man sei: „Das ist ja kein Karnevalsprogramm“, sagt Griess. Es gehe vielmehr auch darum, „Mahnung und Warnung“ auszusprechen, dass sich andere Städte nur ja die „richtigen Dinge von uns Kölnern abgucken“.

Geradezu fröhlich wird die Köln-Stunde dann, wenn zwischen zwei Geschichten ein kölsches Lied angestimmt wird. „Ich gebe ein Stichwort, zum Beispiel‚ ‚Wenn et Trömmelche jeht‘, und der ganze Saal singt weiter, nicht nur die Einheimischen. In Stuttgart oder München wäre das unvorstellbar.“

Robert Griess: Alles Gute von Köln kommt von außen

Die Kölner seien bekanntermaßen „Feierbiester“ – das liege nicht zuletzt an den schier endlosen Liedern, in denen man Köln besingt. Und auch dafür liefert Griess eine überzeugende These: „Das hat damit zu tun, dass wir die Fremden anlocken wollen, weil wir von unserer Geschichte gelernt haben, dass wir selbst nichts auf die Reihe kriegen. Jeder Fortschritt, alles Gute kam von außen, angefangen mit den Römern, die Zivilisation, fließend Wasser und Fußbodenheizung mitbrachten, über Napoleon und die Franzosen bis ausgerechnet hin zu ausgerechnet den verhassten Preußen, die das Geld organisiert haben, um den Dom nach 600 Jahren Bauzeit noch fertig zu kriegen.“

Auch nach fünf Jahren kommt bei Griess keine Langeweile auf; er habe Material für zweieinhalb Stunden parat, das er je nach gusto variieren könne. Von den Gästen komme auch immer wieder positives Feedback. Unvergessen ist ihm ein Zuschauer, der seine komplette Hochzeitsgesellschaft am Vorabend seiner Eheschließung in den Saal eingeladen hat. „Er hat eine Frau aus Baden-Württemberg geheiratet und meinte, das sei der perfekte Start seiner Ehe, wenn die Süddeutschen mal hören, wie Köln funktioniert.“

Kölner Klüngel ist nicht „lustig“

Trotz aller Lacher – die ambivalenten Gefühle bleiben. „Wir wissen ja, warum wir alle gerne in der Stadt leben, aber keiner kann sich von den Dingen freimachen, die es zu bemängeln gibt.“ Kölsche Sprüche wie „Et hätt noch immer jot jejange“ offenbarten eine fast schon „fatalistische“ Haltung, wodurch Skandale und Krisen einen folkloristischen Touch erhielten. „Aber sie sind trotzdem menschengemacht. Also Klüngel ist nicht lustig: Klüngel heißt, dass ein paar Leute Geschäfte miteinander machen, zu Lasten aller anderen und woanders nennt man sowas eben Korruption oder Vetternwirtschaft. Nur in Köln sagt man: Brauchtum!“

Die Köln-Show am Mittwoch, 3. Juli, sowie am Donnerstag, 18. Juli, beginnt jeweils um 20.15 Uhr. Am 27. Juli findet sie nachmittags um 15 Uhr statt. Am Samstag, 13. Juli tritt Griess zudem mit seinem neuen Programm „Natürliche Intelligenz – letzter Versuch“ auf, Tickets ab 28,60 Euro.