Köln – Der Marienburger Hotelchef Andreas Degen ist empört über das Verhalten der Stadtverwaltung. In einer knappen Mitteilung hatte diese am Mittwoch erklärt, dass sie bei einer Zwangsversteigerung „das frühere Marienburger Bonotel“, ein „früheres Vier-Sterne-Haus“ gekauft habe. Tatsächlich ist das Hotel an der Bonner Straße 478 jedoch bis heute vollständig in Betrieb.
„Ich bin sehr verärgert, dass die Stadt Behauptungen aufstellt, die annehmen lassen, wir seien insolvent oder hätten geschlossen“, sagte Degen, geschäftsführender Gesellschafter der Marienburger Bonotel Hotelbetriebsgesellschaft. Der Pachtvertrag laufe noch bis zum Jahr 2019. „Danach haben wir zudem ein Optionsrecht auf weitere fünf Jahre“, so Degen. Sollte die Stadt ein Sonderkündigungsrecht in Anspruch nehmen, bleibe der Betrieb bis Ende des Jahres bestehen. Der Status als Vier-Sterne-Hotel wurde dem Betreiber im Dezember 2013 offiziell bestätigt.
5,8 Millionen Euro Kaufpreis
Die Stadt hat nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ 5,8 Millionen Euro für das Gebäude bezahlt. Nach einem Umbau soll das Haus künftig als Flüchtlingsunterkunft dienen. Der Kauf erfolgte offenbar relativ überstürzt: OB Jürgen Roters und - wie vorgeschrieben - ein weiteres Ratsmitglied hatten die Teilnahme an der Zwangsversteigerung per Dringlichkeitsverordnung genehmigt. Aus einem Verwaltungsdokument, das dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt, geht hervor, dass Roters bereit war, ein Höchstgebot von 8,28 Millionen Euro abzugeben, um etwaigen Mitbietern zuvorzukommen. Der geschätzte Verkehrswert liegt bei 6,9 Millionen Euro.
In dem 4000 Quadratmeter großen Gebäude befindet sich der Hotelbetrieb mit 93 Zimmern. Es handelt sich um 55 Einzel- und 34 Doppelzimmer sowie vier Suiten. Im hinteren Teil liegt ein Bürotrakt, den andere Mieter belegen. Ein Gutachter des Amtsgerichts hatte Baumängel festgestellt. Dazu gehören unter anderem Risse im Putz und Nässeeinwirkungen. Die Stadt hatte kalkuliert, dass ein Kauf des Hauses günstiger sei als eine Ersteigerung durch einen Dritten, von dem das Gebäude gemietet werden könnte. Das hätte innerhalb von 20 Jahren 11,08 Millionen Euro gekostet.
Für den bevorstehenden Umbau zur Flüchtlingsunterkunft wird mit einer Investition von etwa 500.000 Euro gerechnet. Insgesamt sollen bis zu 200 Menschen in dem Gebäude unterkommen. Das wäre ein klarer Verstoß gegen die eigenen städtischen Leitlinien, die maximal 80 Bewohner pro Standort vorsehen. Die Sozialverwaltung stellt fest, dass ein Standort für 200 Flüchtlinge einer „intensiven sozialarbeiterischen Begleitung“ bedürfe, weshalb zwei Vollzeitstellen für Betreuer nötig seien. Unklar bleibt, ob die Hotelzimmer, die über Bäder verfügen, auch mit Küchen ausgestattet werden. Sozialdezernentin Henriette Reker wollte sich am Donnerstag nicht zu den Vorgängen äußern.
Eigentümer des Gebäudes waren bislang der im September 2012 verstorbene Ronny Sporn und der langjährige Dorint-Chef Herbert Ebertz, der im Februar 2013 starb. Seit Anfang 2012 stand das Haus unter Zwangsverwaltung, was nun zur Versteigerung führte.