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A4-Ausbau im Kölner SüdenStreit über Abriss der Rodenkirchener Brücke erreicht die Bundesregierung

Lesezeit 3 Minuten
Die Rodenkirchener Brücke im Kölner Süden

Die Rodenkirchener Brücke soll abgerissen und neu gebaut werden.

Bundestagsabgeordneter Sven Lehmann (Grüne) kritisiert das Projekt in einem Brief an Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) als klimaschädlich.

Der Streit um den geplanten achtspurigen Ausbau der Autobahn A4 bei Rodenkirchen und den dafür notwendigen Abriss der Rodenkirchener Brücke hat jetzt auch die Bundesregierung erreicht. Sven Lehmann (Grüne), Staatssekretär im Bundesfamilienministerium und Queerbeauftragter der Bundesregierung, fordert von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) einen Verzicht auf das Millionenprojekt mit dem Namen „A4 Plus“.

„Ich persönlich halte die einstigen Pläne für nicht mehr zeitgemäß, zu teuer und noch dazu klimaschädlich – dem Autobahnausbau und -neubauplänen liegen fragwürdige Erhebungen zugrunde“, schreibt Lehmann in einem Brief an Wissing in seiner Funktion als direkt gewählter Bundestagsabgeordneter für den Kölner Süden.

Abriss der Rodenkirchener Brücke in Köln: Bundesregierung schaltet sich ein

Der geplante Ausbau der A4 sorgt insbesondere bei den direkt betroffenen Anwohnerinnen und Anwohnern für heftige Kritik und Widerstand. „Für den achtstreifigen Ausbau der A4 im Kölner Süden steht fest, dass die Rodenkirchener Brücke aus statischen Gründen nicht bestehen bleiben kann“, teilte die mit den Planungen befasste Autobahn GmbH mit. „Die Rodenkirchener Brücke ist ein wichtiges Symbol für den Kölner Süden, mit dem die Menschen vor Ort sich identifizieren“, schreibt Lehmann in seinem Brief an Wissing. Das Großprojekt wäre mit starken Beeinträchtigungen für Mensch und Natur verbunden.

Sven Lehmann von Bündnis 90/Die Grünen

Bundestagsabgeordneter Sven Lehmann (Grüne)

Ich persönlich halte die einstigen Pläne für nicht mehr zeitgemäß.
Sven Lehmann (Grüne)

Lehmann kritisiert, dass die Verkehrsstudien, mit denen die Autobahn GmbH die Ausbaupläne und den Neubau der Rodenkirchener Brücke begründet, auf veralteten Verkehrsdaten aus dem Jahr 2018 basieren. In diesem Zeitraum sei vor allem der Güterverkehr aufgrund mehrerer Faktoren auf der A 4 enorm erhöht gewesen.

Rodenkirchener Brücke: Täglich Staus im Kölner Süden

Der gesamte Ost-West- und Süd-Nordwest-Verkehr musste damals über den südlichen Autobahnring abgeleitet werden, weil die Leverkusener und die Mülheimer Brücke für Lkw gesperrt waren und die Zoobrücke durch die Lastenbeschränkung für Lkw ab 30 Tonnen nicht nutzbar ist. „Mit dem zeitnahen Abschluss der Arbeiten an der Leverkusener Brücke wird sich die Situation auf der A4 absehbar entspannen“, argumentiert Lehmann.

Die Autobahn GmbH verweist hingegen darauf, dass in die Prognose der zukünftigen Verkehre nicht nur die Zählergebnisse aus dem Jahr 2018, sondern auch Erwartungen zur Entwicklung der Region eingeflossen seien. So würde eine höhere Zahl an Menschen oder Unternehmen in der Region auch eine Zunahme des Verkehrs bedeuten.

Bereits heute sei die Rodenkirchener Brücke mit durchschnittlich bis zu 135.000 Kraftfahrzeugen pro Tag zwischen dem Autobahnkreuz Köln-Süd und der Anschlussstelle Köln-Poll stark belastet und es komme im gesamten Kölner Süden beinahe täglich zu Staus. Sollte der zwischen Wesseling und Niederkassel geplante Rheintunnel „Rheinspange 553“ nicht entstehen, würde der Verkehr auf der Rodenkirchener Brücke im Jahr 2030 auf bis zu 158.700 Kraftfahrzeuge pro Tag ansteigen, so die Einschätzung der Autobahn GmbH.

Lehmann hat Wissing zum Gespräch in Rodenkirchen eingeladen, damit sich der Verkehrsminister vor Ort einen Eindruck von der Lage machen kann.