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Gegen rechte Hetze„Omas gegen rechts“ aus dem Kölner Süden demonstrieren gegen AfD

Lesezeit 3 Minuten
Eine Gruppe von Menschen mit Transparenten

Die Aktivisten der „Omas gegen rechts“ im Kölner Süden.

Die „Omas gegen rechts“ aus dem Kölner Süden demonstrieren vor dem AfD-Kreisparteitag in Chorweiler. Ihre Aktionen sind ein Gegengewicht zu rechtem Gedankengut.

Nach Angaben der Polizei haben rund 500 Menschen am Mittwoch gegen den Kreisparteitag der AfD in Chorweiler protestiert. Unter den Demonstranten waren auch die „Omas gegen rechts“, eine überparteiliche, zivilgesellschaftliche Organisation, die 2017 als Graswurzelbewegung in Österreich gegründet wurde und inzwischen auch in Deutschland auf über 200 Gruppen mit rund 35.000 Aktivistinnen gewachsen ist.

„Wir möchten der AfD nicht widerspruchslos den Raum überlassen, um ihren Hass und rechte Hetze zu verbreiten. Deshalb sind wir mit unseren selbstgebastelten Bannern und Schildern immer sichtbar und zeigen vor Ort Flagge gegen Rassismus und Rechtsextremismus“, sagt Gabriele Teuber, die im letzten Jahr im Kölner Süden eine neue „Omas gegen rechts“-Gruppe gegründet hat.

Für die Proteste haben die „Omas“ aus dem Kölner Süden extra ein drei Meter langes Banner mit der Aufschrift „Omas und Opas gegen rechts“ in Auftrag gegeben. „Wir haben extra aufgerüstet, um in der Menge der Demonstranten sichtbar zu sein“, so Teuber.

Aktive Senioren kämpfen für eine bessere Zukunft

Die Gruppe ist inzwischen auf zwanzig Personen angewachsen und trifft sich regelmäßig an jedem zweiten Donnerstag im Monat, um Flashmobs, Demos oder Infostände zu organisieren. Jede Oma arbeitet ehrenamtlich, es gibt keine Büros, keine Reisekosten, keine Sponsoren. Die Buttons und Flyer werden aus dem eigenen Portemonnaie bezahlt.

Wir sind Aktivisten, heißen zwar Omas, wir nehmen aber auch gerne Opas. Mitmachen kann jeder, es gibt auch keine Altersgrenze, weder nach unten noch nach oben. Was wir dringend suchen, ist der Kontakt zu den Jungen in dieser Stadt“, appelliert die 69-jährige Gabriele Teuber, die früher als Lehrerin an der Europaschule in Zollstock tätig war.

Ziemlich enttäuscht ist die Gründerin von der Wahrnehmung der „Omas“ in den Medien und damit auch in der Öffentlichkeit. „Mich ärgert es kolossal, dass wir als Gutmenschen, als strickende Truppe gesehen werden. Diese Sicht ist schlicht falsch, wir sind politisch denkende Menschen mit viel Lebenserfahrung, die dafür kämpfen, dass die nächste Generation nicht in einer Diktatur leben muss. Wir wissen, wofür wir auf die Straße gehen und können auch Argumente liefern.“

Eine Frau hält ein Plakat auf dem steht Omas gegen rechts – Vertrauen statt Hass und Hetze

Gabriele Teuber mit Plakat

Die bundesweite Bewegung ist keine Partei, es gibt auch kein Parteiprogramm und keine Mitgliedschaften Der Verein wurde vom Zentralrat der Juden 2020 mit dem Paul-Spiegel-Preis gewürdigt und erhielt 2024 den Aachener Friedenspreis.

Gabriele Teuber wünscht sich im Neuen Jahr nicht nur weniger Ignoranz gegenüber den „Omas gegen rechts“, sondern auch, dass die Kölnerinnen und Kölner weniger Angst haben, rechtes Gedankengut zu entlarven.

Weil die AfD-Leute rhetorisch gut geschult sind und ihre Themen verkürzt und zugespitzt vorträgt, hat der Verein „Omas gegen rechts“ Deutschland“ ein Handbuch herausgegeben, in dem auf über 200 Seiten das Wahlprogramm der AfD analysiert und einzelne öffentliche Äußerungen von AfD-Politikern aufgelistet werden. Außerdem enthält das Buch Argumentationshilfen für Gespräche mit Menschen, die die populistischen Parolen bewusst oder auch unbewusst für gut befinden.

Teuber sagt: „Wir ärgern die AfD wahrscheinlich mehr als sie zugibt, denn im letzten Jahr gab es plötzlich eine Neugründung innerhalb der Partei, die ‚Omas für Demokratie‘. Ich habe recherchiert und festgestellt, dass die AfD-Omas mit KI generiert wurden und das Ganze ein Fake ist, aber darin ist die AfD ganz groß.“

Die AfD hat bei den Frauen über 60 das geringste Wählerpotential, deshalb sieht Teuber eine große Chance, diese Altersgruppe zu aktivieren. „Das Allerwichtigste ist, gegen das Klima der Angst anzutreten. Unser Grundgesetz ist keine verstaubte Verfassung, das ist das Beste, was wir in der deutschen Geschichte hatten, das ist ein Schatz. Solange die AfD offiziell nicht verboten ist, solange werden wir die Parteitage stören, deshalb werden auch Omas aus dem ganzen Bundesgebiet dieses Wochenende beim Bundesparteitag in Riesa vor Ort sein und Flagge zeigen.“


Omasgegenrechts-koelsued@web.de, www.Omasgegenrechts-deutschland.org