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Nach Rückbau der HochhäuserGroßes Kölner Wohnprojekt entsteht auf ehemaligem Gelände der „Deutschen Welle“

Lesezeit 4 Minuten
Neben dem Deutschlandfunk-Hochhaus in Marienburg entsteht das Quartier „Die Welle“.

Neben dem Deutschlandfunk-Hochhaus in Marienburg entsteht das Quartier „Die Welle“.

Wo bis vor zwei Jahren in Marienburg die charakteristischen Hochhäuser standen, werden nun Wohnungen gebaut. So soll das neue Quartier aussehen.

Seit zwei Jahren sind die Türme der Deutschen Welle in Marienburg Geschichte. Bereits 2003 zogen die Mitarbeitenden der Rundfunkanstalt aus den asbestbelasteten Hochhäusern aus, 2019 startete der Rückbau. Nun entsteht auf dem ehemaligen Gelände der Deutschen Welle ein neues Quartier, dessen Bau vor drei Wochen begonnen hat. Über 750 Wohnungen wird es am Raderberggürtel geben, dazu Gewerbe und eine Kita. Die Verantwortlichen sprechen vom aktuell wohl größten Wohnbauprojekt Kölns.

Rückbau der Hochhäuser war größtes Asbestsanierungsprogramm Europas

Realisiert wird das Quartier von der Schweizer Immobilienfirma Empira Invest, die das Projekt mit dem Beschluss des Bebauungsplans im vergangenen Jahr federführend übernommen hat. Die Empira ist in Köln an verschiedenen Wohnprojekten beteiligt. So plant sie unter anderem auch den Bau von Ein-Zimmer-Apartments auf dem Gelände der ehemaligen Post am Ehrenfeldgürtel, in unmittelbarer Nachbarschaft zu diversen Clubs (wir berichteten). Den Rückbau der Deutsche-Welle-Hochhäuser realisierte noch das Unternehmen Bauwens in Zusammenarbeit mit dem Projektentwickler Wohnkompanie. Es soll sich um das größte Asbestsanierungsprojekt Europas gehandelt haben.

Die alten Deutsche-Welle-Hochhäuser, fotografiert im Jahr 2017

Die alten Deutsche-Welle-Hochhäuser, fotografiert im Jahr 2017

Am Raderberggürtel entsteht unter dem Titel „Die Welle“ nun an gleicher Stelle ein Wohnquartier. „Mit dem Projektnamen wollen wir dem Standort Rechnung tragen“, sagt Christoph Keilbar, Projektleiter der Empira für „Die Welle“. Der Bebauungsplan sei über acht Jahre hinweg entwickelt worden, jetzt könne man endlich mit dem Wohnungsbau starten.

„Wir beginnen mit dem ersten Abschnitt direkt neben dem Deutschlandradio und arbeiten uns dann im Uhrzeigersinn vor“, so Keilbar. 752 Wohneinheiten entstehen, darunter sind zehn Prozent geförderte Wohnungen. Da das Bestandsgebäude erheblich mit krebserregendem Asbest belastet war, wurde der Abriss überdurchschnittlich teuer. Deshalb erließ die Stadt den Bauherren die Verpflichtung, gemäß des Kooperativen Baulandmodells den 30-Prozent-Anteil an Sozialwohnungen zu erfüllen — man einigte sich auf bis zu zehn Prozent.

In Marienburg entstehen 750 neue Wohnungen

„Wir rechnen damit, dass die komplette Anlage Mitte 2027 fertig sein wird“, sagt Keilbar. „Mit 70.000 Quadratmetern Wohnfläche ist das aktuell wohl das größte Wohnbauprojekt Kölns.“ Der erste Bauabschnitt soll bis Mitte 2025 fertig sein, darunter sind auch die öffentlich-geförderten Wohnungen, die in unmittelbarer Nähe zum Deutschlandfunk-Hochhaus und zur Straße hin entstehen. Die Kita, die auch der umliegenden Nachbarschaft dienen soll und für sechs Gruppen geplant ist, soll ein Jahr später fertigstellt werden. Die Wohnungen werden zwischen einem und fünf Zimmern groß sein und sind barrierefrei.

