Bayenthal – Mit Metallplatten verbarrikadierte Fenster und Türen und ein Vorgarten, in dem Müll herumliegt – die einst stolze Villa Lenders an der Ecke von Bonner Straße/Schönhauser Straße versprüht Tristesse inmitten von Bayenthal. Zusammen mit zwei weiteren Gebäuden soll das 1876 errichtete Wohnhaus, das mittlerweile der Stadt gehört, Platz machen für die dritte Baustufe der Nord-Süd-Bahn und die hierfür nötige Verbreiterung der Bonner Straße. Eine Rechtsabbiegerspur soll da verlaufen, wo zurzeit noch die Häuser stehen.
Anwohner rätseln, wann der schon für 2015 angekündigte Abbruch stattfindet. „Wir wissen noch von gar nichts, die Stadt hüllt sich diesbezüglich weiterhin in Schweigen“, berichtet Bernhard Kalthoff. Seine Zoohandlung liegt zwischen der Villa Lenders und dem früheren Alpha-Hotel. Dass das kleine Büro- und Geschäftsgebäude, das sich im Besitz der Evangelischen Kirchgemeinde befindet, nicht ebenfalls weichen muss, liegt an der Häuserfront, die von der Bonner Straße aus rund zehn Meter nach hinten springt. Platz genug für die neue Spur.
Planfeststellungsbeschluss fehlt
Der Abriss der Nachbarhäuser lässt indes auf sich warten. Der Grund: Für die Verlängerung der Gleistrasse fehlt der Stadt bislang schlicht ein gültiger Planfeststellungsbeschluss der zuständigen Bezirksregierung. „Er müsste uns in den nächsten Tagen zugestellt werden“, sagt Bernd Kiefer vom Liegenschaftsamt der Stadt Köln. Davon geht auch Bezirksregierungssprecher Dirk Schneemann aus: „Es wird aktuell noch an den letzten Feinheiten gearbeitet. Die damit betrauten Kollegen wollen die Unterlagen wirklich wasserdicht haben.“
Eine zusätzliche Offenlage der Pläne im Spätherbst, nach Berücksichtigung von Änderungsvorschlägen, hatte die Fertigstellung noch vor Jahresfrist unmöglich gemacht.
Noch zu keiner Einigung ist es indes zwischen der Stadt und den Besitzern des zum Abbruch vorgesehenen Wohngebäudes Bonner Straße 219 gekommen. „Die Verhandlungen laufen noch“, so Gudrun Hammermann, deren Mann und Tochter das Haus gehört. Erste Angebote waren unter ihren Erwartungen geblieben. Wie viel die Immobilie der Stadt inzwischen Wert ist, darüber sei nun jedoch Stillschweigen vereinbart worden.
Protestschreiben an Henriette Reker
Erschwert wird die Situation für beide Parteien durch den letzten noch verbliebenen Mieter der Hammermanns, einem Fachhandel für Nahrungsergänzungsmittel, im Erdgeschoss des Hauses. Der betroffene Inhaber wollte sich gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ nicht äußern.
Am Zeitplan für die Fällung der ersten von insgesamt 230 Bäumen entlang der Bonner Straße und der Schönhauser Straße noch in diesem Winter möchte die Stadt allerdings festhalten. Bernd Kiefer vom Umwelt- und Verbraucherschutzamt: „Weggenommen werden nur Bäume, die den Arbeiten im laufenden Jahr im Weg stehen. Kein Baum wird unnötig früh gefällt.“
Widerstand hiergegen leisten nur noch die Freien Wähler und das Bürgerbündnis Nabis (Natur, Bildung, Soziales). In einem Protestschreiben an Bürgermeisterin Henriette Reker fordern sie eine Verschiebung und weitere Überarbeitung des „bürger- und naturschädlichen Rückbaus der Bonner Straße, der mit erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität der Bewohner des Kölner Südens verbunden sein wird“. Bei wöchentlichen Treffen, immer dienstags um 19 Uhr im Pfarrsaal der Kirche Mariä Empfängnis, Raderberger Straße 205, will das Bürgerbündnis sein weiteres Vorgehen abstimmen.
Bereits Ende November hatten die Aktivisten ihrem Unmut über die geplanten Fällungen Luft verschafft, in dem sie die zur Abholzung bestimmten, zum Teil 70 Jahre alten Platanen an der Schönhauser Straße mit Trauerflor geschmückt hatten.