KölnbergSozialarbeiter verteilen Waren für Bedürftige und 15-jährige Schwangere
Meschenich – „Milch, Eier, Nudeln, Reis, Mehl, Kartoffeln, Obst und Gemüse. Für die Kinder auch Kakao und Fruchtsaft“. Amir Rakhsh-Bahar, Sozialarbeiter im Jugendzentrum in Meschenich, zählt auf, welche Lebensmittel er im Großhandel besorgt hat. Insgesamt rund sieben Tonnen schätzt er, denn den Wagenanhänger mit einer Last von 700 Kilogramm hat er zehnmal gefüllt. Jetzt steht alles in einzelnen blauen Plastiktüten parat für die Ausgabe an Bedürftige, eine Aktion, die das Jugendzentrum spontan organisiert hat.
Kölner Tafel packt mit an
Geholfen haben dabei die Kölner Tafel und die Stiftung „Ein Herz lacht“ aus Troisdorf, die das Jugendzentrum seit vielen Jahren mit finanziellen Mitteln unterstützt, diesmal wurden für 3700 Euro Lebensmittel eingekauft.
Die Aktion kam Leiterin Azbiye Kokol spontan in den Sinn, auch wenn es nicht das erste Mal ist, dass sie hier nicht nur Lebensmittel verteilt. Bereits im ersten Lockdown hat das Team des Jugendzentrums mit Spendengeldern eine ähnliche Aktion gestartet. Über die Karnevalstage sei das besonders wichtig – da sind viele zuhause und Nahrungsmittel gibt es oftmals nicht.
Babynahrung für schwangere 15-Jährige
Das weiß Kokol aus ihrer täglichen Arbeit im Jugendzentrum.Oft genug wird sie gefragt, ob sie Kleidung habe oder Babynahrung und Windeln besorgen kann, für Hochschwangere, die jüngsten gerade mal 15 Jahre alt. Auch jetzt ist die Warteschlange lang. Zwei Stunden wird ausgeteilt. Familien, Schwangere, Jugendliche und Kinder warten geduldig in der Kälte. „Wir verteilen an alle, die Bedarf haben“, sagt Kokol. Gepackt wurde für rund 60 Familien, die auf einer Liste stehen in die sie sich zuvor eingetragen haben. „Wir wissen, dass die Sachen gut ankommen“, sagt Kokol.
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Oftmals kommen Jugendliche auch alleine, ohne ihre Angehörigen. „Die würden das nicht machen, wenn sie die Lebensmittel nicht wirklich brauchen“, sagt Kokol. Ein junges Paar bittet um eine Spende, aber es muss warten, denn es steht nicht auf der Liste. Was übrig bleibt, wenn alles an die vorgemerkten Familien verteilt ist, wird dann an das Paar und andere spontanen Besucher ausgegeben. In der Regel bleibt nichts übrig.
Familie, die auf dem Boden schläft
Eine Frau, die mit ihren Kindern auf dem Boden schläft, fragt, ob sie Decken haben könne. Die Verständigung läuft oftmals über die Übersetzungsfunktion des Internets. Kokol wendet sich per Telefon an ihr privates Netzwerk, kurze Zeit später sind die Decken organisiert.
Kokol hat in ihrer Nachbarschaft auch um Kleidung gebeten. Junge Familien dürfen in den eingegangenen Spenden stöbern, einzeln, mit Mund-Nasenschutz. „Die Auswahl wollen wir nicht vorgeben. Die Menschen nehmen hier nur das, was sie brauchen“, sagt sie. Auch die Sozialarbeiter der benachbarten Grundschule helfen bei der Verteilung.
Der Offene Ganztag ist über die beweglichen Feiertage geschlossen. Schulsozialarbeiterin Verena Aurbek nutzt die Zeit, mit einigen Eltern über ihre Kinder zu sprechen und Anträge auszufüllen. Am Vormittag war sie auf dem Kölnberg direkt vor Ort unterwegs. Die Familien können bei ihr Berechtigungen für ein kostenfreies Mittagessen unterschreiben. „Wir haben hier viele Familien, die keine Sozialleistungen beziehen. Es geht um Armut, um Aufenthalts- und Wohnrecht“, so Aurbek.