Von oben ist die Nachbarschaft zum Deutschlandfunk gut erkennbar.

Von oben ist die Nachbarschaft zum Deutschlandfunk gut erkennbar.

Gebaut wird nach einem Entwurf des Kölner Astoc-Architekturbüros. In Architekturforen wurde der Entwurf schon als „introvertierte Figur mit Festungscharakter“ beschrieben. „Vom Raderberggürtel aus betrachtet, ist die Ansicht vielleicht geschlossen“, entgegnet Empira-CEO Marcus Bartenstein.

Kritik am Entwurf der Kölner Architekten – „Festungscharakter“

„Aber für die Lebensqualität der Bewohner ist es schön, die Straßenbahn und Autos nicht so wahrzunehmen.“ Projektleiter Keilbar nennt den Entwurf „sehr gelungen“. „Natürlich gibt es immer Leute, denen etwas nicht gefällt.“ Das Farbkonzept lehne sich an die alten Farben des Deutsche-Welle-Hochhauses an, innen habe das Quartier einen sehr grünen Charakter.

Die Baustelle in Raderberg. Mit dem Wohnbau wird jetzt begonnen.

Die Baustelle in Raderberg. Mit dem Wohnbau wird jetzt begonnen.

„Jede Wohnung hat einen Außenbereich, also entweder einen Balkon, eine Terrasse oder einen Garten“, so Keilbar. Die Empira hält die Wohnungen im Bestand und vermietet, Eigentumswohnungen wird es nicht geben. „Aktuell gibt es kein besonders freundliches Umfeld für Wohnungsbau, durch die Zinserhöhung und gestrichene KfW-Zuschüsse. Wir versuchen, langfristig zu planen und solche Zyklen dadurch auch mal aussitzen zu können“, erklärt Bartenstein die Entscheidung.

Nachhaltiges Konzept – Mietpreise stehen noch nicht fest

Über einen Fond der Pangaea Life, einer Tochter der Versicherung „Die Bayerische“, können Privatpersonen in die Entwicklung des Quartiers investieren. „Für Einheimische ist es eine gute Gelegenheit direkt zu sehen, wo das Geld wirkt, weil sie beispielsweise jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit daran vorbeifahren“, sagt Daniel Regensburger von Pangaea Life.

Im Innenhof sollen Spielplätze und Grünflächen entstehen.

Im Innenhof sollen Spielplätze und Grünflächen entstehen.

Die Mietpreise für „Die Welle“ stehen noch nicht fest. „Aber sie werden sich an marktgängigen Preisen orientieren“, so Bartenstein. Ein Schnäppchen dürften die Wohnungen im frei finanzierten Sektor der „Welle“ wohl nicht werden. Auch, weil die Empira das Quartier unter hohen Umweltstandards plant. „Die Welle“ soll den „KfW 40 NH-Standard“ erfüllen, die Gebäude verbrauchen also nur 40 Prozent der gesetzlichen Standards an Energie. Von der „Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen“ soll das Projekt die Platin-Zertifizierung bekommen.

Das ganze Quartier wird an die Fernwärme angeschlossen. „Zum Energiekonzept gehört außerdem eine Photovoltaikanlage auf sämtlichen Dachflächen, Strom für E-Mobilität in der Tiefgarage, eine hohe Dämmung der Wände und Fenster, begrünte Dächer und verschiedene Grünkonzepte im Quartier wie Urban Gardening, eine Streuobstwiese, Insektenhotels und Spielplätze“, sagt Keilbar. Dazu kämen Ladestationen für E-Lastenräder und über 2000 Fahrradstellplätze. Da die 620 Parkplätze komplett unterirdisch gelegt werden, soll es innerhalb des Quartiers keinen Autoverkehr geben.